Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.Ich nahm sogleich Post, reis'te Tag und Nacht, Ich drängte mich nichts desto weniger zum Ende des ersten Bandes. Ich nahm ſogleich Poſt, reiſ'te Tag und Nacht, Ich drängte mich nichts deſto weniger zum Ende des erſten Bandes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0214" n="206"/> <p>Ich nahm ſogleich Poſt, reiſ'te Tag und Nacht,<lb/> und in der dritten Woche war ich in Venedig.<lb/> Meine Eilfertigkeit nützte mir nichts mehr. Ich<lb/> war gekommen, einem Unglücklichen Troſt und<lb/> Hülfe zu bringen; ich fand einen Glücklichen, der<lb/> meines ſchwachen Beyſtandes nicht mehr benöthigt<lb/> war. F*** lag krank, und war nicht zu ſpre¬<lb/> chen, als ich anlangte; folgendes Billet überbrachte<lb/> man mir von ſeiner Hand. „Reiſen Sie zurück,<lb/> liebſter O***, wo ſie hergekommen ſind. Der<lb/> Prinz bedarf ihrer nicht mehr, auch nicht meiner.<lb/> Seine Schulden ſind bezahlt, der Kardinal ver¬<lb/> ſöhnt, der Marcheſe wieder hergeſtellt. Erinnern<lb/> Sie Sich des Armeniers, der uns voriges Jahr<lb/> ſo zu verwirren wußte? In <hi rendition="#g">ſeinen</hi> Armen finden<lb/> Sie den Prinzen, der ſeit fünf Tagen — — die<lb/> erſte Meſſe hörte.“</p><lb/> <p>Ich drängte mich nichts deſto weniger zum<lb/> Prinzen, ward aber abgewieſen. An dem Bette<lb/> meines Freundes erfuhr ich endlich die unerhörte<lb/> Geſchichte.</p><lb/> <p rendition="#c">Ende des erſten Bandes.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> <back> </back> </text> </TEI> [206/0214]
Ich nahm ſogleich Poſt, reiſ'te Tag und Nacht,
und in der dritten Woche war ich in Venedig.
Meine Eilfertigkeit nützte mir nichts mehr. Ich
war gekommen, einem Unglücklichen Troſt und
Hülfe zu bringen; ich fand einen Glücklichen, der
meines ſchwachen Beyſtandes nicht mehr benöthigt
war. F*** lag krank, und war nicht zu ſpre¬
chen, als ich anlangte; folgendes Billet überbrachte
man mir von ſeiner Hand. „Reiſen Sie zurück,
liebſter O***, wo ſie hergekommen ſind. Der
Prinz bedarf ihrer nicht mehr, auch nicht meiner.
Seine Schulden ſind bezahlt, der Kardinal ver¬
ſöhnt, der Marcheſe wieder hergeſtellt. Erinnern
Sie Sich des Armeniers, der uns voriges Jahr
ſo zu verwirren wußte? In ſeinen Armen finden
Sie den Prinzen, der ſeit fünf Tagen — — die
erſte Meſſe hörte.“
Ich drängte mich nichts deſto weniger zum
Prinzen, ward aber abgewieſen. An dem Bette
meines Freundes erfuhr ich endlich die unerhörte
Geſchichte.
Ende des erſten Bandes.
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