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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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zu Hause und Fremdlinge auf ihrem eigenen Thron, gaben die Spanischen Schattenkönige ihren Deutschen Verwandten Geseze, und es ist erlaubt, zu zweifeln, ob der Beystand, den sie leisteten, die schimpfliche Abhängigkeit werth war, womit die Deutschen Kaiser denselben erkaufen mußten. Hinter den Pyrenäen wurde von unwissenden Mönchen und ränkevollen Günstlingen Europens Schicksal gesponnen. Aber auch in ihrem tiefsten Verfalle mußte eine Macht furchtbar bleiben, die den Ersten an Umfang nicht wich, die, wo nicht aus standhafter Politik, doch aus Gewohnheit demselben Staatssystem unverändert getreu blieb, die geübte Armeen und treffliche Generale beherrschte, die, wo der Krieg nicht zureichte, zu dem Dolch der Banditen griff, und ihre öffentlichen Gesandten als Mordbrenner zu gebrauchen wußte. Was sie gegen drey Weltgegenden einbüßte, suchte sie gegen Osten wieder zu gewinnen, und Europa lag in ihrer Schlinge, wenn ihr der lang vorbereitete Anschlag gelang, zwischen den Alpen und dem Adriatischen Meere mit den Erblanden Oesterreichs zusammen zu fließen.

Zu großer Beunruhigung der dortigen Staaten hatte sich diese beschwerliche Macht in Italien eingedrungen, wo ihr fortgesetztes Streben nach Vergrößerung alle benachbarten Souverains für ihre Besitzungen zittern machte. In der gefährlichsten Lage befand sich der Pabst, den die Spanischen Vicekönige zwischen Neapel und Mailand in die Mitte nahmen. Die Republik Venedig sah sich zwischen dem Oesterreichischen Tyrol und dem Spanischen Mailand gepreßt, Savoyen kam zwischen eben diesem Lande und Frankreich ins Gedränge. Daher die wandelbare und zweydeutige Politik, welche seit Karls V. Tagen von den Staaten Italiens beobachtet wurde. Die doppelte Person, welche die Päbste vorstellten, erhielt sie schwankend zwischen zwey ganz widersprechenden Staatssystemen. Wenn der Nachfolger Petri in den Spanischen Prinzen seine folgsamsten Söhne,

zu Hause und Fremdlinge auf ihrem eigenen Thron, gaben die Spanischen Schattenkönige ihren Deutschen Verwandten Geseze, und es ist erlaubt, zu zweifeln, ob der Beystand, den sie leisteten, die schimpfliche Abhängigkeit werth war, womit die Deutschen Kaiser denselben erkaufen mußten. Hinter den Pyrenäen wurde von unwissenden Mönchen und ränkevollen Günstlingen Europens Schicksal gesponnen. Aber auch in ihrem tiefsten Verfalle mußte eine Macht furchtbar bleiben, die den Ersten an Umfang nicht wich, die, wo nicht aus standhafter Politik, doch aus Gewohnheit demselben Staatssystem unverändert getreu blieb, die geübte Armeen und treffliche Generale beherrschte, die, wo der Krieg nicht zureichte, zu dem Dolch der Banditen griff, und ihre öffentlichen Gesandten als Mordbrenner zu gebrauchen wußte. Was sie gegen drey Weltgegenden einbüßte, suchte sie gegen Osten wieder zu gewinnen, und Europa lag in ihrer Schlinge, wenn ihr der lang vorbereitete Anschlag gelang, zwischen den Alpen und dem Adriatischen Meere mit den Erblanden Oesterreichs zusammen zu fließen.

Zu großer Beunruhigung der dortigen Staaten hatte sich diese beschwerliche Macht in Italien eingedrungen, wo ihr fortgesetztes Streben nach Vergrößerung alle benachbarten Souverains für ihre Besitzungen zittern machte. In der gefährlichsten Lage befand sich der Pabst, den die Spanischen Vicekönige zwischen Neapel und Mailand in die Mitte nahmen. Die Republik Venedig sah sich zwischen dem Oesterreichischen Tyrol und dem Spanischen Mailand gepreßt, Savoyen kam zwischen eben diesem Lande und Frankreich ins Gedränge. Daher die wandelbare und zweydeutige Politik, welche seit Karls V. Tagen von den Staaten Italiens beobachtet wurde. Die doppelte Person, welche die Päbste vorstellten, erhielt sie schwankend zwischen zwey ganz widersprechenden Staatssystemen. Wenn der Nachfolger Petri in den Spanischen Prinzen seine folgsamsten Söhne,

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[111/0119] zu Hause und Fremdlinge auf ihrem eigenen Thron, gaben die Spanischen Schattenkönige ihren Deutschen Verwandten Geseze, und es ist erlaubt, zu zweifeln, ob der Beystand, den sie leisteten, die schimpfliche Abhängigkeit werth war, womit die Deutschen Kaiser denselben erkaufen mußten. Hinter den Pyrenäen wurde von unwissenden Mönchen und ränkevollen Günstlingen Europens Schicksal gesponnen. Aber auch in ihrem tiefsten Verfalle mußte eine Macht furchtbar bleiben, die den Ersten an Umfang nicht wich, die, wo nicht aus standhafter Politik, doch aus Gewohnheit demselben Staatssystem unverändert getreu blieb, die geübte Armeen und treffliche Generale beherrschte, die, wo der Krieg nicht zureichte, zu dem Dolch der Banditen griff, und ihre öffentlichen Gesandten als Mordbrenner zu gebrauchen wußte. Was sie gegen drey Weltgegenden einbüßte, suchte sie gegen Osten wieder zu gewinnen, und Europa lag in ihrer Schlinge, wenn ihr der lang vorbereitete Anschlag gelang, zwischen den Alpen und dem Adriatischen Meere mit den Erblanden Oesterreichs zusammen zu fließen. Zu großer Beunruhigung der dortigen Staaten hatte sich diese beschwerliche Macht in Italien eingedrungen, wo ihr fortgesetztes Streben nach Vergrößerung alle benachbarten Souverains für ihre Besitzungen zittern machte. In der gefährlichsten Lage befand sich der Pabst, den die Spanischen Vicekönige zwischen Neapel und Mailand in die Mitte nahmen. Die Republik Venedig sah sich zwischen dem Oesterreichischen Tyrol und dem Spanischen Mailand gepreßt, Savoyen kam zwischen eben diesem Lande und Frankreich ins Gedränge. Daher die wandelbare und zweydeutige Politik, welche seit Karls V. Tagen von den Staaten Italiens beobachtet wurde. Die doppelte Person, welche die Päbste vorstellten, erhielt sie schwankend zwischen zwey ganz widersprechenden Staatssystemen. Wenn der Nachfolger Petri in den Spanischen Prinzen seine folgsamsten Söhne,

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/119>, abgerufen am 22.11.2024.