Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Duzend der Gäste -- oder der Aufwärter -- das
Paradies des Bräutigams geometrisch ermessen kann.

Wurm. (verbeugt sich) Ich mache hier gern den
Bürgersmann, gnädiger Herr.

Präsident. Ueberdis kann er mit nächstem die
Freude haben, seinem Nebenbuler den Spott auf die
schönste Art heimzugeben. Eben jezt liegt der An-
schlag im Kabinet, daß, auf die Ankunft der neuen
Herzogin, Lady Milford zum Schein den Abschied er-
halten, und, den Betrug vollkommen zu machen,
eine Verbindung eingehen soll. Er weiß Wurm,
wie sehr sich mein Ansehen auf den Einfluß der Lady
stüzt -- wie überhaupt meine mächtigsten Spring-
federn in die Wallungen des Fürsten hineinspielen.
Der Herzog sucht eine Parthie für die Milford. Ein
anderer kann sich melden -- den Kauf schließen,
mit der Dame das Vertrauen des Fürsten anreissen,
sich ihm unentbehrlich machen -- damit nun der
Fürst im Nez meiner Familie bleibe, soll mein Fer-
dinand die Milford heuraten -- -- Ist Ihm das
helle?

Wurm. Daß mich die Augen beissen -- --
Wenigstens bewies der Präsident hier, daß der Va-
ter
nur ein Anfänger gegen ihn ist. Wenn der Ma-
jor Ihnen eben so den gehorsamen Sohn zeigt, als
Sie ihm den zärtlichen Vater, so dörfte Ihre An-
foderung mit Protest zurükkommen.

Präsident. Zum Glük war mir noch nie für die
Ausführung eines Entwurfes bang, wo ich mich mit
einem:
B 3
Duzend der Gaͤſte — oder der Aufwaͤrter — das
Paradies des Braͤutigams geometriſch ermeſſen kann.

Wurm. (verbeugt ſich) Ich mache hier gern den
Buͤrgersmann, gnaͤdiger Herr.

Praͤſident. Ueberdis kann er mit naͤchſtem die
Freude haben, ſeinem Nebenbuler den Spott auf die
ſchoͤnſte Art heimzugeben. Eben jezt liegt der An-
ſchlag im Kabinet, daß, auf die Ankunft der neuen
Herzogin, Lady Milford zum Schein den Abſchied er-
halten, und, den Betrug vollkommen zu machen,
eine Verbindung eingehen ſoll. Er weiß Wurm,
wie ſehr ſich mein Anſehen auf den Einfluß der Lady
ſtuͤzt — wie uͤberhaupt meine maͤchtigſten Spring-
federn in die Wallungen des Fuͤrſten hineinſpielen.
Der Herzog ſucht eine Parthie fuͤr die Milford. Ein
anderer kann ſich melden — den Kauf ſchließen,
mit der Dame das Vertrauen des Fuͤrſten anreiſſen,
ſich ihm unentbehrlich machen — damit nun der
Fuͤrſt im Nez meiner Familie bleibe, ſoll mein Fer-
dinand die Milford heuraten — — Iſt Ihm das
helle?

Wurm. Daß mich die Augen beiſſen — —
Wenigſtens bewies der Praͤſident hier, daß der Va-
ter
nur ein Anfaͤnger gegen ihn iſt. Wenn der Ma-
jor Ihnen eben ſo den gehorſamen Sohn zeigt, als
Sie ihm den zaͤrtlichen Vater, ſo doͤrfte Ihre An-
foderung mit Proteſt zuruͤkkommen.

