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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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war jezt verstrichen, daß Gustav Deutschland betreten hatte, und diese Begebenheit wurde in dem ganzen Herzogthume Pommern durch ein allgemeines Dankfest gefeyert. Kurz vorher hatte ihn der Czar von Moskau durch Gesandte begrüssen, seine Freundschaft erneuern, und sogar Hülfstruppen antragen lassen. Zu diesen friedfertigen Gesinnungen der Russen durfte er sich um so mehr Glück wünschen, je wichtiger es ihm war, bey dem gefahrvollen Kriege, dem er entgegen ging, durch einen feindseligen Nachbar beunruhigt zu werden. Nicht lange darauf landete die Königin Maria Eleonora, seine Gemahlin, mit einer Verstärkung von acht tausend Schweden in Pommern; und die Ankunft von sechs tausend Engländern unter der Anführung des Marquis von Hamilton darf um so weniger übergangen werden, da ihre Ankunft alles ist, was die Geschichte von den Thaten der Engländer in dem dreyßigjährigen Kriege zu berichten hat.

Pappenheim behauptete während dem Thüringischen Zug des Tilly das Magdeburgische Gebieth, hatte aber nicht hindern können, daß die Schweden nicht mehrmalen die Elbe passirten, einige kaiserliche Detaschements niederhieben, und mehrere Pläze in Besitz nahmen. Er selbst, von der Annäherung des Königs geängstigt, rief den Grafen Tilly auf das dringendste zurück, und bewog ihn auch wirklich, in schnellen Märschen nach Magdeburg umzukehren. Tilly nahm sein Lager diesseits des Flusses zu Wolmirstädt; Gustav Adolph hatte das seinige auf eben dieser Seite bey Werben unweit dem Einfluß der Havel in die Elbe bezogen. Gleich seine Ankunft in diesen Gegenden verkündigte dem Tilly nichts Gutes. Die Schweden zerstreuten drey seiner Regimenter, welche entfernt von der Hauptarmee in Dörfern postirt standen, nahmen die eine Hälfte ihrer Bagage hinweg, und verbrannten die übrige. Umsonst näherte sich Tilly mit seiner Armee auf einen

war jezt verstrichen, daß Gustav Deutschland betreten hatte, und diese Begebenheit wurde in dem ganzen Herzogthume Pommern durch ein allgemeines Dankfest gefeyert. Kurz vorher hatte ihn der Czar von Moskau durch Gesandte begrüssen, seine Freundschaft erneuern, und sogar Hülfstruppen antragen lassen. Zu diesen friedfertigen Gesinnungen der Russen durfte er sich um so mehr Glück wünschen, je wichtiger es ihm war, bey dem gefahrvollen Kriege, dem er entgegen ging, durch einen feindseligen Nachbar beunruhigt zu werden. Nicht lange darauf landete die Königin Maria Eleonora, seine Gemahlin, mit einer Verstärkung von acht tausend Schweden in Pommern; und die Ankunft von sechs tausend Engländern unter der Anführung des Marquis von Hamilton darf um so weniger übergangen werden, da ihre Ankunft alles ist, was die Geschichte von den Thaten der Engländer in dem dreyßigjährigen Kriege zu berichten hat.

Pappenheim behauptete während dem Thüringischen Zug des Tilly das Magdeburgische Gebieth, hatte aber nicht hindern können, daß die Schweden nicht mehrmalen die Elbe passirten, einige kaiserliche Detaschements niederhieben, und mehrere Pläze in Besitz nahmen. Er selbst, von der Annäherung des Königs geängstigt, rief den Grafen Tilly auf das dringendste zurück, und bewog ihn auch wirklich, in schnellen Märschen nach Magdeburg umzukehren. Tilly nahm sein Lager diesseits des Flusses zu Wolmirstädt; Gustav Adolph hatte das seinige auf eben dieser Seite bey Werben unweit dem Einfluß der Havel in die Elbe bezogen. Gleich seine Ankunft in diesen Gegenden verkündigte dem Tilly nichts Gutes. Die Schweden zerstreuten drey seiner Regimenter, welche entfernt von der Hauptarmee in Dörfern postirt standen, nahmen die eine Hälfte ihrer Bagage hinweg, und verbrannten die übrige. Umsonst näherte sich Tilly mit seiner Armee auf einen

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[209/0217] war jezt verstrichen, daß Gustav Deutschland betreten hatte, und diese Begebenheit wurde in dem ganzen Herzogthume Pommern durch ein allgemeines Dankfest gefeyert. Kurz vorher hatte ihn der Czar von Moskau durch Gesandte begrüssen, seine Freundschaft erneuern, und sogar Hülfstruppen antragen lassen. Zu diesen friedfertigen Gesinnungen der Russen durfte er sich um so mehr Glück wünschen, je wichtiger es ihm war, bey dem gefahrvollen Kriege, dem er entgegen ging, durch einen feindseligen Nachbar beunruhigt zu werden. Nicht lange darauf landete die Königin Maria Eleonora, seine Gemahlin, mit einer Verstärkung von acht tausend Schweden in Pommern; und die Ankunft von sechs tausend Engländern unter der Anführung des Marquis von Hamilton darf um so weniger übergangen werden, da ihre Ankunft alles ist, was die Geschichte von den Thaten der Engländer in dem dreyßigjährigen Kriege zu berichten hat. Pappenheim behauptete während dem Thüringischen Zug des Tilly das Magdeburgische Gebieth, hatte aber nicht hindern können, daß die Schweden nicht mehrmalen die Elbe passirten, einige kaiserliche Detaschements niederhieben, und mehrere Pläze in Besitz nahmen. Er selbst, von der Annäherung des Königs geängstigt, rief den Grafen Tilly auf das dringendste zurück, und bewog ihn auch wirklich, in schnellen Märschen nach Magdeburg umzukehren. Tilly nahm sein Lager diesseits des Flusses zu Wolmirstädt; Gustav Adolph hatte das seinige auf eben dieser Seite bey Werben unweit dem Einfluß der Havel in die Elbe bezogen. Gleich seine Ankunft in diesen Gegenden verkündigte dem Tilly nichts Gutes. Die Schweden zerstreuten drey seiner Regimenter, welche entfernt von der Hauptarmee in Dörfern postirt standen, nahmen die eine Hälfte ihrer Bagage hinweg, und verbrannten die übrige. Umsonst näherte sich Tilly mit seiner Armee auf einen

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/217>, abgerufen am 22.11.2024.