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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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zu finden. Die Unterjochung derselben durch die Bayern entfernte auf lange Zeit die Erfüllung seines vornehmsten Wunsches, sich der Donau zu bemächtigen, und seinem Gegner alle Hülfe von Böhmen aus abzuschneiden. Schnell verließ er Ingolstadt, an dessen Wällen er Zeit und Volk fruchtlos verschwendete, und drang in das Innerste von Bayern, um den Churfürsten zur Beschützung seiner Staaten herbey zu locken, und so die Ufer der Donau von ihren Vertheidigern zu entblößen.

Das ganze Land bis München lag dem Eroberer offen. Mosburg, Landshut, das ganze Stift Freysingen unterwarfen sich ihm; nichts konnte seinen Waffen widerstehn. Fand er aber gleich keine ordentliche Kriegsmacht auf seinem Wege, so hatte er in der Brust jedes Bayern einen desto unversöhnlichern Feind, den Religionsfanatismus, zu bekämpfen. Soldaten, die nicht an den Papst glaubten, waren auf diesem Boden eine neue, eine unerhörte Erscheinung; der blinde Eifer der Pfaffen hatte sie dem Landmann als Ungeheuer, als Kinder der Hölle, und ihren Anführer als den Antichrist abgeschildert. Kein Wunder, wenn man sich von allen Pflichten der Natur und der Menschlichkeit gegen diese Satansbrut lossprach, und zu den schrecklichsten Gewaltthaten sich berechtigt glaubte. Wehe dem Schwedischen Soldaten, der einem Haufen dieser Wilden einzeln in die Hände fiel! Alle Martern, welche die erfinderische Wuth nur erdenken mag, wurden an diesen unglücklichen Schlachtopfern ausgeübt, und der Anblick ihrer verstümmelten Körper entflammte die Armee zu einer schrecklichen Wiedervergeltung. Nur Gustav Adolph befleckte durch keine Handlung der Rache seinen Heldencharakter, und das schlechte Vertrauen der Bayern zu seinem Christenthum, weit entfernt ihn von den Vorschriften der Menschlichkeit gegen dieses unglückliche Volk zu entbinden, machte ihm vielmehr zu der heiligsten

zu finden. Die Unterjochung derselben durch die Bayern entfernte auf lange Zeit die Erfüllung seines vornehmsten Wunsches, sich der Donau zu bemächtigen, und seinem Gegner alle Hülfe von Böhmen aus abzuschneiden. Schnell verließ er Ingolstadt, an dessen Wällen er Zeit und Volk fruchtlos verschwendete, und drang in das Innerste von Bayern, um den Churfürsten zur Beschützung seiner Staaten herbey zu locken, und so die Ufer der Donau von ihren Vertheidigern zu entblößen.

Das ganze Land bis München lag dem Eroberer offen. Mosburg, Landshut, das ganze Stift Freysingen unterwarfen sich ihm; nichts konnte seinen Waffen widerstehn. Fand er aber gleich keine ordentliche Kriegsmacht auf seinem Wege, so hatte er in der Brust jedes Bayern einen desto unversöhnlichern Feind, den Religionsfanatismus, zu bekämpfen. Soldaten, die nicht an den Papst glaubten, waren auf diesem Boden eine neue, eine unerhörte Erscheinung; der blinde Eifer der Pfaffen hatte sie dem Landmann als Ungeheuer, als Kinder der Hölle, und ihren Anführer als den Antichrist abgeschildert. Kein Wunder, wenn man sich von allen Pflichten der Natur und der Menschlichkeit gegen diese Satansbrut lossprach, und zu den schrecklichsten Gewaltthaten sich berechtigt glaubte. Wehe dem Schwedischen Soldaten, der einem Haufen dieser Wilden einzeln in die Hände fiel! Alle Martern, welche die erfinderische Wuth nur erdenken mag, wurden an diesen unglücklichen Schlachtopfern ausgeübt, und der Anblick ihrer verstümmelten Körper entflammte die Armee zu einer schrecklichen Wiedervergeltung. Nur Gustav Adolph befleckte durch keine Handlung der Rache seinen Heldencharakter, und das schlechte Vertrauen der Bayern zu seinem Christenthum, weit entfernt ihn von den Vorschriften der Menschlichkeit gegen dieses unglückliche Volk zu entbinden, machte ihm vielmehr zu der heiligsten

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[273/0281] zu finden. Die Unterjochung derselben durch die Bayern entfernte auf lange Zeit die Erfüllung seines vornehmsten Wunsches, sich der Donau zu bemächtigen, und seinem Gegner alle Hülfe von Böhmen aus abzuschneiden. Schnell verließ er Ingolstadt, an dessen Wällen er Zeit und Volk fruchtlos verschwendete, und drang in das Innerste von Bayern, um den Churfürsten zur Beschützung seiner Staaten herbey zu locken, und so die Ufer der Donau von ihren Vertheidigern zu entblößen. Das ganze Land bis München lag dem Eroberer offen. Mosburg, Landshut, das ganze Stift Freysingen unterwarfen sich ihm; nichts konnte seinen Waffen widerstehn. Fand er aber gleich keine ordentliche Kriegsmacht auf seinem Wege, so hatte er in der Brust jedes Bayern einen desto unversöhnlichern Feind, den Religionsfanatismus, zu bekämpfen. Soldaten, die nicht an den Papst glaubten, waren auf diesem Boden eine neue, eine unerhörte Erscheinung; der blinde Eifer der Pfaffen hatte sie dem Landmann als Ungeheuer, als Kinder der Hölle, und ihren Anführer als den Antichrist abgeschildert. Kein Wunder, wenn man sich von allen Pflichten der Natur und der Menschlichkeit gegen diese Satansbrut lossprach, und zu den schrecklichsten Gewaltthaten sich berechtigt glaubte. Wehe dem Schwedischen Soldaten, der einem Haufen dieser Wilden einzeln in die Hände fiel! Alle Martern, welche die erfinderische Wuth nur erdenken mag, wurden an diesen unglücklichen Schlachtopfern ausgeübt, und der Anblick ihrer verstümmelten Körper entflammte die Armee zu einer schrecklichen Wiedervergeltung. Nur Gustav Adolph befleckte durch keine Handlung der Rache seinen Heldencharakter, und das schlechte Vertrauen der Bayern zu seinem Christenthum, weit entfernt ihn von den Vorschriften der Menschlichkeit gegen dieses unglückliche Volk zu entbinden, machte ihm vielmehr zu der heiligsten

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/281>, abgerufen am 22.11.2024.