Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine
Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau,
aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter
zu kostbar, und damit basta! -- Ich heisse Miller.
Zweite Szene.
Sekretair Wurm. Die Vorigen.
Frau. Ah guten Morgen, Herr Sekertare.
Hat man auch einmal wieder das Vergnügen von
Ihnen?

Wurm. Meinerseits, Meinerseits, Frau Base.
Wo eine Kavaliersgnade einspricht, kommt mein
bürgerliches Vergnügen in gar keine Rechnung.

Frau. Was Sie nicht sagen, Herr Sekertare!
Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden ma-
chen uns wohl je und je das Bläsier, doch verachten
wir darum niemand.

Miller. (verdrüßlich) Dem Herrn einen Seßel,
Frau. Wollen's ablegen, Herr Landsmann?

Wurm. (legt Hut und Stok weg, sezt sich)
Nun! Nun! Und wie befindet sich denn meine Zu-
künftige -- oder Gewesene? -- Ich will doch nicht
hoffen -- kriegt man sie nicht zu sehen. -- Mamsell
Louisen?

Frau. Danken der Nachfrage Herr Sekertare.
Aber meine Tochter ist doch gar nicht hochmüthig.

Miller. (ärgerlich, stößt sie mit dem Elnbogen)
Weib!
Frau.
Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine
Tochter iſt zu ſchlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau,
aber zu Dero Herrn Sohnes Hure iſt meine Tochter
zu koſtbar, und damit baſta! — Ich heiſſe Miller.
Zweite Szene.
Sekretair Wurm. Die Vorigen.
Frau. Ah guten Morgen, Herr Sekertare.
Hat man auch einmal wieder das Vergnuͤgen von
Ihnen?

Wurm. Meinerſeits, Meinerſeits, Frau Baſe.
Wo eine Kavaliersgnade einſpricht, kommt mein
buͤrgerliches Vergnuͤgen in gar keine Rechnung.

Frau. Was Sie nicht ſagen, Herr Sekertare!
Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden ma-
chen uns wohl je und je das Blaͤſier, doch verachten
wir darum niemand.

Miller. (verdruͤßlich) Dem Herrn einen Seßel,
Frau. Wollen's ablegen, Herr Landsmann?

Wurm. (legt Hut und Stok weg, ſezt ſich)
Nun! Nun! Und wie befindet ſich denn meine Zu-
kuͤnftige — oder Geweſene? — Ich will doch nicht
hoffen — kriegt man ſie nicht zu ſehen. — Mamſell
Louiſen?

Frau. Danken der Nachfrage Herr Sekertare.
Aber meine Tochter iſt doch gar nicht hochmuͤthig.

Miller. (aͤrgerlich, ſtoͤßt ſie mit dem Elnbogen)
Weib!
Frau.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIL">
            <p><pb facs="#f0010" n="6"/>
Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine<lb/>
Tochter i&#x017F;t zu &#x017F;chlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau,<lb/>
aber zu Dero Herrn Sohnes Hure i&#x017F;t meine Tochter<lb/>
zu ko&#x017F;tbar, und damit ba&#x017F;ta! &#x2014; Ich hei&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Miller.</hi></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Zweite Szene.</head><lb/>
          <stage>Sekretair Wurm. Die Vorigen.</stage><lb/>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Ah guten Morgen, Herr Sekertare.<lb/>
Hat man auch einmal wieder das Vergnu&#x0364;gen von<lb/>
Ihnen?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p>Meiner&#x017F;eits, Meiner&#x017F;eits, Frau Ba&#x017F;e.<lb/>
Wo eine Kavaliersgnade ein&#x017F;pricht, kommt mein<lb/>
bu&#x0364;rgerliches Vergnu&#x0364;gen in gar keine Rechnung.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Was Sie nicht &#x017F;agen, Herr Sekertare!<lb/>
Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden ma-<lb/>
chen uns wohl je und je das Bla&#x0364;&#x017F;ier, doch verachten<lb/>
wir darum niemand.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(verdru&#x0364;ßlich)</stage> Dem Herrn einen Seßel,<lb/>
Frau. Wollen's ablegen, Herr Landsmann?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p><stage>(legt Hut und Stok weg, &#x017F;ezt &#x017F;ich)</stage><lb/>
Nun! Nun! Und wie befindet &#x017F;ich denn meine Zu-<lb/>
ku&#x0364;nftige &#x2014; oder Gewe&#x017F;ene? &#x2014; Ich will doch nicht<lb/>
hoffen &#x2014; kriegt man &#x017F;ie nicht zu &#x017F;ehen. &#x2014; Mam&#x017F;ell<lb/>
Loui&#x017F;en?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Danken der Nachfrage Herr Sekertare.<lb/>
Aber meine Tochter i&#x017F;t doch gar nicht hochmu&#x0364;thig.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(a&#x0364;rgerlich, &#x017F;to&#x0364;ßt &#x017F;ie mit dem Elnbogen)</stage><lb/>
Weib!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0010] Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine Tochter iſt zu ſchlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure iſt meine Tochter zu koſtbar, und damit baſta! — Ich heiſſe Miller. Zweite Szene. Sekretair Wurm. Die Vorigen. Frau. Ah guten Morgen, Herr Sekertare. Hat man auch einmal wieder das Vergnuͤgen von Ihnen? Wurm. Meinerſeits, Meinerſeits, Frau Baſe. Wo eine Kavaliersgnade einſpricht, kommt mein buͤrgerliches Vergnuͤgen in gar keine Rechnung. Frau. Was Sie nicht ſagen, Herr Sekertare! Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden ma- chen uns wohl je und je das Blaͤſier, doch verachten wir darum niemand. Miller. (verdruͤßlich) Dem Herrn einen Seßel, Frau. Wollen's ablegen, Herr Landsmann? Wurm. (legt Hut und Stok weg, ſezt ſich) Nun! Nun! Und wie befindet ſich denn meine Zu- kuͤnftige — oder Geweſene? — Ich will doch nicht hoffen — kriegt man ſie nicht zu ſehen. — Mamſell Louiſen? Frau. Danken der Nachfrage Herr Sekertare. Aber meine Tochter iſt doch gar nicht hochmuͤthig. Miller. (aͤrgerlich, ſtoͤßt ſie mit dem Elnbogen) Weib! Frau.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/10
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/10>, abgerufen am 21.12.2024.