Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Frau. Nu -- Nu -- ich dächte nur -- ich
meyne (hustet) Weil eben halt der liebe Gott meine
Tochter barrdu zur gnädigen Madam will haben --

Wurm. (fährt vom Stul) Was sagen Sie da?
Was?

Miller. Bleiben sizen! Bleiben sizen Herr Se-
kretarius. Das Weib ist eine alberne Gans. Wo
soll eine gnädige Madam herkommen? Was für ein
Esel strekt sein Langohr aus diesem Geschwäze?

Frau. Schmäl du so lang du wilst. Was ich
weis, weis ich -- und was der Herr Major gesagt
hat, das hat er gesagt.

Miller. (aufgebracht, springt nach der Geige)
Wilst du dein Maul halten? Wilst das Violonzello
am Hirnkasten wissen? -- Was kannst du wissen?
Was kann er gesagt haben? -- Kehren Sich an das
Geklatsch nicht Herr Vetter -- Marsch du in deine
Küche -- Werden mich doch nicht für des Dumm-
kopfs leiblichen Schwager halten, daß ich obenaus
woll mit dem Mädel? Werden doch das nicht von
mir denken Herr Sekretarius?

Wurm. Auch hab ich es nicht um Sie verdient
Herr Musikmeister. Sie haben mich jederzeit den
Mann von Wort sehen lassen, und meine Ansprü-
che auf Ihre Tochter waren so gut, als unterschrie-
ben. Ich habe ein Amt das seinen guten Haushäl-
ter nähren kann, der Präsident ist mir gewogen,
an Empfehlungen kanns nicht fehlen, wenn ich mich
höher
Frau. Nu — Nu — ich daͤchte nur — ich
meyne (huſtet) Weil eben halt der liebe Gott meine
Tochter barrdu zur gnaͤdigen Madam will haben —

Wurm. (faͤhrt vom Stul) Was ſagen Sie da?
Was?

Miller. Bleiben ſizen! Bleiben ſizen Herr Se-
kretarius. Das Weib iſt eine alberne Gans. Wo
ſoll eine gnaͤdige Madam herkommen? Was fuͤr ein
Eſel ſtrekt ſein Langohr aus dieſem Geſchwaͤze?

Frau. Schmaͤl du ſo lang du wilſt. Was ich
weis, weis ich — und was der Herr Major geſagt
hat, das hat er geſagt.

Miller. (aufgebracht, ſpringt nach der Geige)
Wilſt du dein Maul halten? Wilſt das Violonzello
am Hirnkaſten wiſſen? — Was kannſt du wiſſen?
Was kann er geſagt haben? — Kehren Sich an das
Geklatſch nicht Herr Vetter — Marſch du in deine
Kuͤche — Werden mich doch nicht fuͤr des Dumm-
kopfs leiblichen Schwager halten, daß ich obenaus
woll mit dem Maͤdel? Werden doch das nicht von
mir denken Herr Sekretarius?

