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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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verwickelte, machten, daß man endlich ganz und gar an ihm irre ward. Indem er die Schweden in sein Bündniß zu ziehen suchte, und ihnen sogar ihre besten Truppen abfoderte, äußerte er sich gegen Arnheim, daß man damit anfangen müsse, die Schweden aus dem Reiche zu verjagen; und während daß sich die Sächsischen Offiziere, im Vertrauen auf die Sicherheit des Waffenstillstandes, in großer Menge bey ihm einfanden, wagte er einen verunglückten Versuch, sich ihrer Personen zu bemächtigen. Er brach zuerst den Stillstand, den er doch einige Monate darauf nicht ohne große Mühe erneuerte. Aller Glaube an seine Wahrhaftigkeit verschwand, und endlich glaubte man in seinem ganzen Benehmen nichts als ein Gewebe von Betrug und niedrigen Kniffen zu sehen, um die Alliirten zu schwächen, und sich selbst in Verfassung zu setzen. Dieses erreichte er zwar wirklich, indem seine Macht sich mit jedem Tage vermehrte, die Alliirten aber durch Desertion und schlechten Unterhalt über die Hälfte ihrer Truppen einbüßten. Aber er machte von seiner Ueberlegenheit den Gebrauch nicht, den man in Wien erwartete. Wenn man einem entscheidenden Vorfall entgegensah, erneuerte er plötzlich die Unterhandlungen; und wenn der Waffenstillstand die Alliirten in Sicherheit stürzte, so erhob er sich plötzlich, um die Feindseligkeiten zu erneuern. Alle diese Widersprüche flossen aus dem doppelten und ganz unvereinbaren Entwurf, den Kaiser und die Schweden zugleich zu verderben, und mit Sachsen einen besondern Frieden zu schließen.

Ueber den schlechten Fortgang seiner Unterhandlungen ungeduldig, beschloß er endlich seine Macht zu zeigen, da ohnehin die dringende Noth in dem Reiche, und die steigende Unzufriedenheit am kaiserlichen Hofe keinen längern Aufschub gestatteten. Schon vor dem letzten Stillstand war der General von Holk von Böhmen aus in das Meißnische eingefallen, hatte alles, was auf seinem Wege lag, mit Feuer und Schwert verwüstet, den Churfürsten in seine

verwickelte, machten, daß man endlich ganz und gar an ihm irre ward. Indem er die Schweden in sein Bündniß zu ziehen suchte, und ihnen sogar ihre besten Truppen abfoderte, äußerte er sich gegen Arnheim, daß man damit anfangen müsse, die Schweden aus dem Reiche zu verjagen; und während daß sich die Sächsischen Offiziere, im Vertrauen auf die Sicherheit des Waffenstillstandes, in großer Menge bey ihm einfanden, wagte er einen verunglückten Versuch, sich ihrer Personen zu bemächtigen. Er brach zuerst den Stillstand, den er doch einige Monate darauf nicht ohne große Mühe erneuerte. Aller Glaube an seine Wahrhaftigkeit verschwand, und endlich glaubte man in seinem ganzen Benehmen nichts als ein Gewebe von Betrug und niedrigen Kniffen zu sehen, um die Alliirten zu schwächen, und sich selbst in Verfassung zu setzen. Dieses erreichte er zwar wirklich, indem seine Macht sich mit jedem Tage vermehrte, die Alliirten aber durch Desertion und schlechten Unterhalt über die Hälfte ihrer Truppen einbüßten. Aber er machte von seiner Ueberlegenheit den Gebrauch nicht, den man in Wien erwartete. Wenn man einem entscheidenden Vorfall entgegensah, erneuerte er plötzlich die Unterhandlungen; und wenn der Waffenstillstand die Alliirten in Sicherheit stürzte, so erhob er sich plötzlich, um die Feindseligkeiten zu erneuern. Alle diese Widersprüche flossen aus dem doppelten und ganz unvereinbaren Entwurf, den Kaiser und die Schweden zugleich zu verderben, und mit Sachsen einen besondern Frieden zu schließen.

Ueber den schlechten Fortgang seiner Unterhandlungen ungeduldig, beschloß er endlich seine Macht zu zeigen, da ohnehin die dringende Noth in dem Reiche, und die steigende Unzufriedenheit am kaiserlichen Hofe keinen längern Aufschub gestatteten. Schon vor dem letzten Stillstand war der General von Holk von Böhmen aus in das Meißnische eingefallen, hatte alles, was auf seinem Wege lag, mit Feuer und Schwert verwüstet, den Churfürsten in seine

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[385/0393] verwickelte, machten, daß man endlich ganz und gar an ihm irre ward. Indem er die Schweden in sein Bündniß zu ziehen suchte, und ihnen sogar ihre besten Truppen abfoderte, äußerte er sich gegen Arnheim, daß man damit anfangen müsse, die Schweden aus dem Reiche zu verjagen; und während daß sich die Sächsischen Offiziere, im Vertrauen auf die Sicherheit des Waffenstillstandes, in großer Menge bey ihm einfanden, wagte er einen verunglückten Versuch, sich ihrer Personen zu bemächtigen. Er brach zuerst den Stillstand, den er doch einige Monate darauf nicht ohne große Mühe erneuerte. Aller Glaube an seine Wahrhaftigkeit verschwand, und endlich glaubte man in seinem ganzen Benehmen nichts als ein Gewebe von Betrug und niedrigen Kniffen zu sehen, um die Alliirten zu schwächen, und sich selbst in Verfassung zu setzen. Dieses erreichte er zwar wirklich, indem seine Macht sich mit jedem Tage vermehrte, die Alliirten aber durch Desertion und schlechten Unterhalt über die Hälfte ihrer Truppen einbüßten. Aber er machte von seiner Ueberlegenheit den Gebrauch nicht, den man in Wien erwartete. Wenn man einem entscheidenden Vorfall entgegensah, erneuerte er plötzlich die Unterhandlungen; und wenn der Waffenstillstand die Alliirten in Sicherheit stürzte, so erhob er sich plötzlich, um die Feindseligkeiten zu erneuern. Alle diese Widersprüche flossen aus dem doppelten und ganz unvereinbaren Entwurf, den Kaiser und die Schweden zugleich zu verderben, und mit Sachsen einen besondern Frieden zu schließen. Ueber den schlechten Fortgang seiner Unterhandlungen ungeduldig, beschloß er endlich seine Macht zu zeigen, da ohnehin die dringende Noth in dem Reiche, und die steigende Unzufriedenheit am kaiserlichen Hofe keinen längern Aufschub gestatteten. Schon vor dem letzten Stillstand war der General von Holk von Böhmen aus in das Meißnische eingefallen, hatte alles, was auf seinem Wege lag, mit Feuer und Schwert verwüstet, den Churfürsten in seine

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/393>, abgerufen am 23.11.2024.