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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
wieder. Jzt im Triumfe nach meinem Schloß, in
die Arme meiner Amalia zu fliegen, -- sie war
verschwunden. Jn der Mitternacht sey sie wegge-
bracht worden, wüßte niemand, wohin? und seit
dem mit keinem Aug mehr gesehen. Hui! schoß
mirs auf wie der Blitz, ich flieg nach der Stadt,
sondire am Hof -- alle Augen wurzelten auf mir,
niemand wollte Bescheid geben -- endlich entdek
ich sie durch ein verborgenes Gitter im Pallast --
sie warf mir ein Billetchen zu.
Schweizer. Hab ichs nicht gesagt?
Kosinsky. Hölle, Tod, und Teufel! da stands!
man hatte ihr die Wahl gelassen, ob sie mich lie-
ber sterben sehen, oder die Mätresse des Fürsten
werden wollte. Jm Kampf zwischen Ehre und
Liebe entschied sie für das zweyte, und lachend ich
war gerettet.
Schweizer. Was thatst du da?
Kosinsky. Da stand ich, wie von tausend
Donnern getroffen! -- Blut! war mein erster Ge-
danke, Blut! mein lezter. Schaum auf dem Mun-
de renn ich nach Hauß, wähle mir einen dreyspi-
zigen Degen, und damit in aller Jast in des Mi-
nisters Hauß, denn nur er -- er nur war der
höllische Kuppler gewesen. Man mus mich von
der Gasse bemerkt haben, denn wie ich hinaustre-
te, waren alle Zimmer verschlossen. Jch suche,
ich frage: Er sey zum Fürsten gefahren, war die
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ein Schauſpiel.
wieder. Jzt im Triumfe nach meinem Schloß, in
die Arme meiner Amalia zu fliegen, — ſie war
verſchwunden. Jn der Mitternacht ſey ſie wegge-
bracht worden, wuͤßte niemand, wohin? und ſeit
dem mit keinem Aug mehr geſehen. Hui! ſchoß
mirs auf wie der Blitz, ich flieg nach der Stadt,
ſondire am Hof — alle Augen wurzelten auf mir,
niemand wollte Beſcheid geben — endlich entdek
ich ſie durch ein verborgenes Gitter im Pallaſt —
ſie warf mir ein Billetchen zu.
Schweizer. Hab ichs nicht geſagt?
Koſinsky. Hoͤlle, Tod, und Teufel! da ſtands!
man hatte ihr die Wahl gelaſſen, ob ſie mich lie-
ber ſterben ſehen, oder die Maͤtreſſe des Fuͤrſten
werden wollte. Jm Kampf zwiſchen Ehre und
Liebe entſchied ſie fuͤr das zweyte, und lachend ich
war gerettet.
Schweizer. Was thatſt du da?
Koſinsky. Da ſtand ich, wie von tauſend
Donnern getroffen! — Blut! war mein erſter Ge-
danke, Blut! mein lezter. Schaum auf dem Mun-
de renn ich nach Hauß, waͤhle mir einen dreyſpi-
zigen Degen, und damit in aller Jaſt in des Mi-
niſters Hauß, denn nur er — er nur war der
hoͤlliſche Kuppler geweſen. Man mus mich von
der Gaſſe bemerkt haben, denn wie ich hinauſtre-
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ich frage: Er ſey zum Fuͤrſten gefahren, war die
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[131/0153] ein Schauſpiel. wieder. Jzt im Triumfe nach meinem Schloß, in die Arme meiner Amalia zu fliegen, — ſie war verſchwunden. Jn der Mitternacht ſey ſie wegge- bracht worden, wuͤßte niemand, wohin? und ſeit dem mit keinem Aug mehr geſehen. Hui! ſchoß mirs auf wie der Blitz, ich flieg nach der Stadt, ſondire am Hof — alle Augen wurzelten auf mir, niemand wollte Beſcheid geben — endlich entdek ich ſie durch ein verborgenes Gitter im Pallaſt — ſie warf mir ein Billetchen zu. Schweizer. Hab ichs nicht geſagt? Koſinsky. Hoͤlle, Tod, und Teufel! da ſtands! man hatte ihr die Wahl gelaſſen, ob ſie mich lie- ber ſterben ſehen, oder die Maͤtreſſe des Fuͤrſten werden wollte. Jm Kampf zwiſchen Ehre und Liebe entſchied ſie fuͤr das zweyte, und lachend ich war gerettet. Schweizer. Was thatſt du da? Koſinsky. Da ſtand ich, wie von tauſend Donnern getroffen! — Blut! war mein erſter Ge- danke, Blut! mein lezter. Schaum auf dem Mun- de renn ich nach Hauß, waͤhle mir einen dreyſpi- zigen Degen, und damit in aller Jaſt in des Mi- niſters Hauß, denn nur er — er nur war der hoͤlliſche Kuppler geweſen. Man mus mich von der Gaſſe bemerkt haben, denn wie ich hinauſtre- te, waren alle Zimmer verſchloſſen. Jch ſuche, ich frage: Er ſey zum Fuͤrſten gefahren, war die Ant- J 2

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/153>, abgerufen am 24.11.2024.