Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
keit für Sie. Meine Ehre kanns nicht mehr --
Unsre Verbindung ist das Gespräch des ganzen Lan-
des. Alle Augen, alle Pfeile des Spotts sind auf
mich gespannt. Die Beschimpfung ist unauslöschlich,
wenn ein Unterthan des Fürsten mich ausschlägt.
Rechten Sie mit Ihrem Vater. Wehren Sie sich
so gut Sie können. -- Ich laß alle Minen sprengen.
(sie geht schnell ab. Der Maior bleibt in sprachloser Er-
starrung stehn. Pause. Dann stürzt er fort durch die Flü-
gelthüre.)
Vierte Szene.
Zimmer beim Musikanten.
Miller. Frau Millerin. Louise treten auf.
Miller. (hastig ins Zimmer) Ich habs ja zuvor
gesagt!

Louise. (sprengt ihn ängstlich an) Was, Vater,
Was?

Miller. (rennt wie toll auf und nieder) Meinen
Staatsrok her -- hurtig -- ich muß ihm zuvorkom-
men -- und ein weisses Manschettenhemd! -- Das
hab ich mir gleich eingebildet!

Louise. Um Gotteswillen! Was?
Millerin. Was gibts denn? Was ists denn?
Miller. (wirft seine Perüke ins Zimmer) Nur
gleich zum Friseur das! -- Was es gibt? (vor den
Spiegel gesprungen)
Und mein Bart ist auch wieder
Fingerslang -- Was es gibt? -- Was wirds geben,
du
keit fuͤr Sie. Meine Ehre kanns nicht mehr —
Unſre Verbindung iſt das Geſpraͤch des ganzen Lan-
des. Alle Augen, alle Pfeile des Spotts ſind auf
mich geſpannt. Die Beſchimpfung iſt unausloͤſchlich,
wenn ein Unterthan des Fuͤrſten mich ausſchlaͤgt.
Rechten Sie mit Ihrem Vater. Wehren Sie ſich
ſo gut Sie koͤnnen. — Ich laß alle Minen ſprengen.
(ſie geht ſchnell ab. Der Maior bleibt in ſprachloſer Er-
ſtarrung ſtehn. Pauſe. Dann ſtuͤrzt er fort durch die Fluͤ-
gelthuͤre.)
Vierte Szene.
Zimmer beim Muſikanten.
Miller. Frau Millerin. Louiſe treten auf.
Miller. (haſtig ins Zimmer) Ich habs ja zuvor
geſagt!

Louiſe. (ſprengt ihn aͤngſtlich an) Was, Vater,
Was?

Miller. (rennt wie toll auf und nieder) Meinen
Staatsrok her — hurtig — ich muß ihm zuvorkom-
men — und ein weiſſes Manſchettenhemd! — Das
hab ich mir gleich eingebildet!

Louiſe. Um Gotteswillen! Was?
Millerin. Was gibts denn? Was iſts denn?
Miller. (wirft ſeine Peruͤke ins Zimmer) Nur
gleich zum Friſeur das! — Was es gibt? (vor den
Spiegel geſprungen)
Und mein Bart iſt auch wieder
Fingerslang — Was es gibt? — Was wirds geben,
du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#LAD">
            <p><pb facs="#f0058" n="54"/>
keit fu&#x0364;r Sie. Meine <hi rendition="#fr">Ehre</hi> kanns nicht mehr &#x2014;<lb/>
Un&#x017F;re Verbindung i&#x017F;t das Ge&#x017F;pra&#x0364;ch des ganzen Lan-<lb/>
des. Alle Augen, alle Pfeile des Spotts &#x017F;ind auf<lb/>
mich ge&#x017F;pannt. Die Be&#x017F;chimpfung i&#x017F;t unauslo&#x0364;&#x017F;chlich,<lb/>
wenn ein Unterthan des Fu&#x0364;r&#x017F;ten mich aus&#x017F;chla&#x0364;gt.<lb/>
Rechten Sie mit Ihrem Vater. Wehren Sie &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o gut Sie ko&#x0364;nnen. &#x2014; Ich laß alle Minen &#x017F;prengen.<lb/><stage>(&#x017F;ie geht &#x017F;chnell ab. Der Maior bleibt in &#x017F;prachlo&#x017F;er Er-<lb/>
&#x017F;tarrung &#x017F;tehn. Pau&#x017F;e. Dann &#x017F;tu&#x0364;rzt er fort durch die Flu&#x0364;-<lb/>
gelthu&#x0364;re.)</stage></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Vierte Szene.</head><lb/>
          <stage>Zimmer beim Mu&#x017F;ikanten.</stage><lb/>
          <stage>Miller. Frau Millerin. Loui&#x017F;e treten auf.</stage><lb/>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(ha&#x017F;tig ins Zimmer)</stage> Ich habs ja zuvor<lb/>
ge&#x017F;agt!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p><stage>(&#x017F;prengt ihn a&#x0364;ng&#x017F;tlich an)</stage> Was, Vater,<lb/>
Was?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(rennt wie toll auf und nieder)</stage> Meinen<lb/>
Staatsrok her &#x2014; hurtig &#x2014; ich muß ihm zuvorkom-<lb/>
men &#x2014; und ein wei&#x017F;&#x017F;es Man&#x017F;chettenhemd! &#x2014; Das<lb/>
hab ich mir gleich eingebildet!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p>Um Gotteswillen! Was?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Millerin.</hi> </speaker>
            <p>Was gibts denn? Was i&#x017F;ts denn?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(wirft &#x017F;eine Peru&#x0364;ke ins Zimmer)</stage> Nur<lb/>
gleich zum Fri&#x017F;eur das! &#x2014; Was es gibt? <stage>(vor den<lb/>
Spiegel ge&#x017F;prungen)</stage> Und mein Bart i&#x017F;t auch wieder<lb/>
Fingerslang &#x2014; Was es gibt? &#x2014; Was wirds geben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">du</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0058] keit fuͤr Sie. Meine Ehre kanns nicht mehr — Unſre Verbindung iſt das Geſpraͤch des ganzen Lan- des. Alle Augen, alle Pfeile des Spotts ſind auf mich geſpannt. Die Beſchimpfung iſt unausloͤſchlich, wenn ein Unterthan des Fuͤrſten mich ausſchlaͤgt. Rechten Sie mit Ihrem Vater. Wehren Sie ſich ſo gut Sie koͤnnen. — Ich laß alle Minen ſprengen. (ſie geht ſchnell ab. Der Maior bleibt in ſprachloſer Er- ſtarrung ſtehn. Pauſe. Dann ſtuͤrzt er fort durch die Fluͤ- gelthuͤre.) Vierte Szene. Zimmer beim Muſikanten. Miller. Frau Millerin. Louiſe treten auf. Miller. (haſtig ins Zimmer) Ich habs ja zuvor geſagt! Louiſe. (ſprengt ihn aͤngſtlich an) Was, Vater, Was? Miller. (rennt wie toll auf und nieder) Meinen Staatsrok her — hurtig — ich muß ihm zuvorkom- men — und ein weiſſes Manſchettenhemd! — Das hab ich mir gleich eingebildet! Louiſe. Um Gotteswillen! Was? Millerin. Was gibts denn? Was iſts denn? Miller. (wirft ſeine Peruͤke ins Zimmer) Nur gleich zum Friſeur das! — Was es gibt? (vor den Spiegel geſprungen) Und mein Bart iſt auch wieder Fingerslang — Was es gibt? — Was wirds geben, du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/58
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/58>, abgerufen am 20.11.2024.