Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.ehe er seine Maske abwarf, und sich einen öffentlichen Schritt gegen den Kaiser erlaubte. Graf Piccolomini, derselbe, der sich in dem Treffen bey Lützen durch einen beyspiellosen Muth ausgezeichnet hatte, war der Erste, dessen Treue er auf die Probe stellte. Er hatte sich diesen General durch große Geschenke verpflichtet, und er gab ihm den Vorzug vor allen andern, weil Piccolomini unter einerley Konstellation mit ihm geboren war. Diesem erklärte er, daß er, durch den Undank des Kaisers und seine nahe Gefahr gezwungen, unwiderruflich entschlossen sey, die Oesterreichische Partey zu verlassen, sich mit dem besten Theile der Armee auf feindliche Seite zu schlagen, und das Haus Oesterreich in allen Grenzen seiner Herrschaft zu bekriegen, bis es von der Wurzel vertilgt sey. Auf Piccolomini habe er bey dieser Unternehmung vorzüglich gerechnet, und ihm schon in voraus die glänzendsten Belohnungen zugedacht. Als dieser, um seine Bestürzung über diesen überraschenden Antrag zu verbergen, von den Hindernissen und Gefahren sprach, die sich einem so gewagten Unternehmen entgegen setzen würden, spottete Wallenstein seiner Furcht. "Bey solchen Wagestücken," rief er aus, "sey nur der Anfang schwer; die Sterne seyen ihm gewogen, die Gelegenheit wie man sie nur immer verlangen könne, auch dem Glücke müsse man etwas vertrauen. Sein Entschluß stehe fest, und er würde, wenn es nicht anders geschehen könnte, an der Spitze von tausend Pferden sein Heil versuchen." Piccolomini hütete sich sehr, durch einen längern Widerspruch das Mißtrauen des Herzogs zu reitzen, und ergab sich mit anscheinender Ueberzeugung dem Gewicht seiner Gründe. So weit ging die Verblendung des Herzogs, daß es ihm, aller Warnungen des Grafen Terzky ungeachtet, gar nicht einfiel, an der Aufrichtigkeit dieses Mannes zu zweifeln, der keinen Augenblick verlor, die jetzt gemachte merkwürdige Entdeckung nach Wien zu berichten. ehe er seine Maske abwarf, und sich einen öffentlichen Schritt gegen den Kaiser erlaubte. Graf Piccolomini, derselbe, der sich in dem Treffen bey Lützen durch einen beyspiellosen Muth ausgezeichnet hatte, war der Erste, dessen Treue er auf die Probe stellte. Er hatte sich diesen General durch große Geschenke verpflichtet, und er gab ihm den Vorzug vor allen andern, weil Piccolomini unter einerley Konstellation mit ihm geboren war. Diesem erklärte er, daß er, durch den Undank des Kaisers und seine nahe Gefahr gezwungen, unwiderruflich entschlossen sey, die Oesterreichische Partey zu verlassen, sich mit dem besten Theile der Armee auf feindliche Seite zu schlagen, und das Haus Oesterreich in allen Grenzen seiner Herrschaft zu bekriegen, bis es von der Wurzel vertilgt sey. Auf Piccolomini habe er bey dieser Unternehmung vorzüglich gerechnet, und ihm schon in voraus die glänzendsten Belohnungen zugedacht. Als dieser, um seine Bestürzung über diesen überraschenden Antrag zu verbergen, von den Hindernissen und Gefahren sprach, die sich einem so gewagten Unternehmen entgegen setzen würden, spottete Wallenstein seiner Furcht. „Bey solchen Wagestücken,“ rief er aus, „sey nur der Anfang schwer; die Sterne seyen ihm gewogen, die Gelegenheit wie man sie nur immer verlangen könne, auch dem Glücke müsse man etwas vertrauen. Sein Entschluß stehe fest, und er würde, wenn es nicht anders geschehen könnte, an der Spitze von tausend Pferden sein Heil versuchen.