Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784. Präsident. (freundlich, indem er ihn auf die Achsel klopft) Brav, lieber Sohn. Jezt seh ich, daß du ein ganzer Kerl bist, und der besten Frau im Herzog- thum würdig. -- Sie soll dir werden -- Noch diesen Mittag wirst du dich mit der Gräfin von Ostheim verloben. Ferdinand. (aufs neue betreten) Ist diese Stun- de bestimmt, mich ganz zu zerschmettern? Präsident. (einen laurenden Blik auf ihn werfend) Wo doch hoffentlich deine Ehre nichts einwenden wird? Ferdinand. Nein mein Vater. Friderike von Ostheim könnte jeden andern zum Glüklichsten ma- chen. (vor sich, in höchster Verwirrung) Was seine Bosheit an meinem Herzen noch ganz lies, zerreißt seine Güte. Präsident. (noch immer kein Aug von ihm wendend) Ich warte auf deine Dankbarkeit, Ferdinand -- Ferdinand. (stürzt auf ihn zu und küßt ihm feurig die Hand) Vater! Ihre Gnade entflammt meine ganze Empfindung -- Vater! meinen heißesten Dank für Ihre herzliche Meynung -- Ihre Wahl ist untadelhaft -- aber -- ich kann -- ich darf -- Be- dauern Sie mich -- Ich kann die Gräfin nicht lieben. Präsident. (tritt einen Schritt zurük) Holla! Jezt hab ich den jungen Herrn. Also in diese Falle gieng er, der listige Heuchler -- Also es war nicht die Ehre, die dir die Lady verbot? -- Es war nicht die
Praͤſident. (freundlich, indem er ihn auf die Achſel klopft) Brav, lieber Sohn. Jezt ſeh ich, daß du ein ganzer Kerl biſt, und der beſten Frau im Herzog- thum wuͤrdig. — Sie ſoll dir werden — Noch dieſen Mittag wirſt du dich mit der Graͤfin von Oſtheim verloben. Ferdinand. (aufs neue betreten) Iſt dieſe Stun- de beſtimmt, mich ganz zu zerſchmettern? Praͤſident. (einen laurenden Blik auf ihn werfend) Wo doch hoffentlich deine Ehre nichts einwenden wird? Ferdinand. Nein mein Vater. Friderike von Oſtheim koͤnnte jeden andern zum Gluͤklichſten ma- chen. (vor ſich, in hoͤchſter Verwirrung) Was ſeine Bosheit an meinem Herzen noch ganz lies, zerreißt ſeine Guͤte. Praͤſident. (noch immer kein Aug von ihm wendend) Ich warte auf deine Dankbarkeit, Ferdinand — Ferdinand. (ſtuͤrzt auf ihn zu und kuͤßt ihm feurig die Hand) Vater! Ihre Gnade entflammt meine ganze Empfindung — Vater! meinen heißeſten Dank fuͤr Ihre herzliche Meynung — Ihre Wahl iſt untadelhaft — aber — ich kann — ich darf — Be- dauern Sie mich — Ich kann die Graͤfin nicht lieben. Praͤſident. (tritt einen Schritt zuruͤk) Holla! Jezt hab ich den jungen Herrn. Alſo in dieſe Falle gieng er, der liſtige Heuchler — Alſo es war nicht die Ehre, die dir die Lady verbot? — Es war nicht die
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thum wuͤrdig. — Sie ſoll dir werden — Noch dieſen
Mittag wirſt du dich mit der Graͤfin von Oſtheim
verloben.
Ferdinand. (aufs neue betreten) Iſt dieſe Stun-
de beſtimmt, mich ganz zu zerſchmettern?
Praͤſident. (einen laurenden Blik auf ihn werfend)
Wo doch hoffentlich deine Ehre nichts einwenden
wird?
Ferdinand. Nein mein Vater. Friderike von
Oſtheim koͤnnte jeden andern zum Gluͤklichſten ma-
chen. (vor ſich, in hoͤchſter Verwirrung) Was ſeine
Bosheit an meinem Herzen noch ganz lies, zerreißt
ſeine Guͤte.
Praͤſident. (noch immer kein Aug von ihm wendend)
Ich warte auf deine Dankbarkeit, Ferdinand —
Ferdinand. (ſtuͤrzt auf ihn zu und kuͤßt ihm feurig
die Hand) Vater! Ihre Gnade entflammt meine
ganze Empfindung — Vater! meinen heißeſten
Dank fuͤr Ihre herzliche Meynung — Ihre Wahl iſt
untadelhaft — aber — ich kann — ich darf — Be-
dauern Sie mich — Ich kann die Graͤfin nicht
lieben.
Praͤſident. (tritt einen Schritt zuruͤk) Holla!
Jezt hab ich den jungen Herrn. Alſo in dieſe Falle
gieng er, der liſtige Heuchler — Alſo es war nicht
die Ehre, die dir die Lady verbot? — Es war nicht
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