Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.bemahlte Thonkugel seyn konnte? Gaben Sie Acht, Sie haben Recht. Aber diese treffende Aehn¬ "Auch ich -- und ich kann nicht anders sagen, wer
bemahlte Thonkugel ſeyn konnte? Gaben Sie Acht, Sie haben Recht. Aber dieſe treffende Aehn¬ „Auch ich — und ich kann nicht anders ſagen, wer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="80"/> bemahlte Thonkugel ſeyn konnte? Gaben Sie Acht,<lb/> ob er ſie auch wirklich in den Lauf der Piſtole, oder<lb/> nicht nebenbey in ſeine Hand fallen ließ? Was<lb/> überzeugt Sie — geſezt er hätte ſie auch wirklich<lb/> ſcharf geladen — daß er gerade die geladenen in<lb/> den andern Pavillon mit hinüber nahm, und nicht<lb/> vielmehr ein andres Paar unterſchob, welches ſo<lb/> leicht anging, da es niemand einfiel, ihn zu beob¬<lb/> achten, und wir überdieß mit dem Auskleiden be¬<lb/> ſchäftigt waren? Und konnte die Geſtalt nicht in<lb/> dem Augenblicke, da der Pulverrauch ſie uns ent¬<lb/> zog, eine andre Kugel, womit ſie auf den Noth¬<lb/> fall verſehen war, auf den Altar fallen laſſen?<lb/> Welcher von allen dieſen Fällen iſt der unmög¬<lb/> liche?“</p><lb/> <p>Sie haben Recht. Aber dieſe treffende Aehn¬<lb/> lichkeit der Geſtalt mit Ihrem verſtorbenen Freun¬<lb/> de — Ich habe ihn ja auch ſehr oft bey Ihnen<lb/> geſehen, und in dem Geiſte hab' ich ihn auf der<lb/> Stelle wieder erkannt.</p><lb/> <p>„Auch ich — und ich kann nicht anders ſagen,<lb/> als daß die Täuſchung auf's höchſte getrieben war.<lb/> Wenn aber nun dieſer Sicilianer, nach einigen we¬<lb/> nigen verſtohlnen Blicken, die er auf meine Taba¬<lb/> tiere warf, auch in <hi rendition="#g">ſein</hi> Gemählde eine Aehnlich¬<lb/> keit zu bringen wußte, die Sie und mich hinter¬<lb/> ging, warum nicht um ſo viel mehr der Ruſſe, der<lb/> während der ganzen Tafel den freyen Gebrauch<lb/> meiner Tabatiere hatte, der den Vortheil genoß,<lb/> immer und durchaus unbeobachtet zu bleiben, und<lb/> dem ich noch außerdem im Vertrauen entdeckt hatte,<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">wer</hi><lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0088]
bemahlte Thonkugel ſeyn konnte? Gaben Sie Acht,
ob er ſie auch wirklich in den Lauf der Piſtole, oder
nicht nebenbey in ſeine Hand fallen ließ? Was
überzeugt Sie — geſezt er hätte ſie auch wirklich
ſcharf geladen — daß er gerade die geladenen in
den andern Pavillon mit hinüber nahm, und nicht
vielmehr ein andres Paar unterſchob, welches ſo
leicht anging, da es niemand einfiel, ihn zu beob¬
achten, und wir überdieß mit dem Auskleiden be¬
ſchäftigt waren? Und konnte die Geſtalt nicht in
dem Augenblicke, da der Pulverrauch ſie uns ent¬
zog, eine andre Kugel, womit ſie auf den Noth¬
fall verſehen war, auf den Altar fallen laſſen?
Welcher von allen dieſen Fällen iſt der unmög¬
liche?“
Sie haben Recht. Aber dieſe treffende Aehn¬
lichkeit der Geſtalt mit Ihrem verſtorbenen Freun¬
de — Ich habe ihn ja auch ſehr oft bey Ihnen
geſehen, und in dem Geiſte hab' ich ihn auf der
Stelle wieder erkannt.
„Auch ich — und ich kann nicht anders ſagen,
als daß die Täuſchung auf's höchſte getrieben war.
Wenn aber nun dieſer Sicilianer, nach einigen we¬
nigen verſtohlnen Blicken, die er auf meine Taba¬
tiere warf, auch in ſein Gemählde eine Aehnlich¬
keit zu bringen wußte, die Sie und mich hinter¬
ging, warum nicht um ſo viel mehr der Ruſſe, der
während der ganzen Tafel den freyen Gebrauch
meiner Tabatiere hatte, der den Vortheil genoß,
immer und durchaus unbeobachtet zu bleiben, und
dem ich noch außerdem im Vertrauen entdeckt hatte,
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