Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Schauspiel.
Franz tritt auf.
Franz. Schon wieder hier, eigensinnige Schwär-
merin? Du hast dich vom frohen Mahle hinweg-
gestohlen, und den Gästen die Freude verdorben.
Amalia. Schade für diese unschuldige Freuden!
das Todenlied mus noch in deinen Ohren mur-
meln, das deinem Vater zu Grabe hallte --
Franz. Willst du dann ewig klagen? Laß die
Toden schlafen, und mache die Lebendigen glück-
lich! Jch komme --
Amalia. Und wann gehst du wieder?
Franz. O weh! kein so finsteres stolzes Ge-
sicht! du betrübst mich, Amalia. Jch komme dir
zu sagen --
Amalia. Jch mus wol hören, Franz von Moor
ist ja gnädiger Herr worden.
Franz. Ja recht, das wars, worüber ich dich
vernehmen wollte -- Maximilian ist schlafen ge-
gangen in der Väter Gruft. Jch bin Herr. Aber
ich möchte es vollends ganz seyn, Amalia. -- du
weist, was du unserm Hause warst, du wardst
gehalten wie Moors Tochter, selbst den Tod über-
lebte seine Liebe zu dir, das wirst du wol niemals
vergessen? --
Amalia. Niemals, niemals. Wer das auch
so leichtsinnig beym frohen Mahle hinwegzechen
könnte!
Franz.
H
ein Schauſpiel.
Franz tritt auf.
Franz. Schon wieder hier, eigenſinnige Schwaͤr-
merin? Du haſt dich vom frohen Mahle hinweg-
geſtohlen, und den Gaͤſten die Freude verdorben.
Amalia. Schade fuͤr dieſe unſchuldige Freuden!
das Todenlied mus noch in deinen Ohren mur-
meln, das deinem Vater zu Grabe hallte —
Franz. Willſt du dann ewig klagen? Laß die
Toden ſchlafen, und mache die Lebendigen gluͤck-
lich! Jch komme —
Amalia. Und wann gehſt du wieder?
Franz. O weh! kein ſo finſteres ſtolzes Ge-
ſicht! du betruͤbſt mich, Amalia. Jch komme dir
zu ſagen —
Amalia. Jch mus wol hoͤren, Franz von Moor
iſt ja gnaͤdiger Herr worden.
Franz. Ja recht, das wars, woruͤber ich dich
vernehmen wollte — Maximilian iſt ſchlafen ge-
gangen in der Vaͤter Gruft. Jch bin Herr. Aber
ich moͤchte es vollends ganz ſeyn, Amalia. — du
weiſt, was du unſerm Hauſe warſt, du wardſt
gehalten wie Moors Tochter, ſelbſt den Tod uͤber-
lebte ſeine Liebe zu dir, das wirſt du wol niemals
vergeſſen? —
Amalia. Niemals, niemals. Wer das auch
ſo leichtſinnig beym frohen Mahle hinwegzechen
koͤnnte!
Franz.
H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#AMA">
            <pb facs="#f0135" n="113"/>
            <fw place="top" type="header">ein Schau&#x017F;piel.</fw><lb/>
            <stage><hi rendition="#b">Franz</hi> tritt auf.</stage><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Franz.</hi> </speaker>
            <p>Schon wieder hier, eigen&#x017F;innige Schwa&#x0364;r-<lb/>
merin? Du ha&#x017F;t dich vom frohen Mahle hinweg-<lb/>
ge&#x017F;tohlen, und den Ga&#x0364;&#x017F;ten die Freude verdorben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Schade fu&#x0364;r die&#x017F;e un&#x017F;chuldige Freuden!<lb/>
das Todenlied mus noch in deinen Ohren mur-<lb/>
meln, das deinem Vater zu Grabe hallte &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Franz.</hi> </speaker>
            <p>Will&#x017F;t du dann ewig klagen? Laß die<lb/>
Toden &#x017F;chlafen, und mache die Lebendigen glu&#x0364;ck-<lb/>
lich! Jch komme &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Und wann geh&#x017F;t du wieder?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Franz.</hi> </speaker>
            <p>O weh! kein &#x017F;o fin&#x017F;teres &#x017F;tolzes Ge-<lb/>
&#x017F;icht! du betru&#x0364;b&#x017F;t mich, Amalia. Jch komme dir<lb/>
zu &#x017F;agen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Jch mus wol ho&#x0364;ren, Franz von Moor<lb/>
i&#x017F;t ja gna&#x0364;diger Herr worden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Franz.</hi> </speaker>
            <p>Ja recht, das wars, woru&#x0364;ber ich dich<lb/>
vernehmen wollte &#x2014; Maximilian i&#x017F;t &#x017F;chlafen ge-<lb/>
gangen in der Va&#x0364;ter Gruft. Jch bin Herr. Aber<lb/>
ich mo&#x0364;chte es vollends ganz &#x017F;eyn, Amalia. &#x2014; du<lb/>
wei&#x017F;t, was du un&#x017F;erm Hau&#x017F;e war&#x017F;t, du ward&#x017F;t<lb/>
gehalten wie Moors Tochter, &#x017F;elb&#x017F;t den Tod u&#x0364;ber-<lb/>
lebte &#x017F;eine Liebe zu dir, das wir&#x017F;t du wol niemals<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en? &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMA">
            <speaker> <hi rendition="#b">Amalia.</hi> </speaker>
            <p>Niemals, niemals. Wer das auch<lb/>
&#x017F;o leicht&#x017F;innig beym frohen Mahle hinwegzechen<lb/>
ko&#x0364;nnte!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Franz.</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0135] ein Schauſpiel. Franz tritt auf. Franz. Schon wieder hier, eigenſinnige Schwaͤr- merin? Du haſt dich vom frohen Mahle hinweg- geſtohlen, und den Gaͤſten die Freude verdorben. Amalia. Schade fuͤr dieſe unſchuldige Freuden! das Todenlied mus noch in deinen Ohren mur- meln, das deinem Vater zu Grabe hallte — Franz. Willſt du dann ewig klagen? Laß die Toden ſchlafen, und mache die Lebendigen gluͤck- lich! Jch komme — Amalia. Und wann gehſt du wieder? Franz. O weh! kein ſo finſteres ſtolzes Ge- ſicht! du betruͤbſt mich, Amalia. Jch komme dir zu ſagen — Amalia. Jch mus wol hoͤren, Franz von Moor iſt ja gnaͤdiger Herr worden. Franz. Ja recht, das wars, woruͤber ich dich vernehmen wollte — Maximilian iſt ſchlafen ge- gangen in der Vaͤter Gruft. Jch bin Herr. Aber ich moͤchte es vollends ganz ſeyn, Amalia. — du weiſt, was du unſerm Hauſe warſt, du wardſt gehalten wie Moors Tochter, ſelbſt den Tod uͤber- lebte ſeine Liebe zu dir, das wirſt du wol niemals vergeſſen? — Amalia. Niemals, niemals. Wer das auch ſo leichtſinnig beym frohen Mahle hinwegzechen koͤnnte! Franz. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/135
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/135>, abgerufen am 24.11.2024.