Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.
dienen jezt ihren Gläubigern als Sklaven, oder ver- derben in den Schachten der fürstlichen Silberberg- werke. Bedienter. (kommt) Was befehlen Milady? Lady. (gibt ihm den Schmuk) Daß das ohne Verzug in die Landschaft gebracht werde! -- Man soll es sogleich zu Geld machen, befehl ich, und den Gewinst davon unter die Vierhundert vertheilen, die der Brand ruiniert hat. Sophie. Milady, bedenken Sie, daß Sie die höchste Ungnade wagen. Lady. (mit Gröse) Soll ich den Fluch seines Landes in meinen Haaren tragen? (sie winkt dem Be- dienten, dieser geht) Oder wilst du, daß ich unter dem schreklichen Geschirr solcher Tränen zu Boden sinke? -- Geh Sophie -- Es ist besser falsche Ju- weelen im Haar, und das Bewußtseyn dieser That im Herzen zu haben. Sophie. Aber Juweelen, wie diese! Hätten Sie nicht Ihre schlechtern nehmen können. Nein wahrlich Milady! Es ist Ihnen nicht zu vergeben. Lady. Närrisches Mädchen! Dafür werden in einem Augenblik mehr Brillanten und Perlen für mich fallen, als zehen Könige in ihren Diademen ge- tragen, und schönere -- Bedienter. (kommt zurük) Major von Wal- ter -- Sophie. (springt auf die Lady zu) Gott! Sie verblassen -- Lady.
dienen jezt ihren Glaͤubigern als Sklaven, oder ver- derben in den Schachten der fuͤrſtlichen Silberberg- werke. Bedienter. (kommt) Was befehlen Milady? Lady. (gibt ihm den Schmuk) Daß das ohne Verzug in die Landſchaft gebracht werde! — Man ſoll es ſogleich zu Geld machen, befehl ich, und den Gewinſt davon unter die Vierhundert vertheilen, die der Brand ruiniert hat. Sophie. Milady, bedenken Sie, daß Sie die hoͤchſte Ungnade wagen. Lady. (mit Groͤſe) Soll ich den Fluch ſeines Landes in meinen Haaren tragen? (ſie winkt dem Be- dienten, dieſer geht) Oder wilſt du, daß ich unter dem ſchreklichen Geſchirr ſolcher Traͤnen zu Boden ſinke? — Geh Sophie — Es iſt beſſer falſche Ju- weelen im Haar, und das Bewußtſeyn dieſer That im Herzen zu haben. Sophie. Aber Juweelen, wie dieſe! Haͤtten Sie nicht Ihre ſchlechtern nehmen koͤnnen. Nein wahrlich Milady! Es iſt Ihnen nicht zu vergeben. Lady. Naͤrriſches Maͤdchen! Dafuͤr werden in einem Augenblik mehr Brillanten und Perlen fuͤr mich fallen, als zehen Koͤnige in ihren Diademen ge- tragen, und ſchoͤnere — Bedienter. (kommt zuruͤk) Major von Wal- ter — Sophie. (ſpringt auf die Lady zu) Gott! Sie verblaſſen — Lady.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SOP"> <p><pb facs="#f0046" n="42"/> dienen jezt ihren Glaͤubigern als Sklaven, oder ver-<lb/> derben in den Schachten der fuͤrſtlichen Silberberg-<lb/> werke.</p><lb/> </sp> <sp who="#BED"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bedienter.</hi> </speaker> <p><stage>(kommt)</stage> Was befehlen Milady?</p><lb/> </sp> <sp who="#LAD"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lady.</hi> </speaker> <p><stage>(gibt ihm den Schmuk)</stage> Daß das ohne<lb/> Verzug in die Landſchaft gebracht werde! — Man<lb/> ſoll es ſogleich zu Geld machen, befehl ich, und den<lb/> Gewinſt davon unter die Vierhundert vertheilen,<lb/> die der Brand ruiniert hat.</p><lb/> </sp> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sophie.</hi> </speaker> <p>Milady, bedenken Sie, daß Sie die<lb/> hoͤchſte Ungnade wagen.</p><lb/> </sp> <sp who="#LAD"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lady.</hi> </speaker> <p><stage>(mit Groͤſe)</stage> Soll ich den Fluch ſeines<lb/> Landes in meinen Haaren tragen? <stage>(ſie winkt dem Be-<lb/> dienten, dieſer geht)</stage> Oder wilſt du, daß ich unter<lb/> dem ſchreklichen Geſchirr ſolcher Traͤnen zu Boden<lb/> ſinke? — Geh Sophie — Es iſt beſſer falſche Ju-<lb/> weelen im Haar, und das Bewußtſeyn dieſer That<lb/> im Herzen zu haben.</p><lb/> </sp> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sophie.</hi> </speaker> <p>Aber Juweelen, wie dieſe! Haͤtten<lb/> Sie nicht Ihre ſchlechtern nehmen koͤnnen. Nein<lb/> wahrlich Milady! Es iſt Ihnen nicht zu vergeben.</p><lb/> </sp> <sp who="#LAD"> <speaker> <hi rendition="#fr">Lady.</hi> </speaker> <p>Naͤrriſches Maͤdchen! Dafuͤr werden in<lb/> einem Augenblik mehr Brillanten und Perlen fuͤr<lb/> mich fallen, als zehen Koͤnige in ihren Diademen ge-<lb/> tragen, und ſchoͤnere —</p><lb/> </sp> <sp who="#BED"> <speaker> <hi rendition="#fr">Bedienter.</hi> </speaker> <p><stage>(kommt zuruͤk)</stage> Major von Wal-<lb/> ter —</p><lb/> </sp> <sp who="#SOP"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sophie.</hi> </speaker> <p><stage>(ſpringt auf die Lady zu)</stage> Gott! Sie<lb/> verblaſſen —</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Lady.</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0046]
dienen jezt ihren Glaͤubigern als Sklaven, oder ver-
derben in den Schachten der fuͤrſtlichen Silberberg-
werke.
Bedienter. (kommt) Was befehlen Milady?
Lady. (gibt ihm den Schmuk) Daß das ohne
Verzug in die Landſchaft gebracht werde! — Man
ſoll es ſogleich zu Geld machen, befehl ich, und den
Gewinſt davon unter die Vierhundert vertheilen,
die der Brand ruiniert hat.
Sophie. Milady, bedenken Sie, daß Sie die
hoͤchſte Ungnade wagen.
Lady. (mit Groͤſe) Soll ich den Fluch ſeines
Landes in meinen Haaren tragen? (ſie winkt dem Be-
dienten, dieſer geht) Oder wilſt du, daß ich unter
dem ſchreklichen Geſchirr ſolcher Traͤnen zu Boden
ſinke? — Geh Sophie — Es iſt beſſer falſche Ju-
weelen im Haar, und das Bewußtſeyn dieſer That
im Herzen zu haben.
Sophie. Aber Juweelen, wie dieſe! Haͤtten
Sie nicht Ihre ſchlechtern nehmen koͤnnen. Nein
wahrlich Milady! Es iſt Ihnen nicht zu vergeben.
Lady. Naͤrriſches Maͤdchen! Dafuͤr werden in
einem Augenblik mehr Brillanten und Perlen fuͤr
mich fallen, als zehen Koͤnige in ihren Diademen ge-
tragen, und ſchoͤnere —
Bedienter. (kommt zuruͤk) Major von Wal-
ter —
Sophie. (ſpringt auf die Lady zu) Gott! Sie
verblaſſen —
Lady.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |