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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Elsaß und Schwaben wenig Ehre einlegte; aber dieser eigenmächtige Schritt des Hofes hatte ihn aus seiner Sicherheit aufgeschreckt, und ihm über die näher kommende Gefahr einen warnenden Wink gegeben. Um nicht zum zweytenmal sein Kommando, und mit demselben die Frucht aller seiner Bemühungen zu verlieren, mußte er mit der Ausführung seines Anschlags eilen. Durch Entfernung der verdächtigen Offiziere, und durch seine Freygebigkeit gegen die andern, hielt er sich der Treue seiner Truppen versichert. Alle andre Stände des Staats, alle Pflichten der Gerechtigkeit und Menschlichkeit, hatte er dem Wohl der Armee aufgeopfert, also rechnete er auf die Erkenntlichkeit derselben. Im Begriff, ein nie erlebtes Beyspiel des Undanks gegen den Schöpfer seines Glücks aufzustellen, baute er seine ganze Wohlfahrt auf die Dankbarkeit, die man an ihm beweisen sollte.

Die Anführer der Schlesischen Armeen hatten von ihren Principalen keine Vollmacht, so etwas Großes, als Wallenstein in Vorschlag brachte, für sich allein abzuschließen, und selbst den verlangten Waffenstillstand getrauten sie sich nicht länger als auf vierzehn Tage zu bewilligen. Ehe sich der Herzog gegen die Schweden und Sachsen herausließ, hatte er noch für rathsam gefunden, sich bey seiner kühnen Unternehmung des Französischen Schutzes zu versichern. Zu dem Ende wurden durch den Grafen von Kinsky bey dem Französischen Bevollmächtigten Feuquieres zu Dresden geheime Unterhandlungen, wiewohl mit sehr mißtrauischer Vorsicht, angeknüpft, welche ganz seinem Wunsche gemäß ausfielen. Feuquieres erhielt Befehl von seinem Hofe, allen Vorschub von Seiten Frankreichs zu versprechen, und dem Herzog, wenn er deren benöthigt wäre, eine beträchtliche Geldhülfe anzubieten.

Aber gerade diese überkluge Sorgfalt, sich von allen Seiten zu decken, gereichte ihm zum

Elsaß und Schwaben wenig Ehre einlegte; aber dieser eigenmächtige Schritt des Hofes hatte ihn aus seiner Sicherheit aufgeschreckt, und ihm über die näher kommende Gefahr einen warnenden Wink gegeben. Um nicht zum zweytenmal sein Kommando, und mit demselben die Frucht aller seiner Bemühungen zu verlieren, mußte er mit der Ausführung seines Anschlags eilen. Durch Entfernung der verdächtigen Offiziere, und durch seine Freygebigkeit gegen die andern, hielt er sich der Treue seiner Truppen versichert. Alle andre Stände des Staats, alle Pflichten der Gerechtigkeit und Menschlichkeit, hatte er dem Wohl der Armee aufgeopfert, also rechnete er auf die Erkenntlichkeit derselben. Im Begriff, ein nie erlebtes Beyspiel des Undanks gegen den Schöpfer seines Glücks aufzustellen, baute er seine ganze Wohlfahrt auf die Dankbarkeit, die man an ihm beweisen sollte.

Die Anführer der Schlesischen Armeen hatten von ihren Principalen keine Vollmacht, so etwas Großes, als Wallenstein in Vorschlag brachte, für sich allein abzuschließen, und selbst den verlangten Waffenstillstand getrauten sie sich nicht länger als auf vierzehn Tage zu bewilligen. Ehe sich der Herzog gegen die Schweden und Sachsen herausließ, hatte er noch für rathsam gefunden, sich bey seiner kühnen Unternehmung des Französischen Schutzes zu versichern. Zu dem Ende wurden durch den Grafen von Kinsky bey dem Französischen Bevollmächtigten Feuquieres zu Dresden geheime Unterhandlungen, wiewohl mit sehr mißtrauischer Vorsicht, angeknüpft, welche ganz seinem Wunsche gemäß ausfielen. Feuquieres erhielt Befehl von seinem Hofe, allen Vorschub von Seiten Frankreichs zu versprechen, und dem Herzog, wenn er deren benöthigt wäre, eine beträchtliche Geldhülfe anzubieten.

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[383/0391] Elsaß und Schwaben wenig Ehre einlegte; aber dieser eigenmächtige Schritt des Hofes hatte ihn aus seiner Sicherheit aufgeschreckt, und ihm über die näher kommende Gefahr einen warnenden Wink gegeben. Um nicht zum zweytenmal sein Kommando, und mit demselben die Frucht aller seiner Bemühungen zu verlieren, mußte er mit der Ausführung seines Anschlags eilen. Durch Entfernung der verdächtigen Offiziere, und durch seine Freygebigkeit gegen die andern, hielt er sich der Treue seiner Truppen versichert. Alle andre Stände des Staats, alle Pflichten der Gerechtigkeit und Menschlichkeit, hatte er dem Wohl der Armee aufgeopfert, also rechnete er auf die Erkenntlichkeit derselben. Im Begriff, ein nie erlebtes Beyspiel des Undanks gegen den Schöpfer seines Glücks aufzustellen, baute er seine ganze Wohlfahrt auf die Dankbarkeit, die man an ihm beweisen sollte. Die Anführer der Schlesischen Armeen hatten von ihren Principalen keine Vollmacht, so etwas Großes, als Wallenstein in Vorschlag brachte, für sich allein abzuschließen, und selbst den verlangten Waffenstillstand getrauten sie sich nicht länger als auf vierzehn Tage zu bewilligen. Ehe sich der Herzog gegen die Schweden und Sachsen herausließ, hatte er noch für rathsam gefunden, sich bey seiner kühnen Unternehmung des Französischen Schutzes zu versichern. Zu dem Ende wurden durch den Grafen von Kinsky bey dem Französischen Bevollmächtigten Feuquieres zu Dresden geheime Unterhandlungen, wiewohl mit sehr mißtrauischer Vorsicht, angeknüpft, welche ganz seinem Wunsche gemäß ausfielen. Feuquieres erhielt Befehl von seinem Hofe, allen Vorschub von Seiten Frankreichs zu versprechen, und dem Herzog, wenn er deren benöthigt wäre, eine beträchtliche Geldhülfe anzubieten. Aber gerade diese überkluge Sorgfalt, sich von allen Seiten zu decken, gereichte ihm zum

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/391>, abgerufen am 23.11.2024.