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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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nehmlichen Zwang legten ihm seine Italiänischen Staaten auf, die er fast noch mehr schonen mußte, als seine Spanier, weil sie das auswärtige Joch am ungeduldigsten trugen, und es am leichtesten abschütteln konnten. Dazu kam, daß ihm diese Staaten Frankreich zum Mitbewerber und den Pabst zum Nachbar gaben; Gründe genug, die ihn hinderten, sich für eine Parthei zu erklären, welche das Ansehen des Pabstes zernichtete - die ihn aufforderten, sich leztern durch den thätigsten Eifer für die alte Religion zu verpflichten. Diese allgemeinen Gründe, welche bey jedem Spanischen Monarchen von gleichem Gewichte seyn mußten, wurden bey jedem insbesondre noch durch besondre Gründe unterstützt. Carl V. hatte in Italien einen gefährlichen Nebenbuhler an dem König von Frankreich, dem dieses Land sich in eben dem Augenblick in die Arme warf, wo Carl sich kezerischer Grundsätze verdächtig machte. Gerade an denjenigen Entwürfen, welche Carl mit der meisten Hize verfolgte, würde das Mißtrauen der Katholischen, und der Streit mit der Kirche ihm durchaus hinderlich gewesen seyn. Als Carl V. in den Fall kam, zwischen beyden Religionspartheyen zu wählen, hatte sich die neue Religion noch nicht bey ihm in Achtung sezen können, und überdem war zu einer gütlichen Vergleichung beyder Kirchen damals noch die wahrscheinlichste Hoffnung vorhanden. Bey seinem Sohn und Nachfolger Philipp II. vereinigte sich eine mönchische Erziehung mit einem despotischen finstern Charakter, einen unversöhnlichen Haß aller Neuerungen in Glaubenssachen bey diesem Fürsten zu unterhalten, den der Umstand, daß seine schlimmsten politischen Gegner auch zugleich Feinde seiner Religion waren, nicht wol vermindern konnte. Da seine Europäischen Länder, durch so viele fremde Staaten zerstreut, dem Einfluß fremder Meinungen überall offen lagen, so konnte er dem Fortgange der Reformation in andern Ländern nicht gleichgültig zusehen, und sein eigener näherer Staatsvortheil foderte ihn auf, sich der

nehmlichen Zwang legten ihm seine Italiänischen Staaten auf, die er fast noch mehr schonen mußte, als seine Spanier, weil sie das auswärtige Joch am ungeduldigsten trugen, und es am leichtesten abschütteln konnten. Dazu kam, daß ihm diese Staaten Frankreich zum Mitbewerber und den Pabst zum Nachbar gaben; Gründe genug, die ihn hinderten, sich für eine Parthei zu erklären, welche das Ansehen des Pabstes zernichtete – die ihn aufforderten, sich leztern durch den thätigsten Eifer für die alte Religion zu verpflichten. Diese allgemeinen Gründe, welche bey jedem Spanischen Monarchen von gleichem Gewichte seyn mußten, wurden bey jedem insbesondre noch durch besondre Gründe unterstützt. Carl V. hatte in Italien einen gefährlichen Nebenbuhler an dem König von Frankreich, dem dieses Land sich in eben dem Augenblick in die Arme warf, wo Carl sich kezerischer Grundsätze verdächtig machte. Gerade an denjenigen Entwürfen, welche Carl mit der meisten Hize verfolgte, würde das Mißtrauen der Katholischen, und der Streit mit der Kirche ihm durchaus hinderlich gewesen seyn. Als Carl V. in den Fall kam, zwischen beyden Religionspartheyen zu wählen, hatte sich die neue Religion noch nicht bey ihm in Achtung sezen können, und überdem war zu einer gütlichen Vergleichung beyder Kirchen damals noch die wahrscheinlichste Hoffnung vorhanden. Bey seinem Sohn und Nachfolger Philipp II. vereinigte sich eine mönchische Erziehung mit einem despotischen finstern Charakter, einen unversöhnlichen Haß aller Neuerungen in Glaubenssachen bey diesem Fürsten zu unterhalten, den der Umstand, daß seine schlimmsten politischen Gegner auch zugleich Feinde seiner Religion waren, nicht wol vermindern konnte. Da seine Europäischen Länder, durch so viele fremde Staaten zerstreut, dem Einfluß fremder Meinungen überall offen lagen, so konnte er dem Fortgange der Reformation in andern Ländern nicht gleichgültig zusehen, und sein eigener näherer Staatsvortheil foderte ihn auf, sich der

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[6/0014] nehmlichen Zwang legten ihm seine Italiänischen Staaten auf, die er fast noch mehr schonen mußte, als seine Spanier, weil sie das auswärtige Joch am ungeduldigsten trugen, und es am leichtesten abschütteln konnten. Dazu kam, daß ihm diese Staaten Frankreich zum Mitbewerber und den Pabst zum Nachbar gaben; Gründe genug, die ihn hinderten, sich für eine Parthei zu erklären, welche das Ansehen des Pabstes zernichtete – die ihn aufforderten, sich leztern durch den thätigsten Eifer für die alte Religion zu verpflichten. Diese allgemeinen Gründe, welche bey jedem Spanischen Monarchen von gleichem Gewichte seyn mußten, wurden bey jedem insbesondre noch durch besondre Gründe unterstützt. Carl V. hatte in Italien einen gefährlichen Nebenbuhler an dem König von Frankreich, dem dieses Land sich in eben dem Augenblick in die Arme warf, wo Carl sich kezerischer Grundsätze verdächtig machte. Gerade an denjenigen Entwürfen, welche Carl mit der meisten Hize verfolgte, würde das Mißtrauen der Katholischen, und der Streit mit der Kirche ihm durchaus hinderlich gewesen seyn. Als Carl V. in den Fall kam, zwischen beyden Religionspartheyen zu wählen, hatte sich die neue Religion noch nicht bey ihm in Achtung sezen können, und überdem war zu einer gütlichen Vergleichung beyder Kirchen damals noch die wahrscheinlichste Hoffnung vorhanden. Bey seinem Sohn und Nachfolger Philipp II. vereinigte sich eine mönchische Erziehung mit einem despotischen finstern Charakter, einen unversöhnlichen Haß aller Neuerungen in Glaubenssachen bey diesem Fürsten zu unterhalten, den der Umstand, daß seine schlimmsten politischen Gegner auch zugleich Feinde seiner Religion waren, nicht wol vermindern konnte. Da seine Europäischen Länder, durch so viele fremde Staaten zerstreut, dem Einfluß fremder Meinungen überall offen lagen, so konnte er dem Fortgange der Reformation in andern Ländern nicht gleichgültig zusehen, und sein eigener näherer Staatsvortheil foderte ihn auf, sich der

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/14>, abgerufen am 27.11.2024.