Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Schrift bey weitem seine bängsten Erwartungen. Eine unumschränkte Oberherrschaft verlangte Wallenstein über alle Deutsche Armeen des Oesterreichischen und Spanischen Hauses, und unbegrenzte Vollmacht, zu strafen und zu belohnen. Weder dem König von Ungarn noch dem Kaiser selbst solle es vergönnt seyn, bey der Armee zu erscheinen, noch weniger, eine Handlung der Autorität darin auszuüben. Keine Stelle soll der Kaiser bey der Armee zu vergeben, keine Belohnung zu verleihen haben, kein Gnadenbrief desselben ohne Wallensteins Bestätigung gültig seyn. Ueber alles, was im Reiche konfisziret und erobert werde, soll der Herzog von Friedland allein, mit Ausschließung aller kaiserlichen und Reichsgerichte zu verfügen haben. Zu seiner ordentlichen Belohnung müsse ihm ein kaiserliches Erbland, und noch ein anderes der im Reiche eroberten Länder zum außerordentlichen Geschenk überlassen werden. Jede Oesterreichische Provinz solle ihm, sobald er derselben bedürfen würde, zur Zuflucht geöffnet seyn. Außerdem verlangte er die Versicherung des Herzogthums Mecklenburg bey einem künftigen Frieden, und eine förmliche frühzeitige Aufkündigung, wenn man für nöthig finden sollte, ihn zum zweytenmal des Generalats zu entsetzen.

Umsonst bestürmte ihn der Minister, diese Foderungen zu mäßigen, durch welche der Kaiser aller seiner Souverainitätsrechte über die Truppen beraubt und zu einer Kreatur seines Feldherrn erniedrigt würde. Zu sehr hatte man ihm die Unentbehrlichkeit seiner Dienste verrathen, um jetzt noch des Preises Meister zu seyn, womit sie erkauft werden sollten. Wenn der Zwang der Umstände den Kaiser nöthigte, diese Foderungen einzugehen, so war es nicht bloßer Antrieb der Rachsucht und des Stolzes, der den Herzog veranlaßte, sie zu machen. Der Plan zur künftigen Empörung war entworfen, und dabey konnte keiner der Vortheile

Schrift bey weitem seine bängsten Erwartungen. Eine unumschränkte Oberherrschaft verlangte Wallenstein über alle Deutsche Armeen des Oesterreichischen und Spanischen Hauses, und unbegrenzte Vollmacht, zu strafen und zu belohnen. Weder dem König von Ungarn noch dem Kaiser selbst solle es vergönnt seyn, bey der Armee zu erscheinen, noch weniger, eine Handlung der Autorität darin auszuüben. Keine Stelle soll der Kaiser bey der Armee zu vergeben, keine Belohnung zu verleihen haben, kein Gnadenbrief desselben ohne Wallensteins Bestätigung gültig seyn. Ueber alles, was im Reiche konfisziret und erobert werde, soll der Herzog von Friedland allein, mit Ausschließung aller kaiserlichen und Reichsgerichte zu verfügen haben. Zu seiner ordentlichen Belohnung müsse ihm ein kaiserliches Erbland, und noch ein anderes der im Reiche eroberten Länder zum außerordentlichen Geschenk überlassen werden. Jede Oesterreichische Provinz solle ihm, sobald er derselben bedürfen würde, zur Zuflucht geöffnet seyn. Außerdem verlangte er die Versicherung des Herzogthums Mecklenburg bey einem künftigen Frieden, und eine förmliche frühzeitige Aufkündigung, wenn man für nöthig finden sollte, ihn zum zweytenmal des Generalats zu entsetzen.

Umsonst bestürmte ihn der Minister, diese Foderungen zu mäßigen, durch welche der Kaiser aller seiner Souverainitätsrechte über die Truppen beraubt und zu einer Kreatur seines Feldherrn erniedrigt würde. Zu sehr hatte man ihm die Unentbehrlichkeit seiner Dienste verrathen, um jetzt noch des Preises Meister zu seyn, womit sie erkauft werden sollten. Wenn der Zwang der Umstände den Kaiser nöthigte, diese Foderungen einzugehen, so war es nicht bloßer Antrieb der Rachsucht und des Stolzes, der den Herzog veranlaßte, sie zu machen. Der Plan zur künftigen Empörung war entworfen, und dabey konnte keiner der Vortheile

