Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

in die Hände fiel. Aber dieser Platz wurde theurer bezahlt, als er werth war, und schneller, als er gewonnen worden, wieder verloren. Guebriant erhielt eine Wunde im Arm, welche die ungeschickte Hand seines Wundarztes tödtlich machte, und die Größe seines Verlustes wurde noch selbst an dem Tage seines Todes kund.

Die Französische Armee, durch die Expedition in einer so rauhen Jahreszeit merklich vermindert, hatte sich nach der Einnahme von Rothweil in die Gegend von Duttlingen gezogen, wo sie, ohne alle Ahndung eines feindlichen Besuchs, in tiefer Sicherheit rastet. Unterdessen versammelt der Feind eine große Macht, die bedenkliche Festsezung der Franzosen jenseits des Rheins, und in einer so grossen Nähe von Bayern zu hindern, und diese Gegend von ihren Erpressungen zu befreyen. Die Kaiserlichen, von Hatzfeld angeführt, verbinden sich mit der Bayrischen Macht, welche Mercy befehligt; und auch der Herzog von Lothringen, den man in diesem ganzen Krieg überall, nur nicht in seinem Herzogthum, findet, stößt mit seinen Truppen zu ihren vereinigten Fahnen. Der Anschlag wird gefaßt, die Quartiere der Franzosen in Duttlingen und den angrenzenden Dörfern aufzuschlagen, d. i. sie unvermuthet zu überfallen; eine in diesem Kriege sehr beliebte Art von Expeditionen, die, weil sie immer und nothwendig mit Verwirrung verknüpft war, gewöhnlich mehr Blut kostete, als geordnete Schlachten. Hier war sie um so mehr an ihrem Platze, da der Französische Soldat, in dergleichen Unternehmungen unerfahren, von einem Deutschen Winter ganz andre Begriffe hegte, und durch die Strenge der Jahrszeit sich gegen jede Ueberraschung für hinlänglich gesichert hielt. Johann von Werth, ein Meister in dieser Art Krieg zu führen, der seit einiger Zeit gegen Gustav Horn war ausgewechselt worden, führte die Unternehmung

in die Hände fiel. Aber dieser Platz wurde theurer bezahlt, als er werth war, und schneller, als er gewonnen worden, wieder verloren. Guebriant erhielt eine Wunde im Arm, welche die ungeschickte Hand seines Wundarztes tödtlich machte, und die Größe seines Verlustes wurde noch selbst an dem Tage seines Todes kund.

