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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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und mußte gewöhnlich auf dem Schnee kampiren, bis er im Breisgau endlich ein kümmerliches Unterkommen fand. Zwar zeigte er sich im folgenden Sommer wieder im Felde, und beschäftigte in Schwaben das Bayrische Heer, daß es die Stadt Thionville in den Niederlanden, welche Conde belagerte, nicht entsetzen sollte. Aber bald ward er von dem überlegenen Feind in das Elsaß zurück gedrückt, wo er eine Verstärkung erwartete.

Der Tod des Kardinals Richelieu, der im November des Jahrs 1642 erfolgt war, und der Thron- und Ministerwechsel, den das Absterben Ludwigs XIII. im May 1643 nach sich zog, hatte die Aufmerksamkeit Frankreichs eine Zeit lang von dem Deutschen Krieg abgezogen, und diese Unthätigkeit im Felde bewirkt. Aber Mazarin, der Erbe von Richelieus Macht, Grundsätzen und Entwürfen, verfolgte den Plan seines Vorgängers mit erneuertem Eifer, wie theuer auch der Französische Unterthan diese politische Größe Frankreichs bezahlte. Wenn Richelieu die Hauptstärke der Armeen gegen Spanien gebrauchte, so kehrte sie Mazarin gegen den Kaiser, und machte durch die Sorgfalt, die er dem Kriege in Deutschland widmete, seinen Ausspruch wahr, daß die Deutsche Armee der rechte Arm seines Königs und der Wall der Französischen Staaten sey. Er schickte dem Feldmarschall Guebriant, gleich nach der Einnahme von Thionville, eine beträchtliche Verstärkung ins Elsaß; und damit diese Truppen sich den Mühseligkeiten des Deutschen Kriegs desto williger unterziehen möchten, mußte der berühmte Sieger bey Rocroy, Herzog von Enguien, nachheriger Prinz von Conde, sie in eigner Person dahin führen. Jetzt fühlte sich Guebriant stark genug, um in Deutschland wieder mit Ehren auftreten zu können. Er eilte über den Rhein zurück, um sich in Schwaben bessere Winterquartiere zu suchen, und machte sich auch wirklich Meister von Rothweil, wo ihm ein Bayrisches Magazin

und mußte gewöhnlich auf dem Schnee kampiren, bis er im Breisgau endlich ein kümmerliches Unterkommen fand. Zwar zeigte er sich im folgenden Sommer wieder im Felde, und beschäftigte in Schwaben das Bayrische Heer, daß es die Stadt Thionville in den Niederlanden, welche Condé belagerte, nicht entsetzen sollte. Aber bald ward er von dem überlegenen Feind in das Elsaß zurück gedrückt, wo er eine Verstärkung erwartete.

Der Tod des Kardinals Richelieu, der im November des Jahrs 1642 erfolgt war, und der Thron- und Ministerwechsel, den das Absterben Ludwigs XIII. im May 1643 nach sich zog, hatte die Aufmerksamkeit Frankreichs eine Zeit lang von dem Deutschen Krieg abgezogen, und diese Unthätigkeit im Felde bewirkt. Aber Mazarin, der Erbe von Richelieus Macht, Grundsätzen und Entwürfen, verfolgte den Plan seines Vorgängers mit erneuertem Eifer, wie theuer auch der Französische Unterthan diese politische Größe Frankreichs bezahlte. Wenn Richelieu die Hauptstärke der Armeen gegen Spanien gebrauchte, so kehrte sie Mazarin gegen den Kaiser, und machte durch die Sorgfalt, die er dem Kriege in Deutschland widmete, seinen Ausspruch wahr, daß die Deutsche Armee der rechte Arm seines Königs und der Wall der Französischen Staaten sey. Er schickte dem Feldmarschall Guebriant, gleich nach der Einnahme von Thionville, eine beträchtliche Verstärkung ins Elsaß; und damit diese Truppen sich den Mühseligkeiten des Deutschen Kriegs desto williger unterziehen möchten, mußte der berühmte Sieger bey Rocroy, Herzog von Enguien, nachheriger Prinz von Condé, sie in eigner Person dahin führen. Jetzt fühlte sich Guebriant stark genug, um in Deutschland wieder mit Ehren auftreten zu können. Er eilte über den Rhein zurück, um sich in Schwaben bessere Winterquartiere zu suchen, und machte sich auch wirklich Meister von Rothweil, wo ihm ein Bayrisches Magazin

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[463/0471] und mußte gewöhnlich auf dem Schnee kampiren, bis er im Breisgau endlich ein kümmerliches Unterkommen fand. Zwar zeigte er sich im folgenden Sommer wieder im Felde, und beschäftigte in Schwaben das Bayrische Heer, daß es die Stadt Thionville in den Niederlanden, welche Condé belagerte, nicht entsetzen sollte. Aber bald ward er von dem überlegenen Feind in das Elsaß zurück gedrückt, wo er eine Verstärkung erwartete. Der Tod des Kardinals Richelieu, der im November des Jahrs 1642 erfolgt war, und der Thron- und Ministerwechsel, den das Absterben Ludwigs XIII. im May 1643 nach sich zog, hatte die Aufmerksamkeit Frankreichs eine Zeit lang von dem Deutschen Krieg abgezogen, und diese Unthätigkeit im Felde bewirkt. Aber Mazarin, der Erbe von Richelieus Macht, Grundsätzen und Entwürfen, verfolgte den Plan seines Vorgängers mit erneuertem Eifer, wie theuer auch der Französische Unterthan diese politische Größe Frankreichs bezahlte. Wenn Richelieu die Hauptstärke der Armeen gegen Spanien gebrauchte, so kehrte sie Mazarin gegen den Kaiser, und machte durch die Sorgfalt, die er dem Kriege in Deutschland widmete, seinen Ausspruch wahr, daß die Deutsche Armee der rechte Arm seines Königs und der Wall der Französischen Staaten sey. Er schickte dem Feldmarschall Guebriant, gleich nach der Einnahme von Thionville, eine beträchtliche Verstärkung ins Elsaß; und damit diese Truppen sich den Mühseligkeiten des Deutschen Kriegs desto williger unterziehen möchten, mußte der berühmte Sieger bey Rocroy, Herzog von Enguien, nachheriger Prinz von Condé, sie in eigner Person dahin führen. Jetzt fühlte sich Guebriant stark genug, um in Deutschland wieder mit Ehren auftreten zu können. Er eilte über den Rhein zurück, um sich in Schwaben bessere Winterquartiere zu suchen, und machte sich auch wirklich Meister von Rothweil, wo ihm ein Bayrisches Magazin

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/471>, abgerufen am 24.11.2024.