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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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stand er da, der Willkühr der Kronen Preis gegeben.

Ferdinand der Dritte erkannte die Gefahr, worin er schwebte, und ließ kein Mittel unversucht, sie abzuwenden. Aber man hatte dem Churfürsten von Bayern die nachtheilige Meynung beygebracht, daß nur die Spanier dem Frieden entgegen ständen, und daß bloß Spanischer Einfluß den Kaiser vermöge, sich gegen den Stillstand der Waffen zu erklären: Maximilian aber haßte die Spanier und hatte es ihnen nie vergeben, daß sie ihm bey seiner Bewerbung um die Pfälzische Chur entgegen gewesen waren. Und dieser feindseligen Macht zu gefallen sollte er jetzt sein Volk aufgeopfert, seine Lande verwüstet, sich selbst zu Grunde gerichtet sehen, da er sich durch einen Stillstand aus allen Bedrängnissen reissen, seinem Volke die so nöthige Erholung verschaffen, und durch dieses Mittel zugleich den allgemeinen Frieden vielleicht beschleunigen konnte? Jede Bedenklichkeit verschwand, und, von der Nothwendigkeit dieses Schrittes überzeugt, glaubte er seinen Pflichten gegen den Kaiser genug zu thun, wenn er auch ihn der Wohlthat des Waffenstillstandes theilhaftig machte.

Zu Ulm versammelten sich die Deputirten der drey Kronen und Bayerns, um die Bedingungen des Stillstandes in Richtigkeit zu bringen. Aus der Instruction der Oesterreichischen Abgesandten ergab sich aber bald, daß der Kaiser den Kongreß nicht beschickt hatte, um die Abschließung desselben zu befördern, sondern vielmehr um sie rückgängig zu machen. Es kam darauf an, die Schweden, die im Vortheile waren, und von der Fortsetzung des Kriegs mehr zu hoffen als zu fürchten hatten, für den Stillstand zu gewinnen, nicht ihnen denselben durch harte Bedingungen zu erschweren. Sie waren ja die Sieger; und doch maßte der Kaiser sich an, ihnen Gesetze vorzuschreiben. Auch fehlte wenig, daß ihre Gesandten nicht im ersten Zorn den

stand er da, der Willkühr der Kronen Preis gegeben.

Ferdinand der Dritte erkannte die Gefahr, worin er schwebte, und ließ kein Mittel unversucht, sie abzuwenden. Aber man hatte dem Churfürsten von Bayern die nachtheilige Meynung beygebracht, daß nur die Spanier dem Frieden entgegen ständen, und daß bloß Spanischer Einfluß den Kaiser vermöge, sich gegen den Stillstand der Waffen zu erklären: Maximilian aber haßte die Spanier und hatte es ihnen nie vergeben, daß sie ihm bey seiner Bewerbung um die Pfälzische Chur entgegen gewesen waren. Und dieser feindseligen Macht zu gefallen sollte er jetzt sein Volk aufgeopfert, seine Lande verwüstet, sich selbst zu Grunde gerichtet sehen, da er sich durch einen Stillstand aus allen Bedrängnissen reissen, seinem Volke die so nöthige Erholung verschaffen, und durch dieses Mittel zugleich den allgemeinen Frieden vielleicht beschleunigen konnte? Jede Bedenklichkeit verschwand, und, von der Nothwendigkeit dieses Schrittes überzeugt, glaubte er seinen Pflichten gegen den Kaiser genug zu thun, wenn er auch ihn der Wohlthat des Waffenstillstandes theilhaftig machte.

Zu Ulm versammelten sich die Deputirten der drey Kronen und Bayerns, um die Bedingungen des Stillstandes in Richtigkeit zu bringen. Aus der Instruction der Oesterreichischen Abgesandten ergab sich aber bald, daß der Kaiser den Kongreß nicht beschickt hatte, um die Abschließung desselben zu befördern, sondern vielmehr um sie rückgängig zu machen. Es kam darauf an, die Schweden, die im Vortheile waren, und von der Fortsetzung des Kriegs mehr zu hoffen als zu fürchten hatten, für den Stillstand zu gewinnen, nicht ihnen denselben durch harte Bedingungen zu erschweren. Sie waren ja die Sieger; und doch maßte der Kaiser sich an, ihnen Gesetze vorzuschreiben. Auch fehlte wenig, daß ihre Gesandten nicht im ersten Zorn den

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[478/0486] stand er da, der Willkühr der Kronen Preis gegeben. Ferdinand der Dritte erkannte die Gefahr, worin er schwebte, und ließ kein Mittel unversucht, sie abzuwenden. Aber man hatte dem Churfürsten von Bayern die nachtheilige Meynung beygebracht, daß nur die Spanier dem Frieden entgegen ständen, und daß bloß Spanischer Einfluß den Kaiser vermöge, sich gegen den Stillstand der Waffen zu erklären: Maximilian aber haßte die Spanier und hatte es ihnen nie vergeben, daß sie ihm bey seiner Bewerbung um die Pfälzische Chur entgegen gewesen waren. Und dieser feindseligen Macht zu gefallen sollte er jetzt sein Volk aufgeopfert, seine Lande verwüstet, sich selbst zu Grunde gerichtet sehen, da er sich durch einen Stillstand aus allen Bedrängnissen reissen, seinem Volke die so nöthige Erholung verschaffen, und durch dieses Mittel zugleich den allgemeinen Frieden vielleicht beschleunigen konnte? Jede Bedenklichkeit verschwand, und, von der Nothwendigkeit dieses Schrittes überzeugt, glaubte er seinen Pflichten gegen den Kaiser genug zu thun, wenn er auch ihn der Wohlthat des Waffenstillstandes theilhaftig machte. Zu Ulm versammelten sich die Deputirten der drey Kronen und Bayerns, um die Bedingungen des Stillstandes in Richtigkeit zu bringen. Aus der Instruction der Oesterreichischen Abgesandten ergab sich aber bald, daß der Kaiser den Kongreß nicht beschickt hatte, um die Abschließung desselben zu befördern, sondern vielmehr um sie rückgängig zu machen. Es kam darauf an, die Schweden, die im Vortheile waren, und von der Fortsetzung des Kriegs mehr zu hoffen als zu fürchten hatten, für den Stillstand zu gewinnen, nicht ihnen denselben durch harte Bedingungen zu erschweren. Sie waren ja die Sieger; und doch maßte der Kaiser sich an, ihnen Gesetze vorzuschreiben. Auch fehlte wenig, daß ihre Gesandten nicht im ersten Zorn den

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/486>, abgerufen am 26.11.2024.