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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Hufen der Pferde zertreten, und durch räuberische Hände seines Schmucks, seiner Kleider beraubt, wird er unter einem Hügel von Todten hervorgezogen, nach Weißenfels gebracht, und dort dem Wehklagen seiner Truppen, den letzten Umarmungen seiner Königin überliefert. Den ersten Tribut hatte die Rache geheischt, und Blut mußte dem Monarchen zum Sühnopfer strömen; jetzt tritt die Liebe in ihre Rechte ein, und milde Thränen fließen - um den Menschen. Der allgemeine Schmerz verschlingt jedes einzelne Leiden. Von dem betäubenden Schlag noch besinnungslos, stehen die Anführer in dumpfer Erstarrung um seine Bahre, und keiner getraut sich noch die Größe der Verwüstung zu untersuchen, die der fliegende Blitz auf seinem Wege verbreitete.

Der Kaiser, erzählt uns Khevenhiller, zeigte beym Anblick des blutigen Gollers, den man dem Könige in der Schlacht abgenommen, und nach Wien geschickt hatte, eine anständige Rührung, die ihm wahrscheinlich auch von Herzen gieng. "Gern," rief er aus, "hätte ich dem Unglücklichen ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich gegönnt, wenn nur in Deutschland Friede worden wäre!" Aber wenn ein neuerer katholischer Schriftsteller von anerkanntem Verdienst diesen Beweis eines nicht ganz unterdrückten Menschengefühls, den selbst schon der äußere Anstand fodert, den auch die bloße Selbstliebe dem fühllosesten Herzen abnöthigt, und dessen Gegentheil nur in der rohesten Seele möglich werden kann, der höchsten Lobpreisung würdig findet, und gar dem Edelmuth Alexanders gegen das Andenken des Darius an die Seite setzt, so erweckt er uns ein schlechtes Vertrauen zu dem übrigen Werth seines Helden, oder, was noch schlimmer wäre, zu seinem eigenen Ideale von sittlicher Würde. Aber auch ein solches Lob ist bey demjenigen schon viel, den man von dem Verdacht eines Königsmordes zu reinigen sich genöthigt findet!

Hufen der Pferde zertreten, und durch räuberische Hände seines Schmucks, seiner Kleider beraubt, wird er unter einem Hügel von Todten hervorgezogen, nach Weißenfels gebracht, und dort dem Wehklagen seiner Truppen, den letzten Umarmungen seiner Königin überliefert. Den ersten Tribut hatte die Rache geheischt, und Blut mußte dem Monarchen zum Sühnopfer strömen; jetzt tritt die Liebe in ihre Rechte ein, und milde Thränen fließen – um den Menschen. Der allgemeine Schmerz verschlingt jedes einzelne Leiden. Von dem betäubenden Schlag noch besinnungslos, stehen die Anführer in dumpfer Erstarrung um seine Bahre, und keiner getraut sich noch die Größe der Verwüstung zu untersuchen, die der fliegende Blitz auf seinem Wege verbreitete.

Der Kaiser, erzählt uns Khevenhiller, zeigte beym Anblick des blutigen Gollers, den man dem Könige in der Schlacht abgenommen, und nach Wien geschickt hatte, eine anständige Rührung, die ihm wahrscheinlich auch von Herzen gieng. „Gern,“ rief er aus, „hätte ich dem Unglücklichen ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich gegönnt, wenn nur in Deutschland Friede worden wäre!“ Aber wenn ein neuerer katholischer Schriftsteller von anerkanntem Verdienst diesen Beweis eines nicht ganz unterdrückten Menschengefühls, den selbst schon der äußere Anstand fodert, den auch die bloße Selbstliebe dem fühllosesten Herzen abnöthigt, und dessen Gegentheil nur in der rohesten Seele möglich werden kann, der höchsten Lobpreisung würdig findet, und gar dem Edelmuth Alexanders gegen das Andenken des Darius an die Seite setzt, so erweckt er uns ein schlechtes Vertrauen zu dem übrigen Werth seines Helden, oder, was noch schlimmer wäre, zu seinem eigenen Ideale von sittlicher Würde. Aber auch ein solches Lob ist bey demjenigen schon viel, den man von dem Verdacht eines Königsmordes zu reinigen sich genöthigt findet!

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[346/0354] Hufen der Pferde zertreten, und durch räuberische Hände seines Schmucks, seiner Kleider beraubt, wird er unter einem Hügel von Todten hervorgezogen, nach Weißenfels gebracht, und dort dem Wehklagen seiner Truppen, den letzten Umarmungen seiner Königin überliefert. Den ersten Tribut hatte die Rache geheischt, und Blut mußte dem Monarchen zum Sühnopfer strömen; jetzt tritt die Liebe in ihre Rechte ein, und milde Thränen fließen – um den Menschen. Der allgemeine Schmerz verschlingt jedes einzelne Leiden. Von dem betäubenden Schlag noch besinnungslos, stehen die Anführer in dumpfer Erstarrung um seine Bahre, und keiner getraut sich noch die Größe der Verwüstung zu untersuchen, die der fliegende Blitz auf seinem Wege verbreitete. Der Kaiser, erzählt uns Khevenhiller, zeigte beym Anblick des blutigen Gollers, den man dem Könige in der Schlacht abgenommen, und nach Wien geschickt hatte, eine anständige Rührung, die ihm wahrscheinlich auch von Herzen gieng. „Gern,“ rief er aus, „hätte ich dem Unglücklichen ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich gegönnt, wenn nur in Deutschland Friede worden wäre!“ Aber wenn ein neuerer katholischer Schriftsteller von anerkanntem Verdienst diesen Beweis eines nicht ganz unterdrückten Menschengefühls, den selbst schon der äußere Anstand fodert, den auch die bloße Selbstliebe dem fühllosesten Herzen abnöthigt, und dessen Gegentheil nur in der rohesten Seele möglich werden kann, der höchsten Lobpreisung würdig findet, und gar dem Edelmuth Alexanders gegen das Andenken des Darius an die Seite setzt, so erweckt er uns ein schlechtes Vertrauen zu dem übrigen Werth seines Helden, oder, was noch schlimmer wäre, zu seinem eigenen Ideale von sittlicher Würde. Aber auch ein solches Lob ist bey demjenigen schon viel, den man von dem Verdacht eines Königsmordes zu reinigen sich genöthigt findet!

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/354>, abgerufen am 23.11.2024.