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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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diesen war der merkwürdigste der vertriebene König von Böhmen und Pfalzgraf Friedrich der Fünfte, der aus Holland dahin geeilt war, sich seinem Rächer und Beschüzer in die Arme zu werfen. Gustav Adolph erwies ihm die unfruchtbare Ehre, ihn als ein gekröntes Haupt zu begrüßen, und bemühte sich, ihm durch eine edle Theilnahme sein Unglück zu erleichtern. Aber so viel sich auch Friedrich von der Macht und dem Glück seines Beschüzers versprach, so viel er auf die Gerechtigkeit und Großmuth desselben baute, so weit entfernt war dennoch die Hoffnung zur Wiederherstellung dieses Unglücklichen in seinen verlornen Ländern. Die Unthätigkeit und die widersinnige Politik des Englischen Hofes hatte den Eifer Gustav Adolphs erkältet, und eine Empfindlichkeit, über die er nicht ganz Meister werden konnte, ließ ihn hier den glorreichen Beruf eines Beschüzers der Unterdrückten vergessen, den er bey seiner Erscheinung im Deutschen Reiche so laut angekündigt hatte. Auch den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt hatte die Furcht vor der unwiderstehlichen Macht und der nahen Rache des Königs herbey gelockt, und zu einer zeitigen Unterwerfung bewogen. Die Verbindungen, in welchen dieser zweydeutige Fürst mit dem Kaiser stand, und sein schlechter Eifer für die protestantische Sache waren dem König kein Geheimniß; aber der Haß eines so ohnmächtigen Feindes konnte ihn bloß zum Mitleid, und die Wichtigkeit, welche der Schwachkopf sich gab, nur zum Lachen bewegen. Da der Landgraf sich selbst und die politische Lage Deutschlands wenig genug kannte, um sich, eben so unwissend als dreist, zum Mittler zwischen beyden Parteyen aufzuwerfen, so pflegte ihn Gustav Adolph spottweise nur den Friedensstifter zu nennen. Oft hörte man ihn sagen, wenn er mit dem Landgrafen spielte, und ihm Geld abgewann: "Er freue sich doppelt des gewonnenen Geldes, weil es kaiserliche Münze sey." Landgraf Georg dankte es bloß seiner Verwandtschaft

diesen war der merkwürdigste der vertriebene König von Böhmen und Pfalzgraf Friedrich der Fünfte, der aus Holland dahin geeilt war, sich seinem Rächer und Beschüzer in die Arme zu werfen. Gustav Adolph erwies ihm die unfruchtbare Ehre, ihn als ein gekröntes Haupt zu begrüßen, und bemühte sich, ihm durch eine edle Theilnahme sein Unglück zu erleichtern. Aber so viel sich auch Friedrich von der Macht und dem Glück seines Beschüzers versprach, so viel er auf die Gerechtigkeit und Großmuth desselben baute, so weit entfernt war dennoch die Hoffnung zur Wiederherstellung dieses Unglücklichen in seinen verlornen Ländern. Die Unthätigkeit und die widersinnige Politik des Englischen Hofes hatte den Eifer Gustav Adolphs erkältet, und eine Empfindlichkeit, über die er nicht ganz Meister werden konnte, ließ ihn hier den glorreichen Beruf eines Beschüzers der Unterdrückten vergessen, den er bey seiner Erscheinung im Deutschen Reiche so laut angekündigt hatte. Auch den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt hatte die Furcht vor der unwiderstehlichen Macht und der nahen Rache des Königs herbey gelockt, und zu einer zeitigen Unterwerfung bewogen. Die Verbindungen, in welchen dieser zweydeutige Fürst mit dem Kaiser stand, und sein schlechter Eifer für die protestantische Sache waren dem König kein Geheimniß; aber der Haß eines so ohnmächtigen Feindes konnte ihn bloß zum Mitleid, und die Wichtigkeit, welche der Schwachkopf sich gab, nur zum Lachen bewegen. Da der Landgraf sich selbst und die politische Lage Deutschlands wenig genug kannte, um sich, eben so unwissend als dreist, zum Mittler zwischen beyden Parteyen aufzuwerfen, so pflegte ihn Gustav Adolph spottweise nur den Friedensstifter zu nennen. Oft hörte man ihn sagen, wenn er mit dem Landgrafen spielte, und ihm Geld abgewann: „Er freue sich doppelt des gewonnenen Geldes, weil es kaiserliche Münze sey.“ Landgraf Georg dankte es bloß seiner Verwandtschaft

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[249/0257] diesen war der merkwürdigste der vertriebene König von Böhmen und Pfalzgraf Friedrich der Fünfte, der aus Holland dahin geeilt war, sich seinem Rächer und Beschüzer in die Arme zu werfen. Gustav Adolph erwies ihm die unfruchtbare Ehre, ihn als ein gekröntes Haupt zu begrüßen, und bemühte sich, ihm durch eine edle Theilnahme sein Unglück zu erleichtern. Aber so viel sich auch Friedrich von der Macht und dem Glück seines Beschüzers versprach, so viel er auf die Gerechtigkeit und Großmuth desselben baute, so weit entfernt war dennoch die Hoffnung zur Wiederherstellung dieses Unglücklichen in seinen verlornen Ländern. Die Unthätigkeit und die widersinnige Politik des Englischen Hofes hatte den Eifer Gustav Adolphs erkältet, und eine Empfindlichkeit, über die er nicht ganz Meister werden konnte, ließ ihn hier den glorreichen Beruf eines Beschüzers der Unterdrückten vergessen, den er bey seiner Erscheinung im Deutschen Reiche so laut angekündigt hatte. Auch den Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt hatte die Furcht vor der unwiderstehlichen Macht und der nahen Rache des Königs herbey gelockt, und zu einer zeitigen Unterwerfung bewogen. Die Verbindungen, in welchen dieser zweydeutige Fürst mit dem Kaiser stand, und sein schlechter Eifer für die protestantische Sache waren dem König kein Geheimniß; aber der Haß eines so ohnmächtigen Feindes konnte ihn bloß zum Mitleid, und die Wichtigkeit, welche der Schwachkopf sich gab, nur zum Lachen bewegen. Da der Landgraf sich selbst und die politische Lage Deutschlands wenig genug kannte, um sich, eben so unwissend als dreist, zum Mittler zwischen beyden Parteyen aufzuwerfen, so pflegte ihn Gustav Adolph spottweise nur den Friedensstifter zu nennen. Oft hörte man ihn sagen, wenn er mit dem Landgrafen spielte, und ihm Geld abgewann: „Er freue sich doppelt des gewonnenen Geldes, weil es kaiserliche Münze sey.“ Landgraf Georg dankte es bloß seiner Verwandtschaft

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/257>, abgerufen am 25.11.2024.