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0313" n="305"/>
Schrift bey weitem seine           bängsten Erwartungen. Eine unumschränkte Oberherrschaft verlangte Wallenstein über alle           Deutsche Armeen des Oesterreichischen und Spanischen Hauses, und unbegrenzte Vollmacht, zu           strafen und zu belohnen. Weder dem König von Ungarn noch dem Kaiser selbst solle es           vergönnt seyn, bey der Armee zu erscheinen, noch weniger, eine Handlung der Autorität           darin auszuüben. Keine Stelle soll der Kaiser bey der Armee zu vergeben, keine Belohnung           zu verleihen haben, kein Gnadenbrief desselben ohne Wallensteins Bestätigung gültig seyn.           Ueber alles, was im Reiche konfisziret und erobert werde, soll der Herzog von Friedland           allein, mit Ausschließung aller kaiserlichen und Reichsgerichte zu verfügen haben. Zu           seiner ordentlichen Belohnung müsse ihm ein kaiserliches Erbland, und noch ein anderes der           im Reiche eroberten Länder zum außerordentlichen Geschenk überlassen werden. Jede           Oesterreichische Provinz solle ihm, sobald er derselben bedürfen würde, zur Zuflucht           geöffnet seyn. Außerdem verlangte er die Versicherung des Herzogthums Mecklenburg bey           einem künftigen Frieden, und eine förmliche frühzeitige Aufkündigung, wenn man für nöthig           finden sollte, ihn zum zweytenmal des Generalats zu entsetzen.</p>
        <p>Umsonst bestürmte ihn der Minister, diese Foderungen zu mäßigen, durch welche der Kaiser           aller seiner Souverainitätsrechte über die Truppen beraubt und zu einer Kreatur seines           Feldherrn erniedrigt würde. Zu sehr hatte man ihm die Unentbehrlichkeit seiner Dienste           verrathen, um jetzt noch des Preises Meister zu seyn, womit sie erkauft werden sollten.           Wenn der Zwang der Umstände den Kaiser nöthigte, diese Foderungen <hi rendition="#g">einzugehen</hi>, so war es nicht bloßer Antrieb der Rachsucht und des Stolzes, der den           Herzog veranlaßte, sie zu machen. Der Plan zur künftigen Empörung war entworfen, und dabey           konnte keiner der Vortheile
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0313] Schrift bey weitem seine bängsten Erwartungen. Eine unumschränkte Oberherrschaft verlangte Wallenstein über alle Deutsche Armeen des Oesterreichischen und Spanischen Hauses, und unbegrenzte Vollmacht, zu strafen und zu belohnen. Weder dem König von Ungarn noch dem Kaiser selbst solle es vergönnt seyn, bey der Armee zu erscheinen, noch weniger, eine Handlung der Autorität darin auszuüben. Keine Stelle soll der Kaiser bey der Armee zu vergeben, keine Belohnung zu verleihen haben, kein Gnadenbrief desselben ohne Wallensteins Bestätigung gültig seyn. Ueber alles, was im Reiche konfisziret und erobert werde, soll der Herzog von Friedland allein, mit Ausschließung aller kaiserlichen und Reichsgerichte zu verfügen haben. Zu seiner ordentlichen Belohnung müsse ihm ein kaiserliches Erbland, und noch ein anderes der im Reiche eroberten Länder zum außerordentlichen Geschenk überlassen werden. Jede Oesterreichische Provinz solle ihm, sobald er derselben bedürfen würde, zur Zuflucht geöffnet seyn. Außerdem verlangte er die Versicherung des Herzogthums Mecklenburg bey einem künftigen Frieden, und eine förmliche frühzeitige Aufkündigung, wenn man für nöthig finden sollte, ihn zum zweytenmal des Generalats zu entsetzen. Umsonst bestürmte ihn der Minister, diese Foderungen zu mäßigen, durch welche der Kaiser aller seiner Souverainitätsrechte über die Truppen beraubt und zu einer Kreatur seines Feldherrn erniedrigt würde. Zu sehr hatte man ihm die Unentbehrlichkeit seiner Dienste verrathen, um jetzt noch des Preises Meister zu seyn, womit sie erkauft werden sollten. Wenn der Zwang der Umstände den Kaiser nöthigte, diese Foderungen einzugehen, so war es nicht bloßer Antrieb der Rachsucht und des Stolzes, der den Herzog veranlaßte, sie zu machen. Der Plan zur künftigen Empörung war entworfen, und dabey konnte keiner der Vortheile

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/313
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/313>, abgerufen am 25.11.2024.