und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm bestanden. Ich lebe in seiner Glückseligkeit. Bis auf dieses unglückliche Jahr hab' ich nur meinen Freund, mei¬ nen ältern Bruder in ihm gesehen, wie in einem heitern Sonnenschein hab' ich in seinen Augen ge¬ lebt -- keine Wolke trübte mein Glück, und alles dieß soll mir nun in diesem unseligen Venedig zu Trümmern gehen!
Seitdem Sie von uns sind, hat sich allerley bey uns verändert. Der Prinz von **d** ist vorige Woche mit einer zahlreichen und glänzenden Suite hier angelangt, und hat unserm Zirkel ein neues tumultuarisches Leben gegeben. Da er und unser Prinz so nahe verwandt sind, und jezt auf ei¬ nem ziemlich guten Fuß zusammen stehen, so wer¬ den sie sich während seines hiesigen Aufenthalts, der, wie ich höre, bis zum Himmelfahrtsfest dauern soll, wenig von einander trennen. Der Anfang ist schon bestens gemacht; seit zehen Tagen ist der Prinz kaum zu Athem gekommen. Der Prinz von **d** hat es gleich sehr hoch angefangen, und das mochte er immer, da er sich bald wieder entfernt; aber das Schlimme dabey ist, er hat unsern Prinzen damit angesteckt, weil er sich nicht wohl davon ausschließen konnte, und bey dem besondern Verhältniß, das zwischen beyden Häusern obwaltet, dem bestrittenen Range des seinigen hier etwas schuldig zu seyn glaubte. Dazu kommt, daß in wenig Wochen auch unser Abschied von Venedig heran naht; wodurch er ohnehin überhoben wird,
diesen
und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm beſtanden. Ich lebe in ſeiner Glückſeligkeit. Bis auf dieſes unglückliche Jahr hab' ich nur meinen Freund, mei¬ nen ältern Bruder in ihm geſehen, wie in einem heitern Sonnenſchein hab' ich in ſeinen Augen ge¬ lebt — keine Wolke trübte mein Glück, und alles dieß ſoll mir nun in dieſem unſeligen Venedig zu Trümmern gehen!
Seitdem Sie von uns ſind, hat ſich allerley bey uns verändert. Der Prinz von **d** iſt vorige Woche mit einer zahlreichen und glänzenden Suite hier angelangt, und hat unſerm Zirkel ein neues tumultuariſches Leben gegeben. Da er und unſer Prinz ſo nahe verwandt ſind, und jezt auf ei¬ nem ziemlich guten Fuß zuſammen ſtehen, ſo wer¬ den ſie ſich während ſeines hieſigen Aufenthalts, der, wie ich höre, bis zum Himmelfahrtsfeſt dauern ſoll, wenig von einander trennen. Der Anfang iſt ſchon beſtens gemacht; ſeit zehen Tagen iſt der Prinz kaum zu Athem gekommen. Der Prinz von **d** hat es gleich ſehr hoch angefangen, und das mochte er immer, da er ſich bald wieder entfernt; aber das Schlimme dabey iſt, er hat unſern Prinzen damit angeſteckt, weil er ſich nicht wohl davon ausſchließen konnte, und bey dem beſondern Verhältniß, das zwiſchen beyden Häuſern obwaltet, dem beſtrittenen Range des ſeinigen hier etwas ſchuldig zu ſeyn glaubte. Dazu kommt, daß in wenig Wochen auch unſer Abſchied von Venedig heran naht; wodurch er ohnehin überhoben wird,
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und kleinen Abentheuer hab' ich mit ihm beſtanden.
Ich lebe in ſeiner Glückſeligkeit. Bis auf dieſes
unglückliche Jahr hab' ich nur meinen Freund, mei¬
nen ältern Bruder in ihm geſehen, wie in einem
heitern Sonnenſchein hab' ich in ſeinen Augen ge¬
lebt — keine Wolke trübte mein Glück, und alles
dieß ſoll mir nun in dieſem unſeligen Venedig zu
Trümmern gehen!
Seitdem Sie von uns ſind, hat ſich allerley
bey uns verändert. Der Prinz von **d** iſt
vorige Woche mit einer zahlreichen und glänzenden
Suite hier angelangt, und hat unſerm Zirkel ein
neues tumultuariſches Leben gegeben. Da er und
unſer Prinz ſo nahe verwandt ſind, und jezt auf ei¬
nem ziemlich guten Fuß zuſammen ſtehen, ſo wer¬
den ſie ſich während ſeines hieſigen Aufenthalts,
der, wie ich höre, bis zum Himmelfahrtsfeſt dauern
ſoll, wenig von einander trennen. Der Anfang
iſt ſchon beſtens gemacht; ſeit zehen Tagen iſt der
Prinz kaum zu Athem gekommen. Der Prinz
von **d** hat es gleich ſehr hoch angefangen,
und das mochte er immer, da er ſich bald wieder
entfernt; aber das Schlimme dabey iſt, er hat unſern
Prinzen damit angeſteckt, weil er ſich nicht wohl
davon ausſchließen konnte, und bey dem beſondern
Verhältniß, das zwiſchen beyden Häuſern obwaltet,
dem beſtrittenen Range des ſeinigen hier etwas
ſchuldig zu ſeyn glaubte. Dazu kommt, daß in
wenig Wochen auch unſer Abſchied von Venedig
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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/114>, abgerufen am 21.07.2024.
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