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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Französische Hochmuth dem Schwedischen Stolze verweigerte, gab endlich Richelieu in dem zweyten, Gustav Adolph in dem ersten Artikel nach, und zu Beerwald in der Neumark wurde der Allianztraktat unterzeichnet. Beyde Mächte verpflichteten sich in demselben, sich wechselseitig und mit gewaffneter Hand zu beschüzen, ihre gemeinschaftlichen Freunde zu vertheidigen, den vertriebenen Reichsfürsten wieder zu ihren Ländern zu helfen, und an den Grenzen wie in dem Innern Deutschlands alles eben so wieder herzustellen, wie es vor dem Ausbruch des Krieges gewesen war. Zu diesem Ende sollte Schweden eine Armee von 30,000 Mann auf eigne Kosten in Deutschland unterhalten, Frankreich hingegen 400,000 Thaler jährlicher Hülfsgelder den Schweden entrichten. Würde das Glück die Waffen Gustavs begünstigen, so sollten in den eroberten Pläzen die katholische Religion und die Reichsgeseze ihm heilig seyn, und gegen beyde nichts unternommen werden, allen Ständen und Fürsten in und ausser Deutschland, selbst den katholischen, der Zutritt zu diesem Bündnisse offen stehen, kein Theil ohne Wissen und Willen des andern einen einseitigen Frieden mit dem Feinde schließen, das Bündniß selbst fünf Jahre dauern.

So großen Kampf es dem König von Schweden gekostet hatte, von Frankreich Sold anzunehmen, und einer ungebundenen Freyheit in Führung des Krieges zu entsagen, so entscheidend war diese Französische Allianz für seine Angelegenheiten in Deutschland. Jezt erst, nachdem er durch die ansehnlichste Macht in Europa gedeckt war, fingen die Deutschen Reichsstände an, Vertrauen zu seiner Unternehmung zu fassen, für deren Erfolg sie bisher nicht ohne Ursache gezittert hatten. Jezt erst wurde er dem Kaiser fürchterlich. Selbst die katholischen Fürsten, welche Oesterreichs Demüthigung wünschten, sahen ihn jezt mit weniger Mißtrauen in Deutschland Fortschritte

Französische Hochmuth dem Schwedischen Stolze verweigerte, gab endlich Richelieu in dem zweyten, Gustav Adolph in dem ersten Artikel nach, und zu Beerwald in der Neumark wurde der Allianztraktat unterzeichnet. Beyde Mächte verpflichteten sich in demselben, sich wechselseitig und mit gewaffneter Hand zu beschüzen, ihre gemeinschaftlichen Freunde zu vertheidigen, den vertriebenen Reichsfürsten wieder zu ihren Ländern zu helfen, und an den Grenzen wie in dem Innern Deutschlands alles eben so wieder herzustellen, wie es vor dem Ausbruch des Krieges gewesen war. Zu diesem Ende sollte Schweden eine Armee von 30,000 Mann auf eigne Kosten in Deutschland unterhalten, Frankreich hingegen 400,000 Thaler jährlicher Hülfsgelder den Schweden entrichten. Würde das Glück die Waffen Gustavs begünstigen, so sollten in den eroberten Pläzen die katholische Religion und die Reichsgeseze ihm heilig seyn, und gegen beyde nichts unternommen werden, allen Ständen und Fürsten in und ausser Deutschland, selbst den katholischen, der Zutritt zu diesem Bündnisse offen stehen, kein Theil ohne Wissen und Willen des andern einen einseitigen Frieden mit dem Feinde schließen, das Bündniß selbst fünf Jahre dauern.

So großen Kampf es dem König von Schweden gekostet hatte, von Frankreich Sold anzunehmen, und einer ungebundenen Freyheit in Führung des Krieges zu entsagen, so entscheidend war diese Französische Allianz für seine Angelegenheiten in Deutschland. Jezt erst, nachdem er durch die ansehnlichste Macht in Europa gedeckt war, fingen die Deutschen Reichsstände an, Vertrauen zu seiner Unternehmung zu fassen, für deren Erfolg sie bisher nicht ohne Ursache gezittert hatten. Jezt erst wurde er dem Kaiser fürchterlich. Selbst die katholischen Fürsten, welche Oesterreichs Demüthigung wünschten, sahen ihn jezt mit weniger Mißtrauen in Deutschland Fortschritte

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[190/0198] Französische Hochmuth dem Schwedischen Stolze verweigerte, gab endlich Richelieu in dem zweyten, Gustav Adolph in dem ersten Artikel nach, und zu Beerwald in der Neumark wurde der Allianztraktat unterzeichnet. Beyde Mächte verpflichteten sich in demselben, sich wechselseitig und mit gewaffneter Hand zu beschüzen, ihre gemeinschaftlichen Freunde zu vertheidigen, den vertriebenen Reichsfürsten wieder zu ihren Ländern zu helfen, und an den Grenzen wie in dem Innern Deutschlands alles eben so wieder herzustellen, wie es vor dem Ausbruch des Krieges gewesen war. Zu diesem Ende sollte Schweden eine Armee von 30,000 Mann auf eigne Kosten in Deutschland unterhalten, Frankreich hingegen 400,000 Thaler jährlicher Hülfsgelder den Schweden entrichten. Würde das Glück die Waffen Gustavs begünstigen, so sollten in den eroberten Pläzen die katholische Religion und die Reichsgeseze ihm heilig seyn, und gegen beyde nichts unternommen werden, allen Ständen und Fürsten in und ausser Deutschland, selbst den katholischen, der Zutritt zu diesem Bündnisse offen stehen, kein Theil ohne Wissen und Willen des andern einen einseitigen Frieden mit dem Feinde schließen, das Bündniß selbst fünf Jahre dauern. So großen Kampf es dem König von Schweden gekostet hatte, von Frankreich Sold anzunehmen, und einer ungebundenen Freyheit in Führung des Krieges zu entsagen, so entscheidend war diese Französische Allianz für seine Angelegenheiten in Deutschland. Jezt erst, nachdem er durch die ansehnlichste Macht in Europa gedeckt war, fingen die Deutschen Reichsstände an, Vertrauen zu seiner Unternehmung zu fassen, für deren Erfolg sie bisher nicht ohne Ursache gezittert hatten. Jezt erst wurde er dem Kaiser fürchterlich. Selbst die katholischen Fürsten, welche Oesterreichs Demüthigung wünschten, sahen ihn jezt mit weniger Mißtrauen in Deutschland Fortschritte

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/198>, abgerufen am 23.11.2024.