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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
Daniel. Wär nur der Johann da! ich will
Hülfe rufen, ich will nach Aerzten rufen.
Franz. Bleib! sez dich neben mich auf diesen
Sopha -- so -- du bist ein gescheuter Mann,
ein guter Mann. Laß dir erzählen!
Daniel. Jzt nicht, ein andermal! ich will euc#
zu Bette bringen, Ruhe ist euch besser.
Franz. Nein, ich bitte dich, laß dir erzählen,
und lache mich derb aus! -- Siehe mir dauchte,
ich hätte ein königlich Mahl gehalten, und mein
Herz wär guter Dinge, und ich läge berauscht im
Rasen des Schloßgartens, und plözlich -- es war
zur Stunde des Mittags -- plözlich, aber ich sa-
ge dir, lache mich derb aus! --
Daniel. Plözlich?
Franz Plözlich traf ein ungeheurer Donner
mein schlummerndes Ohr, ich taumelte bebend auf,
und siehe da war mirs, als säh ich aufflammen
den ganzen Horizont in feuriger Lohe, und Berge
und Städte und Wälder, wie Wachs im Ofen
zerschmolzen, und eine heulende Windsbraut fegte
von hinnen Meer Himmel und Erde -- da er-
scholls wie aus ehernen Posaunen: Erde gib deine
Toden, gib deine Toden, Meer! und das nakte
Gefild begonn zu kreisen, und aufzuwerfen Sche-
del und Rippen und Kinnbacken und Beine, die
sich zusammenzogen in menschliche Leiber, und da-
her strömten unübersehlich, ein lebendiger Sturm:
Da-
ein Schauſpiel.
Daniel. Waͤr nur der Johann da! ich will
Huͤlfe rufen, ich will nach Aerzten rufen.
Franz. Bleib! ſez dich neben mich auf dieſen
Sopha — ſo — du biſt ein geſcheuter Mann,
ein guter Mann. Laß dir erzaͤhlen!
Daniel. Jzt nicht, ein andermal! ich will euc#
zu Bette bringen, Ruhe iſt euch beſſer.
Franz. Nein, ich bitte dich, laß dir erzaͤhlen,
und lache mich derb aus! — Siehe mir dauchte,
ich haͤtte ein koͤniglich Mahl gehalten, und mein
Herz waͤr guter Dinge, und ich laͤge berauſcht im
Raſen des Schloßgartens, und ploͤzlich — es war
zur Stunde des Mittags — ploͤzlich, aber ich ſa-
ge dir, lache mich derb aus! —
Daniel. Ploͤzlich?
Franz Ploͤzlich traf ein ungeheurer Donner
mein ſchlummerndes Ohr, ich taumelte bebend auf,
und ſiehe da war mirs, als ſaͤh ich aufflammen
den ganzen Horizont in feuriger Lohe, und Berge
und Staͤdte und Waͤlder, wie Wachs im Ofen
zerſchmolzen, und eine heulende Windsbraut fegte
von hinnen Meer Himmel und Erde — da er-
ſcholls wie aus ehernen Poſaunen: Erde gib deine
Toden, gib deine Toden, Meer! und das nakte
Gefild begonn zu kreiſen, und aufzuwerfen Sche-
del und Rippen und Kinnbacken und Beine, die
ſich zuſammenzogen in menſchliche Leiber, und da-
her ſtroͤmten unuͤberſehlich, ein lebendiger Sturm:
Da-
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[187/0209] ein Schauſpiel. Daniel. Waͤr nur der Johann da! ich will Huͤlfe rufen, ich will nach Aerzten rufen. Franz. Bleib! ſez dich neben mich auf dieſen Sopha — ſo — du biſt ein geſcheuter Mann, ein guter Mann. Laß dir erzaͤhlen! Daniel. Jzt nicht, ein andermal! ich will euc# zu Bette bringen, Ruhe iſt euch beſſer. Franz. Nein, ich bitte dich, laß dir erzaͤhlen, und lache mich derb aus! — Siehe mir dauchte, ich haͤtte ein koͤniglich Mahl gehalten, und mein Herz waͤr guter Dinge, und ich laͤge berauſcht im Raſen des Schloßgartens, und ploͤzlich — es war zur Stunde des Mittags — ploͤzlich, aber ich ſa- ge dir, lache mich derb aus! — Daniel. Ploͤzlich? Franz Ploͤzlich traf ein ungeheurer Donner mein ſchlummerndes Ohr, ich taumelte bebend auf, und ſiehe da war mirs, als ſaͤh ich aufflammen den ganzen Horizont in feuriger Lohe, und Berge und Staͤdte und Waͤlder, wie Wachs im Ofen zerſchmolzen, und eine heulende Windsbraut fegte von hinnen Meer Himmel und Erde — da er- ſcholls wie aus ehernen Poſaunen: Erde gib deine Toden, gib deine Toden, Meer! und das nakte Gefild begonn zu kreiſen, und aufzuwerfen Sche- del und Rippen und Kinnbacken und Beine, die ſich zuſammenzogen in menſchliche Leiber, und da- her ſtroͤmten unuͤberſehlich, ein lebendiger Sturm: Da-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/209>, abgerufen am 25.11.2024.