"Daß er nicht der vornehmste Helfershelfer des Armeniers war -- kurz -- daß beyde nicht mit einander unter einer Decke liegen?"
Das möchte schwer zu erweisen seyn, rief ich mit nicht geringer Verwunderung.
"Nicht so schwer, lieber Graf, als Sie wohl meynen. Wie? Es wäre Zufall, daß sich diese beyden Menschen in einem so seltsamen, so ver¬ wickelten Anschlag auf dieselbe Person, zu dersel¬ ben Zeit und an demselben Orte begegneten, daß sich unter ihren beyderseitigen Operationen eine so auffallende Harmonie, ein so durchdachtes Einver¬ ständniß fände, daß einer dem andern gleichsam in die Hände arbeitete? Setzen Sie, er habe sich des gröbern Gaukelspiels bedient, um dem feinern eine Folie unterzulegen. Er schuf sich einen Hektor, um sein Achilles zu seyn. Setzen Sie, er habe jenes vorausgeschickt, um den Grad von Glauben auszufinden, worauf er bey mir zu rechnen hätte; um die Zugänge zu meinem Vertrauen auszuspä¬ hen; um sich durch diesen Versuch, der unbescha¬ det seines übrigen Planes verunglücken konnte, mit seinem Subjecte zu familiarisiren; kurz, um sein Instrument damit anzuspielen. Setzen Sie, er ha¬ be es gethan, um eben dadurch, daß er meine Aufmerksamkeit auf einer Seite vorsetzl ch auf¬ forderte und wach erhielt, sie auf einer andern, die ihm wichtiger war, einschlummern zu lassen. Setzen Sie, er habe einige Erkundigungen einzu¬ ziehen gehabt, von denen er wünschte, daß sie auf Rechnung des Taschenspielers geschrieben würden,
um
„Daß er nicht der vornehmſte Helfershelfer des Armeniers war — kurz — daß beyde nicht mit einander unter einer Decke liegen?“
Das möchte ſchwer zu erweiſen ſeyn, rief ich mit nicht geringer Verwunderung.
„Nicht ſo ſchwer, lieber Graf, als Sie wohl meynen. Wie? Es wäre Zufall, daß ſich dieſe beyden Menſchen in einem ſo ſeltſamen, ſo ver¬ wickelten Anſchlag auf dieſelbe Perſon, zu derſel¬ ben Zeit und an demſelben Orte begegneten, daß ſich unter ihren beyderſeitigen Operationen eine ſo auffallende Harmonie, ein ſo durchdachtes Einver¬ ſtändniß fände, daß einer dem andern gleichſam in die Hände arbeitete? Setzen Sie, er habe ſich des gröbern Gaukelſpiels bedient, um dem feinern eine Folie unterzulegen. Er ſchuf ſich einen Hektor, um ſein Achilles zu ſeyn. Setzen Sie, er habe jenes vorausgeſchickt, um den Grad von Glauben auszufinden, worauf er bey mir zu rechnen hätte; um die Zugänge zu meinem Vertrauen auszuſpä¬ hen; um ſich durch dieſen Verſuch, der unbeſcha¬ det ſeines übrigen Planes verunglücken konnte, mit ſeinem Subjecte zu familiariſiren; kurz, um ſein Inſtrument damit anzuſpielen. Setzen Sie, er ha¬ be es gethan, um eben dadurch, daß er meine Aufmerkſamkeit auf einer Seite vorſetzl ch auf¬ forderte und wach erhielt, ſie auf einer andern, die ihm wichtiger war, einſchlummern zu laſſen. Setzen Sie, er habe einige Erkundigungen einzu¬ ziehen gehabt, von denen er wünſchte, daß ſie auf Rechnung des Taſchenſpielers geſchrieben würden,
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„Daß er nicht der vornehmſte Helfershelfer
des Armeniers war — kurz — daß beyde nicht
mit einander unter einer Decke liegen?“
Das möchte ſchwer zu erweiſen ſeyn, rief ich
mit nicht geringer Verwunderung.
„Nicht ſo ſchwer, lieber Graf, als Sie wohl
meynen. Wie? Es wäre Zufall, daß ſich dieſe
beyden Menſchen in einem ſo ſeltſamen, ſo ver¬
wickelten Anſchlag auf dieſelbe Perſon, zu derſel¬
ben Zeit und an demſelben Orte begegneten, daß
ſich unter ihren beyderſeitigen Operationen eine ſo
auffallende Harmonie, ein ſo durchdachtes Einver¬
ſtändniß fände, daß einer dem andern gleichſam in
die Hände arbeitete? Setzen Sie, er habe ſich des
gröbern Gaukelſpiels bedient, um dem feinern eine
Folie unterzulegen. Er ſchuf ſich einen Hektor,
um ſein Achilles zu ſeyn. Setzen Sie, er habe
jenes vorausgeſchickt, um den Grad von Glauben
auszufinden, worauf er bey mir zu rechnen hätte;
um die Zugänge zu meinem Vertrauen auszuſpä¬
hen; um ſich durch dieſen Verſuch, der unbeſcha¬
det ſeines übrigen Planes verunglücken konnte, mit
ſeinem Subjecte zu familiariſiren; kurz, um ſein
Inſtrument damit anzuſpielen. Setzen Sie, er ha¬
be es gethan, um eben dadurch, daß er meine
Aufmerkſamkeit auf einer Seite vorſetzl ch auf¬
forderte und wach erhielt, ſie auf einer andern,
die ihm wichtiger war, einſchlummern zu laſſen.
Setzen Sie, er habe einige Erkundigungen einzu¬
ziehen gehabt, von denen er wünſchte, daß ſie auf
Rechnung des Taſchenſpielers geſchrieben würden,
um
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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/92>, abgerufen am 20.07.2024.
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