zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen sollte. Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal aus seiner Achse. Alles, was er that, nahm eine leidenschaftliche Gestalt an; alles geschah mit der ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrschte. Sie kennen seine Gleichgültigkeit gegen das Geld; hier wurde sie zur gänzlichen Unempfindlichkeit. Goldstücke zerrannen die Wassertropfen in seinen Händen. Er verlor fast ununterbrochen, weil er ganz und gar ohne Aufmerksamkeit spielte. Er verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬ zweifelter Spieler wagte. -- Liebster O***, mit Herzklopfen schreib' ich es nieder -- in vier Tagen waren die zwölf tausend Zechinen -- und noch darüber verloren.
Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage mich selbst genug an. Aber konnt' ich es hindern? Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders, als ihm Vorstellung thun? Ich that was in mei¬ nem Vermögen stand. Ich kann mich nicht schul¬ dig finden.
Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann gegen sechs hundert Zechinen. Das beyspiellose Unglück des Prinzen machte Aufsehen; um so we¬ niger konnte er jetzt das Spiel verlassen. Civitella, dem man die Freude ansieht, ihn zu verbinden, streckte ihm sogleich die Summe vor. Die Lücke ist zugestopft, aber der Prinz ist dem Marchese 24000
Zechi¬
zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen ſollte. Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal aus ſeiner Achſe. Alles, was er that, nahm eine leidenſchaftliche Geſtalt an; alles geſchah mit der ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrſchte. Sie kennen ſeine Gleichgültigkeit gegen das Geld; hier wurde ſie zur gänzlichen Unempfindlichkeit. Goldſtücke zerrannen die Waſſertropfen in ſeinen Händen. Er verlor faſt ununterbrochen, weil er ganz und gar ohne Aufmerkſamkeit ſpielte. Er verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬ zweifelter Spieler wagte. — Liebſter O***, mit Herzklopfen ſchreib' ich es nieder — in vier Tagen waren die zwölf tauſend Zechinen — und noch darüber verloren.
Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage mich ſelbſt genug an. Aber konnt' ich es hindern? Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders, als ihm Vorſtellung thun? Ich that was in mei¬ nem Vermögen ſtand. Ich kann mich nicht ſchul¬ dig finden.
Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann gegen ſechs hundert Zechinen. Das beyſpielloſe Unglück des Prinzen machte Aufſehen; um ſo we¬ niger konnte er jetzt das Spiel verlaſſen. Civitella, dem man die Freude anſieht, ihn zu verbinden, ſtreckte ihm ſogleich die Summe vor. Die Lücke iſt zugeſtopft, aber der Prinz iſt dem Marcheſe 24000
Zechi¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0192"n="184"/>
zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen ſollte.<lb/>
Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes<lb/>
Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand<lb/>
bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal<lb/>
aus ſeiner Achſe. Alles, was er that, nahm eine<lb/>
leidenſchaftliche Geſtalt an; alles geſchah mit der<lb/>
ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrſchte.<lb/>
Sie kennen ſeine Gleichgültigkeit gegen das Geld;<lb/>
hier wurde ſie zur gänzlichen Unempfindlichkeit.<lb/>
Goldſtücke zerrannen die Waſſertropfen in ſeinen<lb/>
Händen. Er verlor faſt ununterbrochen, weil er<lb/>
ganz und gar ohne Aufmerkſamkeit ſpielte. Er<lb/>
verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬<lb/>
zweifelter Spieler wagte. — Liebſter O***, mit<lb/>
Herzklopfen ſchreib' ich es nieder — in vier Tagen<lb/>
waren die zwölf tauſend Zechinen — und noch<lb/>
darüber verloren.</p><lb/><p>Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage<lb/>
mich ſelbſt genug an. Aber konnt' ich es hindern?<lb/>
Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders,<lb/>
als ihm Vorſtellung thun? Ich that was in mei¬<lb/>
nem Vermögen ſtand. Ich kann mich nicht ſchul¬<lb/>
dig finden.</p><lb/><p>Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann<lb/>
gegen ſechs hundert Zechinen. Das beyſpielloſe<lb/>
Unglück des Prinzen machte Aufſehen; um ſo we¬<lb/>
niger konnte er jetzt das Spiel verlaſſen. Civitella,<lb/>
dem man die Freude anſieht, ihn zu verbinden,<lb/>ſtreckte ihm ſogleich die Summe vor. Die Lücke<lb/>
iſt zugeſtopft, aber der Prinz iſt dem Marcheſe 24000<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Zechi¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[184/0192]
zu werden, als das Uebel, dem es abhelfen ſollte.
Der Prinz, der dem Spiel nur allein durch hohes
Wagen einen flüchtigen Reitz zu geben wußte, fand
bald keine Gränzen mehr darin. Er war einmal
aus ſeiner Achſe. Alles, was er that, nahm eine
leidenſchaftliche Geſtalt an; alles geſchah mit der
ungeduldigen Heftigkeit, die jetzt in ihm herrſchte.
Sie kennen ſeine Gleichgültigkeit gegen das Geld;
hier wurde ſie zur gänzlichen Unempfindlichkeit.
Goldſtücke zerrannen die Waſſertropfen in ſeinen
Händen. Er verlor faſt ununterbrochen, weil er
ganz und gar ohne Aufmerkſamkeit ſpielte. Er
verlor ungeheure Summen, weil er wie ein ver¬
zweifelter Spieler wagte. — Liebſter O***, mit
Herzklopfen ſchreib' ich es nieder — in vier Tagen
waren die zwölf tauſend Zechinen — und noch
darüber verloren.
Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich klage
mich ſelbſt genug an. Aber konnt' ich es hindern?
Hörte mich der Prinz? Konnte ich etwas anders,
als ihm Vorſtellung thun? Ich that was in mei¬
nem Vermögen ſtand. Ich kann mich nicht ſchul¬
dig finden.
Auch Civitella verlor beträchtlich, ich gewann
gegen ſechs hundert Zechinen. Das beyſpielloſe
Unglück des Prinzen machte Aufſehen; um ſo we¬
niger konnte er jetzt das Spiel verlaſſen. Civitella,
dem man die Freude anſieht, ihn zu verbinden,
ſtreckte ihm ſogleich die Summe vor. Die Lücke
iſt zugeſtopft, aber der Prinz iſt dem Marcheſe 24000
Zechi¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/192>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.