Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Umsonst bemühte sich der Kaiser, zu Vertheidigung dieser Provinz den Ungarischen Adel zu bewaffnen; dieser berief sich auf seine Privilegien, und wollte außerhalb seinem Vaterlande nicht dienen. Ueber dieser fruchtlosen Unterhandlung verlor man die Zeit für einen thätigen Widerstand, und ließ die ganze Provinz Mähren den Schweden zum Raube werden. Während daß Bernhard Torstensohn durch seine Märsche und Siege Freund und Feind in Erstaunen setzte, hatten sich die Armeen der Alliirten in andern Theilen des Reichs nicht unthätig verhalten. Die Hessen und Weimarischen unter dem Grafen von Eberstein und dem Marschall von Guebriant waren in das Erzstift Kölln eingefallen, um dort ihre Winterquartiere zu beziehen. Um sich dieser räuberischen Gäste zu erwehren, rief der Churfürst den kaiserlichen General von Hatzfeld herbey, und versammelte seine eignen Truppen unter dem General Lamboy. Diesen griffen die Alliirten (im Jänner 1642) bey Kempen an, und schlugen ihn in einer großen Schlacht, daß zweytausend blieben und noch einmal so viel zu Gefangenen gemacht wurden. Dieser wichtige Sieg öffnete ihnen das ganze Churfürstenthum und die angrenzenden Lande, daß sie nicht nur ihre Quartiere darin behaupteten, sondern auch große Verstärkungen an Soldaten und Pferden daraus zogen. Guebriant überließ den Hessischen Völkern, ihre Eroberungen am Niederrhein gegen den Grafen von Hatzfeld zu vertheidigen, und näherte sich Thüringen, um Torstensohns Unternehmungen in Sachsen zu unterstützen. Aber anstatt seine Macht mit der Schwedischen zu vereinigen, eilte er zurück nach dem Main- und Rheinstrom, von dem er sich schon weiter als er sollte entfernt hatte. Da ihm die Bayern unter Mercy und Johann von Werth in der Markgrafschaft Baden zuvorgekommen waren, so irrte er viele Wochen lang, dem Grimm der Witterung preis gegeben, ohne Obdach umher, Umsonst bemühte sich der Kaiser, zu Vertheidigung dieser Provinz den Ungarischen Adel zu bewaffnen; dieser berief sich auf seine Privilegien, und wollte außerhalb seinem Vaterlande nicht dienen. Ueber dieser fruchtlosen Unterhandlung verlor man die Zeit für einen thätigen Widerstand, und ließ die ganze Provinz Mähren den Schweden zum Raube werden. Während daß Bernhard Torstensohn durch seine Märsche und Siege Freund und Feind in Erstaunen setzte, hatten sich die Armeen der Alliirten in andern Theilen des Reichs nicht unthätig verhalten. Die Hessen und Weimarischen unter dem Grafen von Eberstein und dem Marschall von Guebriant waren in das Erzstift Kölln eingefallen, um dort ihre Winterquartiere zu beziehen. Um sich dieser räuberischen Gäste zu erwehren, rief der Churfürst den kaiserlichen General von Hatzfeld herbey, und versammelte seine eignen Truppen unter dem General Lamboy. Diesen griffen die Alliirten (im Jänner 1642) bey Kempen an, und schlugen ihn in einer großen Schlacht, daß zweytausend blieben und noch einmal so viel zu Gefangenen gemacht wurden. Dieser wichtige Sieg öffnete ihnen das ganze Churfürstenthum und die angrenzenden Lande, daß sie nicht nur ihre Quartiere darin behaupteten, sondern auch große Verstärkungen an Soldaten und Pferden daraus zogen. Guebriant überließ den Hessischen Völkern, ihre Eroberungen am Niederrhein gegen den Grafen von Hatzfeld zu vertheidigen, und näherte sich Thüringen, um Torstensohns Unternehmungen in Sachsen zu unterstützen. Aber anstatt seine Macht mit der Schwedischen zu vereinigen, eilte er zurück nach dem Main- und Rheinstrom, von dem er sich schon weiter als er sollte entfernt hatte. Da ihm die Bayern unter Mercy und Johann von Werth in der Markgrafschaft Baden zuvorgekommen waren, so irrte er viele Wochen lang, dem Grimm der Witterung preis gegeben, ohne Obdach umher, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0470" n="462"/> Umsonst bemühte sich der Kaiser, zu Vertheidigung dieser Provinz den Ungarischen Adel zu bewaffnen; dieser berief sich auf seine Privilegien, und wollte außerhalb seinem Vaterlande nicht dienen. Ueber dieser fruchtlosen Unterhandlung verlor man die Zeit für einen thätigen Widerstand, und ließ die ganze Provinz Mähren den Schweden zum Raube werden.