“ Piccolomini hütete sich sehr, durch einen längern Widerspruch das Mißtrauen des Herzogs zu reitzen, und ergab sich mit anscheinender Ueberzeugung dem Gewicht seiner Gründe. So weit ging die Verblendung des Herzogs, daß es ihm, aller Warnungen des Grafen Terzky ungeachtet, gar nicht einfiel, an der Aufrichtigkeit dieses Mannes zu zweifeln, der keinen Augenblick verlor, die jetzt gemachte merkwürdige Entdeckung nach Wien zu berichten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0400" n="392"/> ehe er seine Maske abwarf, und sich einen öffentlichen Schritt gegen den Kaiser erlaubte. Graf Piccolomini, derselbe, der sich in dem Treffen bey Lützen durch einen beyspiellosen Muth ausgezeichnet hatte, war der Erste, dessen Treue er auf die Probe stellte. Er hatte sich diesen General durch große Geschenke verpflichtet, und er gab ihm den Vorzug vor allen andern, weil Piccolomini unter einerley Konstellation mit ihm geboren war. Diesem erklärte er, daß er, durch den Undank des Kaisers und seine nahe Gefahr gezwungen, unwiderruflich entschlossen sey, die Oesterreichische Partey zu verlassen, sich mit dem besten Theile der Armee auf feindliche Seite zu schlagen, und das Haus Oesterreich in allen Grenzen seiner Herrschaft zu bekriegen, bis es von der Wurzel vertilgt sey. Auf Piccolomini habe er bey dieser Unternehmung vorzüglich gerechnet, und ihm schon in voraus die glänzendsten Belohnungen zugedacht. Als dieser, um seine Bestürzung über diesen überraschenden Antrag zu verbergen, von den Hindernissen und Gefahren sprach, die sich einem so gewagten Unternehmen entgegen setzen würden, spottete Wallenstein seiner Furcht.</p> <p>„Bey solchen Wagestücken,“ rief er aus, „sey nur der Anfang schwer; die Sterne seyen ihm gewogen, die Gelegenheit wie man sie nur immer verlangen könne, auch dem Glücke müsse man etwas vertrauen. Sein Entschluß stehe fest, und er würde, wenn es nicht anders geschehen könnte, an der Spitze von tausend Pferden sein Heil versuchen.“ Piccolomini hütete sich sehr, durch einen längern Widerspruch das Mißtrauen des Herzogs zu reitzen, und ergab sich mit anscheinender Ueberzeugung dem Gewicht seiner Gründe. So weit ging die Verblendung des Herzogs, daß es ihm, aller Warnungen des Grafen Terzky ungeachtet, gar nicht einfiel, an der Aufrichtigkeit dieses Mannes zu zweifeln, der keinen Augenblick verlor, die jetzt gemachte merkwürdige Entdeckung nach Wien zu berichten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [392/0400]
ehe er seine Maske abwarf, und sich einen öffentlichen Schritt gegen den Kaiser erlaubte. Graf Piccolomini, derselbe, der sich in dem Treffen bey Lützen durch einen beyspiellosen Muth ausgezeichnet hatte, war der Erste, dessen Treue er auf die Probe stellte. Er hatte sich diesen General durch große Geschenke verpflichtet, und er gab ihm den Vorzug vor allen andern, weil Piccolomini unter einerley Konstellation mit ihm geboren war. Diesem erklärte er, daß er, durch den Undank des Kaisers und seine nahe Gefahr gezwungen, unwiderruflich entschlossen sey, die Oesterreichische Partey zu verlassen, sich mit dem besten Theile der Armee auf feindliche Seite zu schlagen, und das Haus Oesterreich in allen Grenzen seiner Herrschaft zu bekriegen, bis es von der Wurzel vertilgt sey. Auf Piccolomini habe er bey dieser Unternehmung vorzüglich gerechnet, und ihm schon in voraus die glänzendsten Belohnungen zugedacht. Als dieser, um seine Bestürzung über diesen überraschenden Antrag zu verbergen, von den Hindernissen und Gefahren sprach, die sich einem so gewagten Unternehmen entgegen setzen würden, spottete Wallenstein seiner Furcht.
„Bey solchen Wagestücken,“ rief er aus, „sey nur der Anfang schwer; die Sterne seyen ihm gewogen, die Gelegenheit wie man sie nur immer verlangen könne, auch dem Glücke müsse man etwas vertrauen. Sein Entschluß stehe fest, und er würde, wenn es nicht anders geschehen könnte, an der Spitze von tausend Pferden sein Heil versuchen.“ Piccolomini hütete sich sehr, durch einen längern Widerspruch das Mißtrauen des Herzogs zu reitzen, und ergab sich mit anscheinender Ueberzeugung dem Gewicht seiner Gründe. So weit ging die Verblendung des Herzogs, daß es ihm, aller Warnungen des Grafen Terzky ungeachtet, gar nicht einfiel, an der Aufrichtigkeit dieses Mannes zu zweifeln, der keinen Augenblick verlor, die jetzt gemachte merkwürdige Entdeckung nach Wien zu berichten.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/400>, abgerufen am 16.02.2025. |