durch das Gedränge zu kommen. Ich stellte dem Prinzen dieses vor. "Wenn es diesem Armenier ein Ernst ist, sich vor uns zu verbergen, so weiß er unfehlbar die Schliche besser als wir, und alle unsre Nachforschungen werden vergebens seyn. Lieber lassen Sie uns noch hier bleiben, gnädigster Prinz. Vielleicht kann uns dieser Gerichtsdiener etwas näheres von ihm sagen, dem er sich, wenn ich anders recht gesehen, entdeckt hat."
Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬ gekleidet waren. Wir eilten nach unserm Zimmer, uns in der Geschwindigkeit in unsre Kleider zu wer¬ fen. Als wir zurück kamen, war die Haussuchung geschehen.
Nachdem man den Altar weggeräumt, und die Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein geräumiges Gewölbe, worin ein Mensch gemäch¬ lich aufrecht sitzen konnte, mit einer Thüre verse¬ hen, die durch eine schmale Treppe nach dem Keller führte. In diesem Gewölbe fand man eine Elek¬ trisiermaschine, eine Uhr und eine kleine silberne Glocke, welche leztere, so wie die Elektrisiermaschi¬ ne, mit dem Altar und dem darauf befestigten Kruzifixe Communication hatte. Ein Fensterladen, der dem Kamine gerade gegenüber stand, war durchbrochen und mit einem Schieber versehen, um, wie wir nachher erfuhren, eine magische Laterne in seine Oeffnung einzupassen, aus welcher die ver¬ langte Gestalt auf die Wand über dem Kamine ge¬ fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller
brachte
durch das Gedränge zu kommen. Ich ſtellte dem Prinzen dieſes vor. „Wenn es dieſem Armenier ein Ernſt iſt, ſich vor uns zu verbergen, ſo weiß er unfehlbar die Schliche beſſer als wir, und alle unſre Nachforſchungen werden vergebens ſeyn. Lieber laſſen Sie uns noch hier bleiben, gnädigſter Prinz. Vielleicht kann uns dieſer Gerichtsdiener etwas näheres von ihm ſagen, dem er ſich, wenn ich anders recht geſehen, entdeckt hat.“
Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬ gekleidet waren. Wir eilten nach unſerm Zimmer, uns in der Geſchwindigkeit in unſre Kleider zu wer¬ fen. Als wir zurück kamen, war die Hausſuchung geſchehen.
Nachdem man den Altar weggeräumt, und die Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein geräumiges Gewölbe, worin ein Menſch gemäch¬ lich aufrecht ſitzen konnte, mit einer Thüre verſe¬ hen, die durch eine ſchmale Treppe nach dem Keller führte. In dieſem Gewölbe fand man eine Elek¬ triſiermaſchine, eine Uhr und eine kleine ſilberne Glocke, welche leztere, ſo wie die Elektriſiermaſchi¬ ne, mit dem Altar und dem darauf befeſtigten Kruzifixe Communication hatte. Ein Fenſterladen, der dem Kamine gerade gegenüber ſtand, war durchbrochen und mit einem Schieber verſehen, um, wie wir nachher erfuhren, eine magiſche Laterne in ſeine Oeffnung einzupaſſen, aus welcher die ver¬ langte Geſtalt auf die Wand über dem Kamine ge¬ fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller
brachte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0042"n="34"/>
durch das Gedränge zu kommen. Ich ſtellte dem<lb/>
Prinzen dieſes vor. „Wenn es dieſem Armenier<lb/>
ein Ernſt iſt, ſich vor uns zu verbergen, ſo weiß<lb/>
er unfehlbar die Schliche beſſer als wir, und alle<lb/>
unſre Nachforſchungen werden vergebens ſeyn.<lb/>
Lieber laſſen Sie uns noch hier bleiben, gnädigſter<lb/>
Prinz. Vielleicht kann uns dieſer Gerichtsdiener<lb/>
etwas näheres von ihm ſagen, dem er ſich, wenn<lb/>
ich anders recht geſehen, entdeckt hat.“</p><lb/><p>Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬<lb/>
gekleidet waren. Wir eilten nach unſerm Zimmer,<lb/>
uns in der Geſchwindigkeit in unſre Kleider zu wer¬<lb/>
fen. Als wir zurück kamen, war die Hausſuchung<lb/>
geſchehen.</p><lb/><p>Nachdem man den Altar weggeräumt, und die<lb/>
Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein<lb/>
geräumiges Gewölbe, worin ein Menſch gemäch¬<lb/>
lich aufrecht ſitzen konnte, mit einer Thüre verſe¬<lb/>
hen, die durch eine ſchmale Treppe nach dem Keller<lb/>
führte. In dieſem Gewölbe fand man eine Elek¬<lb/>
triſiermaſchine, eine Uhr und eine kleine ſilberne<lb/>
Glocke, welche leztere, ſo wie die Elektriſiermaſchi¬<lb/>
ne, mit dem Altar und dem darauf befeſtigten<lb/>
Kruzifixe Communication hatte. Ein Fenſterladen,<lb/>
der dem Kamine gerade gegenüber ſtand, war<lb/>
durchbrochen und mit einem Schieber verſehen, um,<lb/>
wie wir nachher erfuhren, eine magiſche Laterne<lb/>
in ſeine Oeffnung einzupaſſen, aus welcher die ver¬<lb/>
langte Geſtalt auf die Wand über dem Kamine ge¬<lb/>
fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller<lb/><fwplace="bottom"type="catch">brachte<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[34/0042]
durch das Gedränge zu kommen. Ich ſtellte dem
Prinzen dieſes vor. „Wenn es dieſem Armenier
ein Ernſt iſt, ſich vor uns zu verbergen, ſo weiß
er unfehlbar die Schliche beſſer als wir, und alle
unſre Nachforſchungen werden vergebens ſeyn.
Lieber laſſen Sie uns noch hier bleiben, gnädigſter
Prinz. Vielleicht kann uns dieſer Gerichtsdiener
etwas näheres von ihm ſagen, dem er ſich, wenn
ich anders recht geſehen, entdeckt hat.“
Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬
gekleidet waren. Wir eilten nach unſerm Zimmer,
uns in der Geſchwindigkeit in unſre Kleider zu wer¬
fen. Als wir zurück kamen, war die Hausſuchung
geſchehen.
Nachdem man den Altar weggeräumt, und die
Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein
geräumiges Gewölbe, worin ein Menſch gemäch¬
lich aufrecht ſitzen konnte, mit einer Thüre verſe¬
hen, die durch eine ſchmale Treppe nach dem Keller
führte. In dieſem Gewölbe fand man eine Elek¬
triſiermaſchine, eine Uhr und eine kleine ſilberne
Glocke, welche leztere, ſo wie die Elektriſiermaſchi¬
ne, mit dem Altar und dem darauf befeſtigten
Kruzifixe Communication hatte. Ein Fenſterladen,
der dem Kamine gerade gegenüber ſtand, war
durchbrochen und mit einem Schieber verſehen, um,
wie wir nachher erfuhren, eine magiſche Laterne
in ſeine Oeffnung einzupaſſen, aus welcher die ver¬
langte Geſtalt auf die Wand über dem Kamine ge¬
fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller
brachte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/42>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.