Praͤſident. Zum Gluͤk war mir noch nie fuͤr die
Ausfuͤhrung eines Entwurfes bang, wo ich mich mit
einem:
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#PRA">
            <p><pb facs="#f0025" n="21"/>
Duzend der Ga&#x0364;&#x017F;te &#x2014; oder der Aufwa&#x0364;rter &#x2014; das<lb/>
Paradies des Bra&#x0364;utigams geometri&#x017F;ch erme&#x017F;&#x017F;en kann.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p><stage>(verbeugt &#x017F;ich)</stage> Ich mache hier gern den<lb/>
Bu&#x0364;rgersmann, gna&#x0364;diger Herr.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p>Ueberdis kann er mit na&#x0364;ch&#x017F;tem die<lb/>
Freude haben, &#x017F;einem Nebenbuler den Spott auf die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Art heimzugeben. Eben jezt liegt der An-<lb/>
&#x017F;chlag im Kabinet, daß, auf die Ankunft der neuen<lb/>
Herzogin, Lady Milford zum Schein den Ab&#x017F;chied er-<lb/>
halten, und, den Betrug vollkommen zu machen,<lb/>
eine Verbindung eingehen &#x017F;oll. Er weiß Wurm,<lb/>
wie &#x017F;ehr &#x017F;ich mein An&#x017F;ehen auf den Einfluß der Lady<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;zt &#x2014; wie u&#x0364;berhaupt meine ma&#x0364;chtig&#x017F;ten Spring-<lb/>
federn in die Wallungen des Fu&#x0364;r&#x017F;ten hinein&#x017F;pielen.<lb/>
Der Herzog &#x017F;ucht eine Parthie fu&#x0364;r die Milford. Ein<lb/>
anderer kann &#x017F;ich melden &#x2014; den Kauf &#x017F;chließen,<lb/>
mit der Dame das Vertrauen des Fu&#x0364;r&#x017F;ten anrei&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ich ihm unentbehrlich machen &#x2014; damit nun der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t im Nez meiner Familie bleibe, &#x017F;oll mein Fer-<lb/>
dinand die Milford heuraten &#x2014; &#x2014; I&#x017F;t Ihm das<lb/>
helle?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Daß mich die Augen bei&#x017F;&#x017F;en &#x2014; &#x2014;<lb/>
Wenig&#x017F;tens bewies der <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident</hi> hier, daß der <hi rendition="#fr">Va-<lb/>
ter</hi> nur ein <hi rendition="#fr">Anfa&#x0364;nger</hi> gegen ihn i&#x017F;t. Wenn der Ma-<lb/>
jor Ihnen eben &#x017F;o den <hi rendition="#fr">gehor&#x017F;amen Sohn</hi> zeigt, als<lb/>
Sie ihm den <hi rendition="#fr">za&#x0364;rtlichen Vater</hi>, &#x017F;o do&#x0364;rfte Ihre An-<lb/>
foderung mit Prote&#x017F;t zuru&#x0364;kkommen.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p>Zum Glu&#x0364;k war mir noch nie fu&#x0364;r die<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung eines Entwurfes bang, wo ich mich mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">einem:</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0025] Duzend der Gaͤſte — oder der Aufwaͤrter — das Paradies des Braͤutigams geometriſch ermeſſen kann. Wurm. (verbeugt ſich) Ich mache hier gern den Buͤrgersmann, gnaͤdiger Herr. Praͤſident. Ueberdis kann er mit naͤchſtem die Freude haben, ſeinem Nebenbuler den Spott auf die ſchoͤnſte Art heimzugeben. Eben jezt liegt der An- ſchlag im Kabinet, daß, auf die Ankunft der neuen Herzogin, Lady Milford zum Schein den Abſchied er- halten, und, den Betrug vollkommen zu machen, eine Verbindung eingehen ſoll. Er weiß Wurm, wie ſehr ſich mein Anſehen auf den Einfluß der Lady ſtuͤzt — wie uͤberhaupt meine maͤchtigſten Spring- federn in die Wallungen des Fuͤrſten hineinſpielen. Der Herzog ſucht eine Parthie fuͤr die Milford. Ein anderer kann ſich melden — den Kauf ſchließen, mit der Dame das Vertrauen des Fuͤrſten anreiſſen, ſich ihm unentbehrlich machen — damit nun der Fuͤrſt im Nez meiner Familie bleibe, ſoll mein Fer- dinand die Milford heuraten — — Iſt Ihm das helle? Wurm. Daß mich die Augen beiſſen — — Wenigſtens bewies der Praͤſident hier, daß der Va- ter nur ein Anfaͤnger gegen ihn iſt. Wenn der Ma- jor Ihnen eben ſo den gehorſamen Sohn zeigt, als Sie ihm den zaͤrtlichen Vater, ſo doͤrfte Ihre An- foderung mit Proteſt zuruͤkkommen. Praͤſident. Zum Gluͤk war mir noch nie fuͤr die Ausfuͤhrung eines Entwurfes bang, wo ich mich mit einem: B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/25
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/25>, abgerufen am 26.12.2024.