Die Französische Armee, durch die Expedition in einer so rauhen Jahreszeit merklich vermindert, hatte sich nach der Einnahme von Rothweil in die Gegend von Duttlingen gezogen, wo sie, ohne alle Ahndung eines feindlichen Besuchs, in tiefer Sicherheit rastet. Unterdessen versammelt der Feind eine große Macht, die bedenkliche Festsezung der Franzosen jenseits des Rheins, und in einer so grossen Nähe von Bayern zu hindern, und diese Gegend von ihren Erpressungen zu befreyen. Die Kaiserlichen, von Hatzfeld angeführt, verbinden sich mit der Bayrischen Macht, welche Mercy befehligt; und auch der Herzog von Lothringen, den man in diesem ganzen Krieg überall, nur nicht in seinem Herzogthum, findet, stößt mit seinen Truppen zu ihren vereinigten Fahnen. Der Anschlag wird gefaßt, die Quartiere der Franzosen in Duttlingen und den angrenzenden Dörfern aufzuschlagen, d. i. sie unvermuthet zu überfallen; eine in diesem Kriege sehr beliebte Art von Expeditionen, die, weil sie immer und nothwendig mit Verwirrung verknüpft war, gewöhnlich mehr Blut kostete, als geordnete Schlachten. Hier war sie um so mehr an ihrem Platze, da der Französische Soldat, in dergleichen Unternehmungen unerfahren, von einem Deutschen Winter ganz andre Begriffe hegte, und durch die Strenge der Jahrszeit sich gegen jede Ueberraschung für hinlänglich gesichert hielt. Johann von Werth, ein Meister in dieser Art Krieg zu führen, der seit einiger Zeit gegen Gustav Horn war ausgewechselt worden, führte die Unternehmung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0472" n="464"/>
in die Hände           fiel. Aber dieser Platz wurde theurer bezahlt, als er werth war, und schneller, als er           gewonnen worden, wieder verloren. Guebriant erhielt eine Wunde im Arm, welche die           ungeschickte Hand seines Wundarztes tödtlich machte, und die Größe seines Verlustes wurde           noch selbst an dem Tage seines Todes kund.</p>
        <p>Die Französische Armee, durch die Expedition in einer so rauhen Jahreszeit merklich           vermindert, hatte sich nach der Einnahme von Rothweil in die Gegend von <hi rendition="#g">Duttlingen</hi> gezogen, wo sie, ohne alle Ahndung eines feindlichen           Besuchs, in tiefer Sicherheit rastet. Unterdessen versammelt der Feind eine große Macht,           die bedenkliche Festsezung der Franzosen jenseits des Rheins, und in einer so grossen Nähe           von Bayern zu hindern, und diese Gegend von ihren Erpressungen zu befreyen. Die           Kaiserlichen, von Hatzfeld angeführt, verbinden sich mit der Bayrischen Macht, welche           Mercy befehligt; und auch der Herzog von Lothringen, den man in diesem ganzen Krieg           überall, nur nicht in seinem Herzogthum, findet, stößt mit seinen Truppen zu ihren           vereinigten Fahnen. Der Anschlag wird gefaßt, die Quartiere der Franzosen in Duttlingen           und den angrenzenden Dörfern <hi rendition="#g">aufzuschlagen, d. i.</hi> sie unvermuthet           zu überfallen; eine in diesem Kriege sehr beliebte Art von Expeditionen, die, weil sie           immer und nothwendig mit Verwirrung verknüpft war, gewöhnlich mehr Blut kostete, als           geordnete Schlachten. Hier war sie um so mehr an ihrem Platze, da der Französische Soldat,           in dergleichen Unternehmungen unerfahren, von einem Deutschen Winter ganz andre Begriffe           hegte, und durch die Strenge der Jahrszeit sich gegen jede Ueberraschung für hinlänglich           gesichert hielt. Johann von Werth, ein Meister in dieser Art Krieg zu führen, der seit           einiger Zeit gegen Gustav Horn war ausgewechselt worden, führte die Unternehmung
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0472] in die Hände fiel. Aber dieser Platz wurde theurer bezahlt, als er werth war, und schneller, als er gewonnen worden, wieder verloren. Guebriant erhielt eine Wunde im Arm, welche die ungeschickte Hand seines Wundarztes tödtlich machte, und die Größe seines Verlustes wurde noch selbst an dem Tage seines Todes kund. Die Französische Armee, durch die Expedition in einer so rauhen Jahreszeit merklich vermindert, hatte sich nach der Einnahme von Rothweil in die Gegend von Duttlingen gezogen, wo sie, ohne alle Ahndung eines feindlichen Besuchs, in tiefer Sicherheit rastet. Unterdessen versammelt der Feind eine große Macht, die bedenkliche Festsezung der Franzosen jenseits des Rheins, und in einer so grossen Nähe von Bayern zu hindern, und diese Gegend von ihren Erpressungen zu befreyen. Die Kaiserlichen, von Hatzfeld angeführt, verbinden sich mit der Bayrischen Macht, welche Mercy befehligt; und auch der Herzog von Lothringen, den man in diesem ganzen Krieg überall, nur nicht in seinem Herzogthum, findet, stößt mit seinen Truppen zu ihren vereinigten Fahnen. Der Anschlag wird gefaßt, die Quartiere der Franzosen in Duttlingen und den angrenzenden Dörfern aufzuschlagen, d. i. sie unvermuthet zu überfallen; eine in diesem Kriege sehr beliebte Art von Expeditionen, die, weil sie immer und nothwendig mit Verwirrung verknüpft war, gewöhnlich mehr Blut kostete, als geordnete Schlachten. Hier war sie um so mehr an ihrem Platze, da der Französische Soldat, in dergleichen Unternehmungen unerfahren, von einem Deutschen Winter ganz andre Begriffe hegte, und durch die Strenge der Jahrszeit sich gegen jede Ueberraschung für hinlänglich gesichert hielt. Johann von Werth, ein Meister in dieser Art Krieg zu führen, der seit einiger Zeit gegen Gustav Horn war ausgewechselt worden, führte die Unternehmung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/472
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/472>, abgerufen am 25.11.2024.