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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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dieselbe Kabale, welche ihn in seinen Erbstaaten verfolgte, arbeitete ihm auch bey seiner Bewerbung um die Kaiserwürde entgegen. Kein Oesterreichischer Prinz sollte den Deutschen Thron mehr besteigen, am wenigsten aber Ferdinand, der entschlossene Verfolger ihrer Religion, der Sklave Spaniens und der Jesuiten. Dieses zu verhindern, hatte man noch bey Lebzeiten des Matthias dem Herzog von Bayern, und nach der Weigerung desselben dem Herzog von Savoyen die Deutsche Krone angetragen. Da man mit dem leztern über die Bedingungen nicht so leicht einig werden konnte, so suchte man wenigstens die Wahl aufzuhalten, bis ein entscheidender Streich in Böhmen oder Oesterreich alle Hoffnungen Ferdinands zu Grunde gerichtet, und ihn zu dieser Würde unfähig gemacht hätte. Die Unirten liessen nichts unversucht, Chursachsen, welches an das Oesterreichische Interesse gefesselt war, gegen Ferdinand einzunehmen, und diesem Hofe die Gefahr vorzustellen, womit die Grundsäze dieses Fürsten und seine Spanischen Verbindungen die protestantische Religion und die Reichsverfassung bedrohten. Durch Erhebung Ferdinands auf den Kaiserthron, stellten sie weiter vor, würde Deutschland die Privatangelegenheiten dieses Prinzen zu den seinigen machen, und die Waffen der Böhmen gegen sich reizen. Aber aller Gegenbemühungen ungeachtet wurde der Wahltag ausgeschrieben, Ferdinand als rechtmäßiger König von Böhmen dazu berufen, und seine Churstimme, mit vergeblichem Widerspruch der Böhmischen Stände, für gültig erkannt. Die drey geistlichen Churstimmen waren sein, auch die Sächsische war ihm günstig, die Brandenburgische nicht entgegen, und die entschiedenste Mehrheit erklärte ihn 1619 zum Kaiser. So sah er die zweifelhafteste von allen seinen Kronen zuerst auf seinem Haupte, um wenige Tage nachher diejenige zu verlieren, welche er schon unter seine gewissen Besitzungen zählte. Während daß man ihn in Frankfurt zum Kaiser machte, stürzte man ihn in Prag von dem Böhmischen Throne.

dieselbe Kabale, welche ihn in seinen Erbstaaten verfolgte, arbeitete ihm auch bey seiner Bewerbung um die Kaiserwürde entgegen. Kein Oesterreichischer Prinz sollte den Deutschen Thron mehr besteigen, am wenigsten aber Ferdinand, der entschlossene Verfolger ihrer Religion, der Sklave Spaniens und der Jesuiten. Dieses zu verhindern, hatte man noch bey Lebzeiten des Matthias dem Herzog von Bayern, und nach der Weigerung desselben dem Herzog von Savoyen die Deutsche Krone angetragen. Da man mit dem leztern über die Bedingungen nicht so leicht einig werden konnte, so suchte man wenigstens die Wahl aufzuhalten, bis ein entscheidender Streich in Böhmen oder Oesterreich alle Hoffnungen Ferdinands zu Grunde gerichtet, und ihn zu dieser Würde unfähig gemacht hätte. Die Unirten liessen nichts unversucht, Chursachsen, welches an das Oesterreichische Interesse gefesselt war, gegen Ferdinand einzunehmen, und diesem Hofe die Gefahr vorzustellen, womit die Grundsäze dieses Fürsten und seine Spanischen Verbindungen die protestantische Religion und die Reichsverfassung bedrohten. Durch Erhebung Ferdinands auf den Kaiserthron, stellten sie weiter vor, würde Deutschland die Privatangelegenheiten dieses Prinzen zu den seinigen machen, und die Waffen der Böhmen gegen sich reizen. Aber aller Gegenbemühungen ungeachtet wurde der Wahltag ausgeschrieben, Ferdinand als rechtmäßiger König von Böhmen dazu berufen, und seine Churstimme, mit vergeblichem Widerspruch der Böhmischen Stände, für gültig erkannt. Die drey geistlichen Churstimmen waren sein, auch die Sächsische war ihm günstig, die Brandenburgische nicht entgegen, und die entschiedenste Mehrheit erklärte ihn 1619 zum Kaiser. So sah er die zweifelhafteste von allen seinen Kronen zuerst auf seinem Haupte, um wenige Tage nachher diejenige zu verlieren, welche er schon unter seine gewissen Besitzungen zählte. Während daß man ihn in Frankfurt zum Kaiser machte, stürzte man ihn in Prag von dem Böhmischen Throne.

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[90/0098] dieselbe Kabale, welche ihn in seinen Erbstaaten verfolgte, arbeitete ihm auch bey seiner Bewerbung um die Kaiserwürde entgegen. Kein Oesterreichischer Prinz sollte den Deutschen Thron mehr besteigen, am wenigsten aber Ferdinand, der entschlossene Verfolger ihrer Religion, der Sklave Spaniens und der Jesuiten. Dieses zu verhindern, hatte man noch bey Lebzeiten des Matthias dem Herzog von Bayern, und nach der Weigerung desselben dem Herzog von Savoyen die Deutsche Krone angetragen. Da man mit dem leztern über die Bedingungen nicht so leicht einig werden konnte, so suchte man wenigstens die Wahl aufzuhalten, bis ein entscheidender Streich in Böhmen oder Oesterreich alle Hoffnungen Ferdinands zu Grunde gerichtet, und ihn zu dieser Würde unfähig gemacht hätte. Die Unirten liessen nichts unversucht, Chursachsen, welches an das Oesterreichische Interesse gefesselt war, gegen Ferdinand einzunehmen, und diesem Hofe die Gefahr vorzustellen, womit die Grundsäze dieses Fürsten und seine Spanischen Verbindungen die protestantische Religion und die Reichsverfassung bedrohten. Durch Erhebung Ferdinands auf den Kaiserthron, stellten sie weiter vor, würde Deutschland die Privatangelegenheiten dieses Prinzen zu den seinigen machen, und die Waffen der Böhmen gegen sich reizen. Aber aller Gegenbemühungen ungeachtet wurde der Wahltag ausgeschrieben, Ferdinand als rechtmäßiger König von Böhmen dazu berufen, und seine Churstimme, mit vergeblichem Widerspruch der Böhmischen Stände, für gültig erkannt. Die drey geistlichen Churstimmen waren sein, auch die Sächsische war ihm günstig, die Brandenburgische nicht entgegen, und die entschiedenste Mehrheit erklärte ihn 1619 zum Kaiser. So sah er die zweifelhafteste von allen seinen Kronen zuerst auf seinem Haupte, um wenige Tage nachher diejenige zu verlieren, welche er schon unter seine gewissen Besitzungen zählte. Während daß man ihn in Frankfurt zum Kaiser machte, stürzte man ihn in Prag von dem Böhmischen Throne.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/98>, abgerufen am 22.11.2024.