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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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jetzt bloß für sich selbst, und Herzog Georg von Lüneburg, anstatt dem obern Deutschland zu Hülfe zu eilen, belagert Minden, um es für sich selbst zu behalten. Von seinen Deutschen Alliirten hülflos gelassen, bemüht sich der Kanzler um den Beystand auswärtiger Mächte. England, Holland, Venedig werden um Geld, um Truppen angesprochen, und von der äußersten Noth getrieben, entschließt er sich endlich zu dem lange vermiedenen sauern Schritt, sich Frankreich in die Arme zu werfen.

Endlich war der Zeitpunkt erschienen, welchem Richelieu mit ungeduldiger Sehnsucht entgegen blickte. Nur die völlige Unmöglichkeit, sich auf einem andern Wege zu retten, konnte die protestantischen Stände Deutschlands vermögen, die Ansprüche Frankreichs auf das Elsaß zu unterstützen. Dieser äusserste Nothfall war jetzt vorhanden: Frankreich war unentbehrlich, und es ließ sich den lebhaften Antheil, den es von jetzt an an dem Deutschen Kriege nahm, mit einem theuern Preise bezahlen. Voll Glanz und Ehre betrat es jetzt den politischen Schauplatz. Schon hatte Oxenstierna, dem es wenig kostete Deutschlands Rechte und Besitzungen zu verschenken, die Reichsfestung Philippsburg und die noch übrigen verlangten Plätze an Richelieu abgetreten; jetzt schicken die Oberdeutschen Protestanten auch in ihrem Namen eine eigne Gesandtschaft ab, das Elsaß, die Festung Breysach (die erst erobert werden sollte) und alle Plätze am Oberrhein, die der Schlüssel zu Deutschland waren, unter Französischen Schutz zu geben. Was der Französische Schutz bedeute, hatte man an den Bisthümern Metz, Tull und Verdün gesehen, welche Frankreich schon seit Jahrhunderten selbst gegen ihre rechtmäßigen Eigenthümer beschützte. Das Trierische Gebiet hatte schon Französische Besatzungen; Lothringen war so gut als erobert, da es jeden Augenblick mit einer Armee überschwemmt

jetzt bloß für sich selbst, und Herzog Georg von Lüneburg, anstatt dem obern Deutschland zu Hülfe zu eilen, belagert Minden, um es für sich selbst zu behalten. Von seinen Deutschen Alliirten hülflos gelassen, bemüht sich der Kanzler um den Beystand auswärtiger Mächte. England, Holland, Venedig werden um Geld, um Truppen angesprochen, und von der äußersten Noth getrieben, entschließt er sich endlich zu dem lange vermiedenen sauern Schritt, sich Frankreich in die Arme zu werfen.

Endlich war der Zeitpunkt erschienen, welchem Richelieu mit ungeduldiger Sehnsucht entgegen blickte. Nur die völlige Unmöglichkeit, sich auf einem andern Wege zu retten, konnte die protestantischen Stände Deutschlands vermögen, die Ansprüche Frankreichs auf das Elsaß zu unterstützen. Dieser äusserste Nothfall war jetzt vorhanden: Frankreich war unentbehrlich, und es ließ sich den lebhaften Antheil, den es von jetzt an an dem Deutschen Kriege nahm, mit einem theuern Preise bezahlen. Voll Glanz und Ehre betrat es jetzt den politischen Schauplatz. Schon hatte Oxenstierna, dem es wenig kostete Deutschlands Rechte und Besitzungen zu verschenken, die Reichsfestung Philippsburg und die noch übrigen verlangten Plätze an Richelieu abgetreten; jetzt schicken die Oberdeutschen Protestanten auch in ihrem Namen eine eigne Gesandtschaft ab, das Elsaß, die Festung Breysach (die erst erobert werden sollte) und alle Plätze am Oberrhein, die der Schlüssel zu Deutschland waren, unter Französischen Schutz zu geben. Was der Französische Schutz bedeute, hatte man an den Bisthümern Metz, Tull und Verdün gesehen, welche Frankreich schon seit Jahrhunderten selbst gegen ihre rechtmäßigen Eigenthümer beschützte. Das Trierische Gebiet hatte schon Französische Besatzungen; Lothringen war so gut als erobert, da es jeden Augenblick mit einer Armee überschwemmt

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[419/0427] jetzt bloß für sich selbst, und Herzog Georg von Lüneburg, anstatt dem obern Deutschland zu Hülfe zu eilen, belagert Minden, um es für sich selbst zu behalten. Von seinen Deutschen Alliirten hülflos gelassen, bemüht sich der Kanzler um den Beystand auswärtiger Mächte. England, Holland, Venedig werden um Geld, um Truppen angesprochen, und von der äußersten Noth getrieben, entschließt er sich endlich zu dem lange vermiedenen sauern Schritt, sich Frankreich in die Arme zu werfen. Endlich war der Zeitpunkt erschienen, welchem Richelieu mit ungeduldiger Sehnsucht entgegen blickte. Nur die völlige Unmöglichkeit, sich auf einem andern Wege zu retten, konnte die protestantischen Stände Deutschlands vermögen, die Ansprüche Frankreichs auf das Elsaß zu unterstützen. Dieser äusserste Nothfall war jetzt vorhanden: Frankreich war unentbehrlich, und es ließ sich den lebhaften Antheil, den es von jetzt an an dem Deutschen Kriege nahm, mit einem theuern Preise bezahlen. Voll Glanz und Ehre betrat es jetzt den politischen Schauplatz. Schon hatte Oxenstierna, dem es wenig kostete Deutschlands Rechte und Besitzungen zu verschenken, die Reichsfestung Philippsburg und die noch übrigen verlangten Plätze an Richelieu abgetreten; jetzt schicken die Oberdeutschen Protestanten auch in ihrem Namen eine eigne Gesandtschaft ab, das Elsaß, die Festung Breysach (die erst erobert werden sollte) und alle Plätze am Oberrhein, die der Schlüssel zu Deutschland waren, unter Französischen Schutz zu geben. Was der Französische Schutz bedeute, hatte man an den Bisthümern Metz, Tull und Verdün gesehen, welche Frankreich schon seit Jahrhunderten selbst gegen ihre rechtmäßigen Eigenthümer beschützte. Das Trierische Gebiet hatte schon Französische Besatzungen; Lothringen war so gut als erobert, da es jeden Augenblick mit einer Armee überschwemmt

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/427>, abgerufen am 22.11.2024.