Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm bestanden. Seitdem Sie von uns sind, hat sich allerley diesen
und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm beſtanden. Seitdem Sie von uns ſind, hat ſich allerley dieſen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0114" n="106"/> und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm beſtanden.<lb/> Ich lebe in ſeiner Glückſeligkeit. Bis auf dieſes<lb/> unglückliche Jahr hab' ich nur meinen Freund, mei¬<lb/> nen ältern Bruder in ihm geſehen, wie in einem<lb/> heitern Sonnenſchein hab' ich in ſeinen Augen ge¬<lb/> lebt — keine Wolke trübte mein Glück, und alles<lb/> dieß ſoll mir nun in dieſem unſeligen Venedig zu<lb/> Trümmern gehen!</p><lb/> <p>Seitdem Sie von uns ſind, hat ſich allerley<lb/> bey uns verändert. Der Prinz von **d** iſt<lb/> vorige Woche mit einer zahlreichen und glänzenden<lb/> Suite hier angelangt, und hat unſerm Zirkel ein<lb/> neues tumultuariſches Leben gegeben. Da er und<lb/> unſer Prinz ſo nahe verwandt ſind, und jezt auf ei¬<lb/> nem ziemlich guten Fuß zuſammen ſtehen, ſo wer¬<lb/> den ſie ſich während ſeines hieſigen Aufenthalts,<lb/> der, wie ich höre, bis zum Himmelfahrtsfeſt dauern<lb/> ſoll, wenig von einander trennen. Der Anfang<lb/> iſt ſchon beſtens gemacht; ſeit zehen Tagen iſt der<lb/> Prinz kaum zu Athem gekommen. Der Prinz<lb/> von **d** hat es gleich ſehr hoch angefangen,<lb/> und das mochte er immer, da er ſich bald wieder<lb/> entfernt; aber das Schlimme dabey iſt, er hat unſern<lb/> Prinzen damit angeſteckt, weil er ſich nicht wohl<lb/> davon ausſchließen konnte, und bey dem beſondern<lb/> Verhältniß, das zwiſchen beyden Häuſern obwaltet,<lb/> dem beſtrittenen Range des ſeinigen hier etwas<lb/> ſchuldig zu ſeyn glaubte. Dazu kommt, daß in<lb/> wenig Wochen auch unſer Abſchied von Venedig<lb/> heran naht; wodurch er ohnehin überhoben wird,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſen<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0114]
und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm beſtanden.
Ich lebe in ſeiner Glückſeligkeit. Bis auf dieſes
unglückliche Jahr hab' ich nur meinen Freund, mei¬
nen ältern Bruder in ihm geſehen, wie in einem
heitern Sonnenſchein hab' ich in ſeinen Augen ge¬
lebt — keine Wolke trübte mein Glück, und alles
dieß ſoll mir nun in dieſem unſeligen Venedig zu
Trümmern gehen!
Seitdem Sie von uns ſind, hat ſich allerley
bey uns verändert. Der Prinz von **d** iſt
vorige Woche mit einer zahlreichen und glänzenden
Suite hier angelangt, und hat unſerm Zirkel ein
neues tumultuariſches Leben gegeben. Da er und
unſer Prinz ſo nahe verwandt ſind, und jezt auf ei¬
nem ziemlich guten Fuß zuſammen ſtehen, ſo wer¬
den ſie ſich während ſeines hieſigen Aufenthalts,
der, wie ich höre, bis zum Himmelfahrtsfeſt dauern
ſoll, wenig von einander trennen. Der Anfang
iſt ſchon beſtens gemacht; ſeit zehen Tagen iſt der
Prinz kaum zu Athem gekommen. Der Prinz
von **d** hat es gleich ſehr hoch angefangen,
und das mochte er immer, da er ſich bald wieder
entfernt; aber das Schlimme dabey iſt, er hat unſern
Prinzen damit angeſteckt, weil er ſich nicht wohl
davon ausſchließen konnte, und bey dem beſondern
Verhältniß, das zwiſchen beyden Häuſern obwaltet,
dem beſtrittenen Range des ſeinigen hier etwas
ſchuldig zu ſeyn glaubte. Dazu kommt, daß in
wenig Wochen auch unſer Abſchied von Venedig
heran naht; wodurch er ohnehin überhoben wird,
dieſen
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