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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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ist hier! Sie selbst! fuhr Biondello fort. Ich
komme eben von ihrem Begleiter."

Der Prinz drang hinaus. Das Zimmer ward
ihm zu enge, die ganze Welt wär' es ihm in die¬
sem Augenblick gewesen. Tausend Empfindungen
stürmten in ihm, seine Knie zitterten, Röthe und
Blässe wechselten in seinem Gesichte. Ich zitterte
erwartungsvoll mit ihm. Ich kann Ihnen diesen
Zustand nicht beschreiben.

In Murano ward angehalten. Der Prinz
sprang an's Ufer. Sie kam. Ich las im Gesicht
des Prinzen, daß sie's war. Ihr Anblick ließ mir
keinen Zweifel übrig. Eine schönere Gestalt hab'
ich nie gesehen, alle Beschreibungen des Prinzen
waren unter ihr geblieben. Eine glühende Röthe
überzog ihr Gesicht, als sie den Prinzen ansichtig
wurde. Sie hatte unser ganzes Gespräch hören
müssen, sie konnte auch nicht zweifeln, daß sie der
Gegenstand desselben gewesen sey. Mit einem be¬
deutenden Blicke sah sie ihre Begleiterin an, als
wollte sie sagen: das ist er! und mit Verwirrung
schlug sie ihre Augen nieder. Ein schmales Bret
ward vom Schiff an das Ufer gelegt, über welches
sie zu gehen hatte. Sie schien ängstlich es zu be¬
treten -- aber weniger, wie mir vorkam, weil
sie auszugleiten fürchtete, als weil sie es ohne
fremde Hülfe nicht konnte, und der Prinz schon
den Arm ausstreckte, ihr beyzustehen. Die Noth
siegte über die Bedenklichkeit. Sie nahm seine
Hand an, und war am Ufer. Die heftige Ge¬

müths¬

iſt hier! Sie ſelbſt! fuhr Biondello fort. Ich
komme eben von ihrem Begleiter.“

Der Prinz drang hinaus. Das Zimmer ward
ihm zu enge, die ganze Welt wär' es ihm in die¬
ſem Augenblick geweſen. Tauſend Empfindungen
ſtürmten in ihm, ſeine Knie zitterten, Röthe und
Bläſſe wechſelten in ſeinem Geſichte. Ich zitterte
erwartungsvoll mit ihm. Ich kann Ihnen dieſen
Zuſtand nicht beſchreiben.

In Murano ward angehalten. Der Prinz
ſprang an's Ufer. Sie kam. Ich las im Geſicht
des Prinzen, daß ſie's war. Ihr Anblick ließ mir
keinen Zweifel übrig. Eine ſchönere Geſtalt hab'
ich nie geſehen, alle Beſchreibungen des Prinzen
waren unter ihr geblieben. Eine glühende Röthe
überzog ihr Geſicht, als ſie den Prinzen anſichtig
wurde. Sie hatte unſer ganzes Geſpräch hören
müſſen, ſie konnte auch nicht zweifeln, daß ſie der
Gegenſtand deſſelben geweſen ſey. Mit einem be¬
deutenden Blicke ſah ſie ihre Begleiterin an, als
wollte ſie ſagen: das iſt er! und mit Verwirrung
ſchlug ſie ihre Augen nieder. Ein ſchmales Bret
ward vom Schiff an das Ufer gelegt, über welches
ſie zu gehen hatte. Sie ſchien ängſtlich es zu be¬
treten — aber weniger, wie mir vorkam, weil
ſie auszugleiten fürchtete, als weil ſie es ohne
fremde Hülfe nicht konnte, und der Prinz ſchon
den Arm ausſtreckte, ihr beyzuſtehen. Die Noth
ſiegte über die Bedenklichkeit. Sie nahm ſeine
Hand an, und war am Ufer. Die heftige Ge¬

müths¬
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[194/0202] iſt hier! Sie ſelbſt! fuhr Biondello fort. Ich komme eben von ihrem Begleiter.“ Der Prinz drang hinaus. Das Zimmer ward ihm zu enge, die ganze Welt wär' es ihm in die¬ ſem Augenblick geweſen. Tauſend Empfindungen ſtürmten in ihm, ſeine Knie zitterten, Röthe und Bläſſe wechſelten in ſeinem Geſichte. Ich zitterte erwartungsvoll mit ihm. Ich kann Ihnen dieſen Zuſtand nicht beſchreiben. In Murano ward angehalten. Der Prinz ſprang an's Ufer. Sie kam. Ich las im Geſicht des Prinzen, daß ſie's war. Ihr Anblick ließ mir keinen Zweifel übrig. Eine ſchönere Geſtalt hab' ich nie geſehen, alle Beſchreibungen des Prinzen waren unter ihr geblieben. Eine glühende Röthe überzog ihr Geſicht, als ſie den Prinzen anſichtig wurde. Sie hatte unſer ganzes Geſpräch hören müſſen, ſie konnte auch nicht zweifeln, daß ſie der Gegenſtand deſſelben geweſen ſey. Mit einem be¬ deutenden Blicke ſah ſie ihre Begleiterin an, als wollte ſie ſagen: das iſt er! und mit Verwirrung ſchlug ſie ihre Augen nieder. Ein ſchmales Bret ward vom Schiff an das Ufer gelegt, über welches ſie zu gehen hatte. Sie ſchien ängſtlich es zu be¬ treten — aber weniger, wie mir vorkam, weil ſie auszugleiten fürchtete, als weil ſie es ohne fremde Hülfe nicht konnte, und der Prinz ſchon den Arm ausſtreckte, ihr beyzuſtehen. Die Noth ſiegte über die Bedenklichkeit. Sie nahm ſeine Hand an, und war am Ufer. Die heftige Ge¬ müths¬

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/202>, abgerufen am 24.11.2024.