Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.
einem: Es soll so seyn, einstellen konnte. -- Aber seh er nun Wurm, das hat uns wieder auf den vo- rigen Punkt geleitet. Ich kündige meinem Sohn noch diesen Vormittag seine Vermälung an. Das Gesicht, das er mir zeigen wird, soll seinen Arg- wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen. Wurm. Gnädiger Herr, ich bitte sehr um Ver- gebung. Das finstre Gesicht, das er Ihnen ganz zu- verläßig zeigt, läßt sich eben so gut auf die Rechnung der Braut schreiben, die Sie ihm zuführen, als der- jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich ersuche Sie um eine schärfere Probe. Wählen Sie ihm die untade- lichste Parthie im Land, und sagt er ja, so lassen Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln schleifen. Präsident. (beißt die Lippen) Teufel! Wurm. Es ist nicht anders. Die Mutter -- die Dummheit selbst -- hat mir in der Einfalt zu- viel geplaudert. Präsident. (geht auf und nieder, preßt seinen Zorn zurük) Gut! Diesen Morgen noch. Wurm. Nur vergessen Ewr Exzellenz nicht, daß der Major -- der Sohn meines Herrn ist. Präsident. Er soll geschont werden, Wurm. Wurm. Und daß der Dienst, Ihnen von einer unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen -- Präsident. Den Gegendienst werth ist, Ihm zu einer Frau zu helfen? -- Auch das Wurm. Wurm.
einem: Es ſoll ſo ſeyn, einſtellen konnte. — Aber ſeh er nun Wurm, das hat uns wieder auf den vo- rigen Punkt geleitet. Ich kuͤndige meinem Sohn noch dieſen Vormittag ſeine Vermaͤlung an. Das Geſicht, das er mir zeigen wird, ſoll ſeinen Arg- wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen. Wurm. Gnaͤdiger Herr, ich bitte ſehr um Ver- gebung. Das finſtre Geſicht, das er Ihnen ganz zu- verlaͤßig zeigt, laͤßt ſich eben ſo gut auf die Rechnung der Braut ſchreiben, die Sie ihm zufuͤhren, als der- jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich erſuche Sie um eine ſchaͤrfere Probe. Waͤhlen Sie ihm die untade- lichſte Parthie im Land, und ſagt er ja, ſo laſſen Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln ſchleifen. Praͤſident. (beißt die Lippen) Teufel! Wurm. Es iſt nicht anders. Die Mutter — die Dummheit ſelbſt — hat mir in der Einfalt zu- viel geplaudert. Praͤſident. (geht auf und nieder, preßt ſeinen Zorn zuruͤk) Gut! Dieſen Morgen noch. Wurm. Nur vergeſſen Ewr Exzellenz nicht, daß der Major — der Sohn meines Herrn iſt. Praͤſident. Er ſoll geſchont werden, Wurm. Wurm. Und daß der Dienſt, Ihnen von einer unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen — Praͤſident. Den Gegendienſt werth iſt, Ihm zu einer Frau zu helfen? — Auch das Wurm. Wurm.
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rigen Punkt geleitet. Ich kuͤndige meinem Sohn
noch dieſen Vormittag ſeine Vermaͤlung an. Das
Geſicht, das er mir zeigen wird, ſoll ſeinen Arg-
wohn entweder rechtfertigen, oder ganz widerlegen.
Wurm. Gnaͤdiger Herr, ich bitte ſehr um Ver-
gebung. Das finſtre Geſicht, das er Ihnen ganz zu-
verlaͤßig zeigt, laͤßt ſich eben ſo gut auf die Rechnung
der Braut ſchreiben, die Sie ihm zufuͤhren, als der-
jenigen, die Sie ihm nehmen. Ich erſuche Sie um
eine ſchaͤrfere Probe. Waͤhlen Sie ihm die untade-
lichſte Parthie im Land, und ſagt er ja, ſo laſſen
Sie den Sekretair Wurm drei Jahre Kugeln ſchleifen.
Praͤſident. (beißt die Lippen) Teufel!
Wurm. Es iſt nicht anders. Die Mutter —
die Dummheit ſelbſt — hat mir in der Einfalt zu-
viel geplaudert.
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zuruͤk) Gut! Dieſen Morgen noch.
Wurm. Nur vergeſſen Ewr Exzellenz nicht, daß
der Major — der Sohn meines Herrn iſt.
Praͤſident. Er ſoll geſchont werden, Wurm.
Wurm. Und daß der Dienſt, Ihnen von einer
unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen —
Praͤſident. Den Gegendienſt werth iſt, Ihm zu
einer Frau zu helfen? — Auch das Wurm.
Wurm.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/26>, abgerufen am 05.07.2024. |