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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
Was zu thun? Der Hund ist mir hart an den Fer-
sen und wüthig, also kurz resolvirt -- ein Anlauf
genommen -- drüben bin ich. Dem Sprung hatt
ich Leib und Leben zu danken; die Bestie hätte mich
zu Schanden gerissen!
Moor. Aber wozu izt das?
Spiegelberg. Dazu -- daß du sehen sollst,
wie die Kräffte wachsen in der Noth. Darum laß
ich mirs auch nicht bange seyn, wenns aufs äusser-
ste kommt. Der Muth wächst mit der Gefahr;
Die Kraft erhebt sich im Drang. Das Schicksal
muß einen großen Mann aus mir haben wollen,
weil's mir so queer durch den Weg streicht.
Moor ärgerlich. Jch wüßte nicht wozu wir den
Muth noch haben sollten, und noch nicht gehabt
hätten.
Spiegelberg. So? -- Und du willst also dei-
ne Gaben in dir verwittern lassen? Dein Pfund
vergraben? Meynst du, deine Stinkereyen in Leip-
zig machen die Gränzen des menschlichen Witzes
aus? Da laß uns erst in die große Welt kommen.
Paris und London! -- wo man Ohrfeigen einhan-
delt, wenn man einen mit dem Nahmen eines ehr-
lichen Mannes grüßt. Da ist es auch ein Seelen-
jubilo, wenn man das Handwerk ins große prakti-
zirt. -- Du wirst gaffen! Du wirst Augen machen!
Wart,
B 5
ein Schauſpiel.
Was zu thun? Der Hund iſt mir hart an den Fer-
ſen und wuͤthig, alſo kurz reſolvirt — ein Anlauf
genommen — druͤben bin ich. Dem Sprung hatt
ich Leib und Leben zu danken; die Beſtie haͤtte mich
zu Schanden geriſſen!
Moor. Aber wozu izt das?
Spiegelberg. Dazu — daß du ſehen ſollſt,
wie die Kraͤffte wachſen in der Noth. Darum laß
ich mirs auch nicht bange ſeyn, wenns aufs aͤuſſer-
ſte kommt. Der Muth waͤchſt mit der Gefahr;
Die Kraft erhebt ſich im Drang. Das Schickſal
muß einen großen Mann aus mir haben wollen,
weil's mir ſo queer durch den Weg ſtreicht.
Moor aͤrgerlich. Jch wuͤßte nicht wozu wir den
Muth noch haben ſollten, und noch nicht gehabt
haͤtten.
Spiegelberg. So? — Und du willſt alſo dei-
ne Gaben in dir verwittern laſſen? Dein Pfund
vergraben? Meynſt du, deine Stinkereyen in Leip-
zig machen die Graͤnzen des menſchlichen Witzes
aus? Da laß uns erſt in die große Welt kommen.
Paris und London! — wo man Ohrfeigen einhan-
delt, wenn man einen mit dem Nahmen eines ehr-
lichen Mannes gruͤßt. Da iſt es auch ein Seelen-
jubilo, wenn man das Handwerk ins große prakti-
zirt. — Du wirſt gaffen! Du wirſt Augen machen!
Wart,
B 5
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[25/0047] ein Schauſpiel. Was zu thun? Der Hund iſt mir hart an den Fer- ſen und wuͤthig, alſo kurz reſolvirt — ein Anlauf genommen — druͤben bin ich. Dem Sprung hatt ich Leib und Leben zu danken; die Beſtie haͤtte mich zu Schanden geriſſen! Moor. Aber wozu izt das? Spiegelberg. Dazu — daß du ſehen ſollſt, wie die Kraͤffte wachſen in der Noth. Darum laß ich mirs auch nicht bange ſeyn, wenns aufs aͤuſſer- ſte kommt. Der Muth waͤchſt mit der Gefahr; Die Kraft erhebt ſich im Drang. Das Schickſal muß einen großen Mann aus mir haben wollen, weil's mir ſo queer durch den Weg ſtreicht. Moor aͤrgerlich. Jch wuͤßte nicht wozu wir den Muth noch haben ſollten, und noch nicht gehabt haͤtten. Spiegelberg. So? — Und du willſt alſo dei- ne Gaben in dir verwittern laſſen? Dein Pfund vergraben? Meynſt du, deine Stinkereyen in Leip- zig machen die Graͤnzen des menſchlichen Witzes aus? Da laß uns erſt in die große Welt kommen. Paris und London! — wo man Ohrfeigen einhan- delt, wenn man einen mit dem Nahmen eines ehr- lichen Mannes gruͤßt. Da iſt es auch ein Seelen- jubilo, wenn man das Handwerk ins große prakti- zirt. — Du wirſt gaffen! Du wirſt Augen machen! Wart, B 5

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/47>, abgerufen am 21.11.2024.