Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.ein Schauspiel. Heu vorlieb nehmen. Dir eine Stallmagd, undkeine Amalia! Geht ab. Zweyte Scene. Des alten Moors Schlafzimmer. Der alte Moor schlafend in einem Lehnsessel. Amalia. Amalia snchte herbey schleichend. Leise, leise! er schlummert. Sie stellt sich vor den schlafenden. Wie schön, wie ehrwürdig! -- ehrwürdig, wie man die Heiligen malt -- nein, ich kann dir nicht zür- nen! Weislockigtes Haupt, dir kann ich nicht zür- nen! Schlummre sanft, wache froh auf, ich allein will hingehn und leiden. D. a. Moor träumend. Mein Sohn! mein Sohn! mein Sohn! Amalia ergreift seine Hand. Horch, horch! sein Sohn ist in seinen Träumen. D. a. Moor. Bist du da? bist du wirklich? ach! wie siehst du so elend? Sieh mich nicht an mit diesem kummervollen Blick! ich bin elend ge- nug. Amalia wekt ihn schnell. Seht auf, lieber Greis! ihr träumtet nur. Faßt euch! D. a. Moor halb wach. Er war nicht da? drükt ich nicht seine Hände? Garstiger Franz! willst du ihn auch meinen Träumen entreissen? Ama-
ein Schauſpiel. Heu vorlieb nehmen. Dir eine Stallmagd, undkeine Amalia! Geht ab. Zweyte Scene. Des alten Moors Schlafzimmer. Der alte Moor ſchlafend in einem Lehnſeſſel. Amalia. Amalia ſnchte herbey ſchleichend. Leiſe, leiſe! er ſchlummert. Sie ſtellt ſich vor den ſchlafenden. Wie ſchoͤn, wie ehrwuͤrdig! — ehrwuͤrdig, wie man die Heiligen malt — nein, ich kann dir nicht zuͤr- nen! Weislockigtes Haupt, dir kann ich nicht zuͤr- nen! Schlummre ſanft, wache froh auf, ich allein will hingehn und leiden. D. a. Moor traͤumend. Mein Sohn! mein Sohn! mein Sohn! Amalia ergreift ſeine Hand. Horch, horch! ſein Sohn iſt in ſeinen Traͤumen. D. a. Moor. Biſt du da? biſt du wirklich? ach! wie ſiehſt du ſo elend? Sieh mich nicht an mit dieſem kummervollen Blick! ich bin elend ge- nug. Amalia wekt ihn ſchnell. Seht auf, lieber Greis! ihr traͤumtet nur. Faßt euch! D. a. Moor halb wach. Er war nicht da? druͤkt ich nicht ſeine Haͤnde? Garſtiger Franz! willſt du ihn auch meinen Traͤumen entreiſſen? Ama-
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ein Schauſpiel.
Heu vorlieb nehmen. Dir eine Stallmagd, und
keine Amalia! Geht ab.
Zweyte Scene.
Des alten Moors Schlafzimmer.
Der alte Moor ſchlafend in einem Lehnſeſſel. Amalia.
Amalia ſnchte herbey ſchleichend. Leiſe, leiſe! er
ſchlummert. Sie ſtellt ſich vor den ſchlafenden. Wie
ſchoͤn, wie ehrwuͤrdig! — ehrwuͤrdig, wie man
die Heiligen malt — nein, ich kann dir nicht zuͤr-
nen! Weislockigtes Haupt, dir kann ich nicht zuͤr-
nen! Schlummre ſanft, wache froh auf, ich allein
will hingehn und leiden.
D. a. Moor traͤumend. Mein Sohn! mein Sohn!
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Amalia ergreift ſeine Hand. Horch, horch! ſein
Sohn iſt in ſeinen Traͤumen.
D. a. Moor. Biſt du da? biſt du wirklich?
ach! wie ſiehſt du ſo elend? Sieh mich nicht an
mit dieſem kummervollen Blick! ich bin elend ge-
nug.
Amalia wekt ihn ſchnell. Seht auf, lieber Greis!
ihr traͤumtet nur. Faßt euch!
D. a. Moor halb wach. Er war nicht da? druͤkt
ich nicht ſeine Haͤnde? Garſtiger Franz! willſt du
ihn auch meinen Traͤumen entreiſſen?
Ama-
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/83>, abgerufen am 27.07.2024. |