</p> <p>Während daß Bernhard Torstensohn durch seine Märsche und Siege Freund und Feind in Erstaunen setzte, hatten sich die Armeen der Alliirten in andern Theilen des Reichs nicht unthätig verhalten. Die Hessen und Weimarischen unter dem Grafen von Eberstein und dem Marschall von Guebriant waren in das Erzstift Kölln eingefallen, um dort ihre Winterquartiere zu beziehen. Um sich dieser räuberischen Gäste zu erwehren, rief der Churfürst den kaiserlichen General von Hatzfeld herbey, und versammelte seine eignen Truppen unter dem General Lamboy. Diesen griffen die Alliirten (im Jänner 1642) bey <hi rendition="#g">Kempen</hi> an, und schlugen ihn in einer großen Schlacht, daß zweytausend blieben und noch einmal so viel zu Gefangenen gemacht wurden. Dieser wichtige Sieg öffnete ihnen das ganze Churfürstenthum und die angrenzenden Lande, daß sie nicht nur ihre Quartiere darin behaupteten, sondern auch große Verstärkungen an Soldaten und Pferden daraus zogen.</p> <p>Guebriant überließ den Hessischen Völkern, ihre Eroberungen am Niederrhein gegen den Grafen von Hatzfeld zu vertheidigen, und näherte sich Thüringen, um Torstensohns Unternehmungen in Sachsen zu unterstützen. Aber anstatt seine Macht mit der Schwedischen zu vereinigen, eilte er zurück nach dem Main- und Rheinstrom, von dem er sich schon weiter als er sollte entfernt hatte. 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Umsonst bemühte sich der Kaiser, zu Vertheidigung dieser Provinz den Ungarischen Adel zu bewaffnen; dieser berief sich auf seine Privilegien, und wollte außerhalb seinem Vaterlande nicht dienen. Ueber dieser fruchtlosen Unterhandlung verlor man die Zeit für einen thätigen Widerstand, und ließ die ganze Provinz Mähren den Schweden zum Raube werden.
Während daß Bernhard Torstensohn durch seine Märsche und Siege Freund und Feind in Erstaunen setzte, hatten sich die Armeen der Alliirten in andern Theilen des Reichs nicht unthätig verhalten. Die Hessen und Weimarischen unter dem Grafen von Eberstein und dem Marschall von Guebriant waren in das Erzstift Kölln eingefallen, um dort ihre Winterquartiere zu beziehen. Um sich dieser räuberischen Gäste zu erwehren, rief der Churfürst den kaiserlichen General von Hatzfeld herbey, und versammelte seine eignen Truppen unter dem General Lamboy. Diesen griffen die Alliirten (im Jänner 1642) bey Kempen an, und schlugen ihn in einer großen Schlacht, daß zweytausend blieben und noch einmal so viel zu Gefangenen gemacht wurden. Dieser wichtige Sieg öffnete ihnen das ganze Churfürstenthum und die angrenzenden Lande, daß sie nicht nur ihre Quartiere darin behaupteten, sondern auch große Verstärkungen an Soldaten und Pferden daraus zogen.
Guebriant überließ den Hessischen Völkern, ihre Eroberungen am Niederrhein gegen den Grafen von Hatzfeld zu vertheidigen, und näherte sich Thüringen, um Torstensohns Unternehmungen in Sachsen zu unterstützen. Aber anstatt seine Macht mit der Schwedischen zu vereinigen, eilte er zurück nach dem Main- und Rheinstrom, von dem er sich schon weiter als er sollte entfernt hatte. Da ihm die Bayern unter Mercy und Johann von Werth in der Markgrafschaft Baden zuvorgekommen waren, so irrte er viele Wochen lang, dem Grimm der Witterung preis gegeben, ohne Obdach umher,
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