Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.über den Muthwillen der Soldaten, aber niemand denke an ihr Verdienst. Die Gelehrten schreiben in die Welt hinein von Eroberungen und Siegen, und alle diese Victorien habe man doch nur durch ihre Fäuste erfochten." Das Heer der Mißvergnügten mehrt sich mit jedem Tage, und durch Briefe, die zum Glück aufgefangen werden, suchten sie nun auch die Armeen am Rhein und in Sachsen zu empören. Weder die Vorstellungen Bernhards von Weimar, noch die harten Verweise seines strengern Gehülfen waren vermögend, diese Gährung zu unterdrücken, und die Heftigkeit des Letztern vermehrte vielmehr den Trotz der Empörer. Sie bestanden darauf, daß jedem Regiment gewisse Städte zu Erhebung des rückständigen Soldes angewiesen würden. Eine Frist von vier Wochen wurde dem Schwedischen Kanzler vergönnt, zu Erfüllung dieser Foderungen Rath zu schaffen; im Weigerungsfall, erklärten sie, würden sie sich selbst bezahlt machen, und nie einen Degen mehr für Schweden entblößen. Die ungestüme Mahnung, zu einer Zeit gethan, wo die Kriegskasse erschöpft und der Kredit gefallen war, mußte den Kanzler in das höchste Bedrängniß stürzen; und schnell mußte die Hülfe seyn, ehe derselbe Schwindel auch die übrigen Truppen ansteckte, und man sich von allen Armeen auf einmal mitten unter Feinde verlassen sah. Unter allen Schwedischen Heerführern war nur Einer, der bey den Soldaten Ansehen und Achtung genug besaß, diesen Streit beyzulegen. Herzog Bernhard war der Liebling der Armee, und seine kluge Mäßigung hatte ihm das Vertrauen der Soldaten, wie seine Kriegserfahrung ihre höchste Bewunderung erworben. Er übernahm es jetzt, die schwürige Armee zu besänftigen; aber, seiner Wichtigkeit sich bewußt, ergriff er den günstigen Augenblick, zuvor für sich selbst zu sorgen, und der Verlegenheit des über den Muthwillen der Soldaten, aber niemand denke an ihr Verdienst. Die Gelehrten schreiben in die Welt hinein von Eroberungen und Siegen, und alle diese Victorien habe man doch nur durch ihre Fäuste erfochten.“ Das Heer der Mißvergnügten mehrt sich mit jedem Tage, und durch Briefe, die zum Glück aufgefangen werden, suchten sie nun auch die Armeen am Rhein und in Sachsen zu empören. Weder die Vorstellungen Bernhards von Weimar, noch die harten Verweise seines strengern Gehülfen waren vermögend, diese Gährung zu unterdrücken, und die Heftigkeit des Letztern vermehrte vielmehr den Trotz der Empörer. Sie bestanden darauf, daß jedem Regiment gewisse Städte zu Erhebung des rückständigen Soldes angewiesen würden. Eine Frist von vier Wochen wurde dem Schwedischen Kanzler vergönnt, zu Erfüllung dieser Foderungen Rath zu schaffen; im Weigerungsfall, erklärten sie, würden sie sich selbst bezahlt machen, und nie einen Degen mehr für Schweden entblößen. Die ungestüme Mahnung, zu einer Zeit gethan, wo die Kriegskasse erschöpft und der Kredit gefallen war, mußte den Kanzler in das höchste Bedrängniß stürzen; und schnell mußte die Hülfe seyn, ehe derselbe Schwindel auch die übrigen Truppen ansteckte, und man sich von allen Armeen auf einmal mitten unter Feinde verlassen sah. Unter allen Schwedischen Heerführern war nur Einer, der bey den Soldaten Ansehen und Achtung genug besaß, diesen Streit beyzulegen. Herzog Bernhard war der Liebling der Armee, und seine kluge Mäßigung hatte ihm das Vertrauen der Soldaten, wie seine Kriegserfahrung ihre höchste Bewunderung erworben. 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Er übernahm es jetzt, die schwürige Armee zu besänftigen; aber, seiner Wichtigkeit sich bewußt, ergriff er den günstigen Augenblick, zuvor für sich selbst zu sorgen, und der Verlegenheit des </p> </div> </body> </text> </TEI> [371/0379]
über den Muthwillen der Soldaten, aber niemand denke an ihr Verdienst. Die Gelehrten schreiben in die Welt hinein von Eroberungen und Siegen, und alle diese Victorien habe man doch nur durch ihre Fäuste erfochten.“ Das Heer der Mißvergnügten mehrt sich mit jedem Tage, und durch Briefe, die zum Glück aufgefangen werden, suchten sie nun auch die Armeen am Rhein und in Sachsen zu empören. Weder die Vorstellungen Bernhards von Weimar, noch die harten Verweise seines strengern Gehülfen waren vermögend, diese Gährung zu unterdrücken, und die Heftigkeit des Letztern vermehrte vielmehr den Trotz der Empörer. Sie bestanden darauf, daß jedem Regiment gewisse Städte zu Erhebung des rückständigen Soldes angewiesen würden. Eine Frist von vier Wochen wurde dem Schwedischen Kanzler vergönnt, zu Erfüllung dieser Foderungen Rath zu schaffen; im Weigerungsfall, erklärten sie, würden sie sich selbst bezahlt machen, und nie einen Degen mehr für Schweden entblößen.
Die ungestüme Mahnung, zu einer Zeit gethan, wo die Kriegskasse erschöpft und der Kredit gefallen war, mußte den Kanzler in das höchste Bedrängniß stürzen; und schnell mußte die Hülfe seyn, ehe derselbe Schwindel auch die übrigen Truppen ansteckte, und man sich von allen Armeen auf einmal mitten unter Feinde verlassen sah. Unter allen Schwedischen Heerführern war nur Einer, der bey den Soldaten Ansehen und Achtung genug besaß, diesen Streit beyzulegen. Herzog Bernhard war der Liebling der Armee, und seine kluge Mäßigung hatte ihm das Vertrauen der Soldaten, wie seine Kriegserfahrung ihre höchste Bewunderung erworben. Er übernahm es jetzt, die schwürige Armee zu besänftigen; aber, seiner Wichtigkeit sich bewußt, ergriff er den günstigen Augenblick, zuvor für sich selbst zu sorgen, und der Verlegenheit des
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