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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Lüneburg, vormals Oberster in Ferdinands Diensten, ergriff jezt Gustav Adolphs Partey, und warb einige Regimenter für diesen Monarchen wodurch die kaiserlichen Truppen in Niedersachsen zu nicht geringem Vortheil des Königs beschäftigt wurden.

Noch weit wichtigere Dienste aber leistete dem König Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel, dessen siegreiche Waffen einen großen Theil von Westphalen und Niedersachsen, das Stift Fulda, und selbst das Churfürstenthum Cölln zittern machten. Man erinnert sich, daß unmittelbar nach dem Bündniß, welches der Landgraf im Lager zu Werben mit Gustav Adolph geschlossen hatte, zwey kaiserliche Generale, von Fugger und Altringer, von dem Grafen Tilly nach Hessen beordert wurden, den Landgrafen wegen seines Abfalls vom Kaiser zu züchtigen. Aber mit männlichem Muth hatte dieser Fürst den Waffen des Feindes, so wie seine Landstände den Aufruhr-predigenden Manifesten des Grafen Tilly widerstanden, und bald befreyte ihn die Leipziger Schlacht von diesen verwüstenden Schaaren. Er benuzte ihre Entfernung mit eben so viel Muth als Entschlossenheit, eroberte in kurzer Zeit Vach, Münden und Höxter, und ängstigte durch seine schleunigen Fortschritte das Stift Fulda, Paderborn und alle an Hessen grenzende Stifter. Die in Furcht gesezten Staaten eilten, durch eine zeitige Unterwerfung seinen Fortschritten Grenzen zu sezen, und entgingen der Plünderung durch beträchtliche Geldsummen, die sie ihm freywillig entrichteten. Nach diesen glücklichen Unternehmungen vereinigte der Landgraf sein siegreiches Heer mit der Hauptarmee Gustav Adolphs, und er selbst fand sich zu Frankfurt bey diesem Monarchen ein, um den fernern Operationsplan mit ihm zu verabreden.

Mehrere Prinzen und auswärtige Gesandte waren mit ihm in dieser Stadt erschienen, um der Größe Gustav Adolphs zu huldigen, seine Gunst anzuflehn, oder seinen Zorn zu besänftigen. Unter

Lüneburg, vormals Oberster in Ferdinands Diensten, ergriff jezt Gustav Adolphs Partey, und warb einige Regimenter für diesen Monarchen wodurch die kaiserlichen Truppen in Niedersachsen zu nicht geringem Vortheil des Königs beschäftigt wurden.

Noch weit wichtigere Dienste aber leistete dem König Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel, dessen siegreiche Waffen einen großen Theil von Westphalen und Niedersachsen, das Stift Fulda, und selbst das Churfürstenthum Cölln zittern machten. Man erinnert sich, daß unmittelbar nach dem Bündniß, welches der Landgraf im Lager zu Werben mit Gustav Adolph geschlossen hatte, zwey kaiserliche Generale, von Fugger und Altringer, von dem Grafen Tilly nach Hessen beordert wurden, den Landgrafen wegen seines Abfalls vom Kaiser zu züchtigen. Aber mit männlichem Muth hatte dieser Fürst den Waffen des Feindes, so wie seine Landstände den Aufruhr-predigenden Manifesten des Grafen Tilly widerstanden, und bald befreyte ihn die Leipziger Schlacht von diesen verwüstenden Schaaren. Er benuzte ihre Entfernung mit eben so viel Muth als Entschlossenheit, eroberte in kurzer Zeit Vach, Münden und Höxter, und ängstigte durch seine schleunigen Fortschritte das Stift Fulda, Paderborn und alle an Hessen grenzende Stifter. Die in Furcht gesezten Staaten eilten, durch eine zeitige Unterwerfung seinen Fortschritten Grenzen zu sezen, und entgingen der Plünderung durch beträchtliche Geldsummen, die sie ihm freywillig entrichteten. Nach diesen glücklichen Unternehmungen vereinigte der Landgraf sein siegreiches Heer mit der Hauptarmee Gustav Adolphs, und er selbst fand sich zu Frankfurt bey diesem Monarchen ein, um den fernern Operationsplan mit ihm zu verabreden.

Mehrere Prinzen und auswärtige Gesandte waren mit ihm in dieser Stadt erschienen, um der Größe Gustav Adolphs zu huldigen, seine Gunst anzuflehn, oder seinen Zorn zu besänftigen. Unter

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[248/0256] Lüneburg, vormals Oberster in Ferdinands Diensten, ergriff jezt Gustav Adolphs Partey, und warb einige Regimenter für diesen Monarchen wodurch die kaiserlichen Truppen in Niedersachsen zu nicht geringem Vortheil des Königs beschäftigt wurden. Noch weit wichtigere Dienste aber leistete dem König Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel, dessen siegreiche Waffen einen großen Theil von Westphalen und Niedersachsen, das Stift Fulda, und selbst das Churfürstenthum Cölln zittern machten. Man erinnert sich, daß unmittelbar nach dem Bündniß, welches der Landgraf im Lager zu Werben mit Gustav Adolph geschlossen hatte, zwey kaiserliche Generale, von Fugger und Altringer, von dem Grafen Tilly nach Hessen beordert wurden, den Landgrafen wegen seines Abfalls vom Kaiser zu züchtigen. Aber mit männlichem Muth hatte dieser Fürst den Waffen des Feindes, so wie seine Landstände den Aufruhr-predigenden Manifesten des Grafen Tilly widerstanden, und bald befreyte ihn die Leipziger Schlacht von diesen verwüstenden Schaaren. Er benuzte ihre Entfernung mit eben so viel Muth als Entschlossenheit, eroberte in kurzer Zeit Vach, Münden und Höxter, und ängstigte durch seine schleunigen Fortschritte das Stift Fulda, Paderborn und alle an Hessen grenzende Stifter. Die in Furcht gesezten Staaten eilten, durch eine zeitige Unterwerfung seinen Fortschritten Grenzen zu sezen, und entgingen der Plünderung durch beträchtliche Geldsummen, die sie ihm freywillig entrichteten. Nach diesen glücklichen Unternehmungen vereinigte der Landgraf sein siegreiches Heer mit der Hauptarmee Gustav Adolphs, und er selbst fand sich zu Frankfurt bey diesem Monarchen ein, um den fernern Operationsplan mit ihm zu verabreden. Mehrere Prinzen und auswärtige Gesandte waren mit ihm in dieser Stadt erschienen, um der Größe Gustav Adolphs zu huldigen, seine Gunst anzuflehn, oder seinen Zorn zu besänftigen. Unter

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/256>, abgerufen am 22.11.2024.