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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
so gierig schmachtende Blicke auf dem Kerl herum-
kreuzen, mit denen sie doch gegen alle Welt sonst
so geizig thut? -- Sah ichs nicht, wie sie ein Paar
diebische Tränen in den Wein fallen lies, den er
hinter meinem Rüken so hastig in sich schlürfte,
als wenn er das Glas mit hineinziehen wollte.
Ja das sah ich, durch den Spiegel sah ichs mit
diesen meinen Augen. Holla Franz! siehe dich
vor! dahinter stekt irgend ein Verderben schwan-
geres Ungeheuer!

Er steht forschend dem Portrait Karls gegen über. Sein
langer Gänsehals -- seine schwarzen Feuerwerfen-
den Augen hm! hm! -- sein finsteres überhan-
gendes buschichtes Augenbraun. Plözlich zusammen-
fahrend
-- schadenfrohe Hölle! jagst du mir diese
Ahndung ein? Es ist Karl! ja! izt werden mir
alle Züge wieder lebendig -- Er ists! truz seiner
Larve! -- Er ists! truz seiner Larve! -- Er ists --
Tod und Verdammniß! auf und ab mit heftigen Schrit-
ten.
Hab ich darum meine Nächte verpraßt, --
darum Felsen hinweggeräumt, und Abgründe eben
gemacht -- bin ich darum gegen alle Jnstinkte der
Menschheit rebellisch worden, daß mir zulezt dieser
unstete Landstreicher dnrch meine künstlichsten Wir-
bel tölple -- Sachte! Nur sachte! Es ist nur
noch Spielarbeit übrig -- Bin ich doch ohnehin
schon biß an die Ohren in Todsünden gewatet
daß es Unsinn wäre zurükzuschwimmen, wenn das
Ufer
ein Schauſpiel.
ſo gierig ſchmachtende Blicke auf dem Kerl herum-
kreuzen, mit denen ſie doch gegen alle Welt ſonſt
ſo geizig thut? — Sah ichs nicht, wie ſie ein Paar
diebiſche Traͤnen in den Wein fallen lies, den er
hinter meinem Ruͤken ſo haſtig in ſich ſchluͤrfte,
als wenn er das Glas mit hineinziehen wollte.
Ja das ſah ich, durch den Spiegel ſah ichs mit
dieſen meinen Augen. Holla Franz! ſiehe dich
vor! dahinter ſtekt irgend ein Verderben ſchwan-
geres Ungeheuer!

Er ſteht forſchend dem Portrait Karls gegen uͤber. Sein
langer Gaͤnſehals — ſeine ſchwarzen Feuerwerfen-
den Augen hm! hm! — ſein finſteres uͤberhan-
gendes buſchichtes Augenbraun. Ploͤzlich zuſammen-
fahrend
— ſchadenfrohe Hoͤlle! jagſt du mir dieſe
Ahndung ein? Es iſt Karl! ja! izt werden mir
alle Zuͤge wieder lebendig — Er iſts! truz ſeiner
Larve! — Er iſts! truz ſeiner Larve! — Er iſts —
Tod und Verdammniß! auf und ab mit heftigen Schrit-
ten.
Hab ich darum meine Naͤchte verpraßt, —
darum Felſen hinweggeraͤumt, und Abgruͤnde eben
gemacht — bin ich darum gegen alle Jnſtinkte der
Menſchheit rebelliſch worden, daß mir zulezt dieſer
unſtete Landſtreicher dnrch meine kuͤnſtlichſten Wir-
bel toͤlple — Sachte! Nur ſachte! Es iſt nur
noch Spielarbeit uͤbrig — Bin ich doch ohnehin
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[139/0161] ein Schauſpiel. ſo gierig ſchmachtende Blicke auf dem Kerl herum- kreuzen, mit denen ſie doch gegen alle Welt ſonſt ſo geizig thut? — Sah ichs nicht, wie ſie ein Paar diebiſche Traͤnen in den Wein fallen lies, den er hinter meinem Ruͤken ſo haſtig in ſich ſchluͤrfte, als wenn er das Glas mit hineinziehen wollte. Ja das ſah ich, durch den Spiegel ſah ichs mit dieſen meinen Augen. Holla Franz! ſiehe dich vor! dahinter ſtekt irgend ein Verderben ſchwan- geres Ungeheuer! Er ſteht forſchend dem Portrait Karls gegen uͤber. Sein langer Gaͤnſehals — ſeine ſchwarzen Feuerwerfen- den Augen hm! hm! — ſein finſteres uͤberhan- gendes buſchichtes Augenbraun. Ploͤzlich zuſammen- fahrend — ſchadenfrohe Hoͤlle! jagſt du mir dieſe Ahndung ein? Es iſt Karl! ja! izt werden mir alle Zuͤge wieder lebendig — Er iſts! truz ſeiner Larve! — Er iſts! truz ſeiner Larve! — Er iſts — Tod und Verdammniß! auf und ab mit heftigen Schrit- ten. Hab ich darum meine Naͤchte verpraßt, — darum Felſen hinweggeraͤumt, und Abgruͤnde eben gemacht — bin ich darum gegen alle Jnſtinkte der Menſchheit rebelliſch worden, daß mir zulezt dieſer unſtete Landſtreicher dnrch meine kuͤnſtlichſten Wir- bel toͤlple — Sachte! Nur ſachte! Es iſt nur noch Spielarbeit uͤbrig — Bin ich doch ohnehin ſchon biß an die Ohren in Todſuͤnden gewatet daß es Unſinn waͤre zuruͤkzuſchwimmen, wenn das Ufer

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/161>, abgerufen am 24.11.2024.