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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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Thatsachen anzustoßen, die der Aussage meines Gei¬
stes hätten widersprechen können. Ich fragte ge¬
wisser Jugendsünden wegen, ob der Verstorbene
untadelhaft gelebt; und auf die Antwort, welche
Sie mir gaben, gründete ich alsdann meine Er¬
findung."

"Ueber diese Sache," fing der Prinz nach eini¬
gem Stillschweigen an, "haben Sie mir einen be¬
friedigenden Aufschluß gegeben. Aber ein Haupt¬
umstand ist noch zurück, worüber ich Licht von Ih¬
nen verlange."

"Wenn es in meiner Gewalt steht, und --"

"Keine Bedingungen! Die Gerechtigkeit, in
deren Händen Sie sind, dürfte so bescheiden nicht
fragen. Wer war dieser Unbekannte, vor dem
wir Sie niederstürzen sahen? Was wissen Sie von
ihm? Woher kennen Sie ihn? Und was hat es
für eine Bewandtniß mit dieser zweyten Erschei¬
nung?"

"Gnädigster Prinz --"

"Als Sie ihm genauer ins Gesicht sahen, stießen
Sie einen lauten Schrey aus und stürzten nieder.
Warum das? Was bedeutete das?"

"Dieser Unbekannte, gnädigster Prinz" -- --
Er hielt inne, wurde sichtbarlich unruhiger, und
sah uns alle in der Reihe herum mit verlegenen
Blicken an. -- "Ja bey Gott, gnädigster Prinz,
dieser Unbekannte ist ein schreckliches Wesen."

"Was wissen Sie von ihm? Wie steht er mit
Ihnen in Verbindung? -- Hoffen Sie nicht, uns
die Wahrheit zu verhehlen." --

"Dafür
d. Geisterseher. D

Thatſachen anzuſtoßen, die der Auſſage meines Gei¬
ſtes hätten widerſprechen können. Ich fragte ge¬
wiſſer Jugendſünden wegen, ob der Verſtorbene
untadelhaft gelebt; und auf die Antwort, welche
Sie mir gaben, gründete ich alsdann meine Er¬
findung.“

„Ueber dieſe Sache,“ fing der Prinz nach eini¬
gem Stillſchweigen an, „haben Sie mir einen be¬
friedigenden Aufſchluß gegeben. Aber ein Haupt¬
umſtand iſt noch zurück, worüber ich Licht von Ih¬
nen verlange.“

„Wenn es in meiner Gewalt ſteht, und —“

„Keine Bedingungen! Die Gerechtigkeit, in
deren Händen Sie ſind, dürfte ſo beſcheiden nicht
fragen. Wer war dieſer Unbekannte, vor dem
wir Sie niederſtürzen ſahen? Was wiſſen Sie von
ihm? Woher kennen Sie ihn? Und was hat es
für eine Bewandtniß mit dieſer zweyten Erſchei¬
nung?“

„Gnädigſter Prinz —“

„Als Sie ihm genauer ins Geſicht ſahen, ſtießen
Sie einen lauten Schrey aus und ſtürzten nieder.
Warum das? Was bedeutete das?“

„Dieſer Unbekannte, gnädigſter Prinz“ — —
Er hielt inne, wurde ſichtbarlich unruhiger, und
ſah uns alle in der Reihe herum mit verlegenen
Blicken an. — „Ja bey Gott, gnädigſter Prinz,
dieſer Unbekannte iſt ein ſchreckliches Weſen.“

„Was wiſſen Sie von ihm? Wie ſteht er mit
Ihnen in Verbindung? — Hoffen Sie nicht, uns
die Wahrheit zu verhehlen.“ —

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[49/0057] Thatſachen anzuſtoßen, die der Auſſage meines Gei¬ ſtes hätten widerſprechen können. Ich fragte ge¬ wiſſer Jugendſünden wegen, ob der Verſtorbene untadelhaft gelebt; und auf die Antwort, welche Sie mir gaben, gründete ich alsdann meine Er¬ findung.“ „Ueber dieſe Sache,“ fing der Prinz nach eini¬ gem Stillſchweigen an, „haben Sie mir einen be¬ friedigenden Aufſchluß gegeben. Aber ein Haupt¬ umſtand iſt noch zurück, worüber ich Licht von Ih¬ nen verlange.“ „Wenn es in meiner Gewalt ſteht, und —“ „Keine Bedingungen! Die Gerechtigkeit, in deren Händen Sie ſind, dürfte ſo beſcheiden nicht fragen. Wer war dieſer Unbekannte, vor dem wir Sie niederſtürzen ſahen? Was wiſſen Sie von ihm? Woher kennen Sie ihn? Und was hat es für eine Bewandtniß mit dieſer zweyten Erſchei¬ nung?“ „Gnädigſter Prinz —“ „Als Sie ihm genauer ins Geſicht ſahen, ſtießen Sie einen lauten Schrey aus und ſtürzten nieder. Warum das? Was bedeutete das?“ „Dieſer Unbekannte, gnädigſter Prinz“ — — Er hielt inne, wurde ſichtbarlich unruhiger, und ſah uns alle in der Reihe herum mit verlegenen Blicken an. — „Ja bey Gott, gnädigſter Prinz, dieſer Unbekannte iſt ein ſchreckliches Weſen.“ „Was wiſſen Sie von ihm? Wie ſteht er mit Ihnen in Verbindung? — Hoffen Sie nicht, uns die Wahrheit zu verhehlen.“ — „Dafür d. Geiſterſeher. D

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/57>, abgerufen am 24.11.2024.