Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.ein Schauspiel. lung viehischer Begierden? Oder stikt es vielleichtim Resultat dieses Aktus, der doch nichts ist als eiserne Nothwendigkeit, die man so gern wegwünsch- te, wenns nicht auf Unkosten von Fleisch und Blut geschehn müßte. Soll ich ihm etwa darum gute Worte geben, daß er mich liebt? das ist ei- ne Eitelkeit von ihm, die Schoossünde aller Künst- ler, die sich in ihrem Werk kokettieren, wär es auch noch so heßlich. -- Sehet also das ist die ganze Hexerey, die ihr in einen heiligen Nebel verschleyert unsre Furchtsamkeit zu mißbrauchen. Soll auch ich mich dadurch gängeln lassen wie ei- nen Knaben? Frisch also! mutig ans Werk! -- Jch will alles um mich her ausrotten, was mich einschränkt daß ich nicht Herr bin. Herr muß ich seyn, daß ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebens- würdigkeit gebricht ab. Zweyte Scene. Schenke an den Gränzen von Sachsen. Karl v. Moor in ein Buch vertieft. Spiegel- berg trinkend am Tisch. Karl v. Moor legt das Buch weg. Mir ekelt vor diesem Tintenkleksenden Sekulum, wenn ich in meinem Plutarch lese von großen Menschen. Spie- B
ein Schauſpiel. lung viehiſcher Begierden? Oder ſtikt es vielleichtim Reſultat dieſes Aktus, der doch nichts iſt als eiſerne Nothwendigkeit, die man ſo gern wegwuͤnſch- te, wenns nicht auf Unkoſten von Fleiſch und Blut geſchehn muͤßte. Soll ich ihm etwa darum gute Worte geben, daß er mich liebt? das iſt ei- ne Eitelkeit von ihm, die Schoosſuͤnde aller Kuͤnſt- ler, die ſich in ihrem Werk kokettieren, waͤr es auch noch ſo heßlich. — Sehet alſo das iſt die ganze Hexerey, die ihr in einen heiligen Nebel verſchleyert unſre Furchtſamkeit zu mißbrauchen. Soll auch ich mich dadurch gaͤngeln laſſen wie ei- nen Knaben? Friſch alſo! mutig ans Werk! — Jch will alles um mich her ausrotten, was mich einſchraͤnkt daß ich nicht Herr bin. Herr muß ich ſeyn, daß ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebens- wuͤrdigkeit gebricht ab. Zweyte Scene. Schenke an den Graͤnzen von Sachſen. Karl v. Moor in ein Buch vertieft. Spiegel- berg trinkend am Tiſch. Karl v. Moor legt das Buch weg. Mir ekelt vor dieſem Tintenklekſenden Sekulum, wenn ich in meinem Plutarch leſe von großen Menſchen. Spie- B
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im Reſultat dieſes Aktus, der doch nichts iſt als
eiſerne Nothwendigkeit, die man ſo gern wegwuͤnſch-
te, wenns nicht auf Unkoſten von Fleiſch und
Blut geſchehn muͤßte. Soll ich ihm etwa darum
gute Worte geben, daß er mich liebt? das iſt ei-
ne Eitelkeit von ihm, die Schoosſuͤnde aller Kuͤnſt-
ler, die ſich in ihrem Werk kokettieren, waͤr es
auch noch ſo heßlich. — Sehet alſo das iſt die
ganze Hexerey, die ihr in einen heiligen Nebel
verſchleyert unſre Furchtſamkeit zu mißbrauchen.
Soll auch ich mich dadurch gaͤngeln laſſen wie ei-
nen Knaben?
Friſch alſo! mutig ans Werk! — Jch will
alles um mich her ausrotten, was mich einſchraͤnkt
daß ich nicht Herr bin. Herr muß ich ſeyn, daß
ich das mit Gewalt ertrotze, wozu mir die Liebens-
wuͤrdigkeit gebricht ab.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/39>, abgerufen am 16.02.2025. |