Wurm. Auch hab ich es nicht um Sie verdient
Herr Muſikmeiſter. Sie haben mich jederzeit den
Mann von Wort ſehen laſſen, und meine Anſpruͤ-
che auf Ihre Tochter waren ſo gut, als unterſchrie-
ben. Ich habe ein Amt das ſeinen guten Haushaͤl-
ter naͤhren kann, der Praͤſident iſt mir gewogen,
an Empfehlungen kanns nicht fehlen, wenn ich mich
hoͤher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0012" n="8"/>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Nu &#x2014; Nu &#x2014; ich da&#x0364;chte nur &#x2014; ich<lb/>
meyne <stage>(hu&#x017F;tet)</stage> Weil eben halt der liebe Gott meine<lb/>
Tochter barrdu zur gna&#x0364;digen Madam will haben &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p><stage>(fa&#x0364;hrt vom Stul)</stage> Was &#x017F;agen Sie da?<lb/>
Was?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p>Bleiben &#x017F;izen! Bleiben &#x017F;izen Herr Se-<lb/>
kretarius. Das Weib i&#x017F;t eine alberne Gans. Wo<lb/>
&#x017F;oll eine gna&#x0364;dige Madam herkommen? Was fu&#x0364;r ein<lb/>
E&#x017F;el &#x017F;trekt &#x017F;ein Langohr aus die&#x017F;em Ge&#x017F;chwa&#x0364;ze?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Schma&#x0364;l du &#x017F;o lang du wil&#x017F;t. Was ich<lb/>
weis, weis ich &#x2014; und was der Herr Major ge&#x017F;agt<lb/>
hat, das hat er ge&#x017F;agt.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(aufgebracht, &#x017F;pringt nach der Geige)</stage><lb/>
Wil&#x017F;t du dein Maul halten? Wil&#x017F;t das Violonzello<lb/>
am Hirnka&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en? &#x2014; Was kann&#x017F;t du wi&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Was kann er ge&#x017F;agt haben? &#x2014; Kehren Sich an das<lb/>
Geklat&#x017F;ch nicht Herr Vetter &#x2014; Mar&#x017F;ch du in deine<lb/>
Ku&#x0364;che &#x2014; Werden mich doch nicht fu&#x0364;r des Dumm-<lb/>
kopfs leiblichen Schwager halten, daß ich obenaus<lb/>
woll mit dem Ma&#x0364;del? Werden doch das nicht von<lb/>
mir denken Herr Sekretarius?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Auch hab ich es nicht um Sie verdient<lb/>
Herr Mu&#x017F;ikmei&#x017F;ter. Sie haben mich jederzeit den<lb/>
Mann von Wort &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en, und meine An&#x017F;pru&#x0364;-<lb/>
che auf Ihre Tochter waren &#x017F;o gut, als unter&#x017F;chrie-<lb/>
ben. Ich habe ein Amt das &#x017F;einen guten Hausha&#x0364;l-<lb/>
ter na&#x0364;hren kann, der Pra&#x0364;&#x017F;ident i&#x017F;t mir gewogen,<lb/>
an Empfehlungen kanns nicht fehlen, wenn ich mich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho&#x0364;her</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0012] Frau. Nu — Nu — ich daͤchte nur — ich meyne (huſtet) Weil eben halt der liebe Gott meine Tochter barrdu zur gnaͤdigen Madam will haben — Wurm. (faͤhrt vom Stul) Was ſagen Sie da? Was? Miller. Bleiben ſizen! Bleiben ſizen Herr Se- kretarius. Das Weib iſt eine alberne Gans. Wo ſoll eine gnaͤdige Madam herkommen? Was fuͤr ein Eſel ſtrekt ſein Langohr aus dieſem Geſchwaͤze? Frau. Schmaͤl du ſo lang du wilſt. Was ich weis, weis ich — und was der Herr Major geſagt hat, das hat er geſagt. Miller. (aufgebracht, ſpringt nach der Geige) Wilſt du dein Maul halten? Wilſt das Violonzello am Hirnkaſten wiſſen? — Was kannſt du wiſſen? Was kann er geſagt haben? — Kehren Sich an das Geklatſch nicht Herr Vetter — Marſch du in deine Kuͤche — Werden mich doch nicht fuͤr des Dumm- kopfs leiblichen Schwager halten, daß ich obenaus woll mit dem Maͤdel? Werden doch das nicht von mir denken Herr Sekretarius? Wurm. Auch hab ich es nicht um Sie verdient Herr Muſikmeiſter. Sie haben mich jederzeit den Mann von Wort ſehen laſſen, und meine Anſpruͤ- che auf Ihre Tochter waren ſo gut, als unterſchrie- ben. Ich habe ein Amt das ſeinen guten Haushaͤl- ter naͤhren kann, der Praͤſident iſt mir gewogen, an Empfehlungen kanns nicht fehlen, wenn ich mich hoͤher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/12
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/12>, abgerufen am 26.11.2024.