Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Fünfter Akt. Königinn sucht sich zu fassen. Stehn Sie auf. Wir wollen einander nicht erweichen, Karl. Nicht durch ohnmächt'ge Thränen will der große Todte gefeiert werden. Thränen mögen fließen für klein're Leiden! -- Er hat sich geopfert für Sie! Mit seinem theuren Leben hat er das Ihrige erkauft -- Sie fühlen den Werth, den er durch dieses Opfer auf das Ihrige gelegt! -- Und dieses Blut wär' einem Hirngespinst geflossen? -- Kar- los! Ich selber habe gut gesagt für Sie. Auf meine Bürgschaft schied er freudiger von hinnen. Werden Sie zur Lügnerinn mich machen? Karlos mit Begeisterung. Einen Leichenstein will ich ihm setzen, wie noch keinem Könige zu Theil geworden -- Über seiner Asche blühe ein Paradies! Fünfter Akt. Königinn ſucht ſich zu faſſen. Stehn Sie auf. Wir wollen einander nicht erweichen, Karl. Nicht durch ohnmächt’ge Thränen will der große Todte gefeiert werden. Thränen mögen fließen für klein’re Leiden! — Er hat ſich geopfert für Sie! Mit ſeinem theuren Leben hat er das Ihrige erkauft — Sie fühlen den Werth, den er durch dieſes Opfer auf das Ihrige gelegt! — Und dieſes Blut wär’ einem Hirngeſpinſt gefloſſen? — Kar- los! Ich ſelber habe gut geſagt für Sie. Auf meine Bürgſchaft ſchied er freudiger von hinnen. Werden Sie zur Lügnerinn mich machen? Karlos mit Begeiſterung. Einen Leichenſtein will ich ihm ſetzen, wie noch keinem Könige zu Theil geworden — Über ſeiner Aſche blühe ein Paradies! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0509" n="497"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fünfter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker> <hi rendition="#g">Königinn</hi> </speaker><lb/> <stage>ſucht ſich zu faſſen.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Stehn Sie auf. Wir wollen</hi><lb/> einander nicht erweichen, Karl. Nicht durch<lb/> ohnmächt’ge Thränen will der große Todte<lb/> gefeiert werden. Thränen mögen fließen<lb/> für klein’re Leiden! — Er hat ſich geopfert<lb/> für <hi rendition="#g">Sie</hi>! Mit ſeinem theuren Leben<lb/> hat er das Ihrige erkauft — Sie fühlen<lb/> den Werth, den er durch dieſes Opfer auf<lb/> das Ihrige gelegt! — Und dieſes Blut<lb/> wär’ einem Hirngeſpinſt gefloſſen? — Kar-<lb/> los!<lb/> Ich ſelber habe gut geſagt für Sie.<lb/> Auf meine Bürgſchaft ſchied er freudiger<lb/> von hinnen. Werden Sie zur Lügnerinn<lb/> mich machen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Karlos</hi> </speaker><lb/> <stage>mit Begeiſterung.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Einen Leichenſtein will ich</hi><lb/> ihm ſetzen, wie noch keinem Könige zu Theil<lb/> geworden — Über ſeiner Aſche blühe<lb/> ein Paradies!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [497/0509]
Fünfter Akt.
Königinn
ſucht ſich zu faſſen.
Stehn Sie auf. Wir wollen
einander nicht erweichen, Karl. Nicht durch
ohnmächt’ge Thränen will der große Todte
gefeiert werden. Thränen mögen fließen
für klein’re Leiden! — Er hat ſich geopfert
für Sie! Mit ſeinem theuren Leben
hat er das Ihrige erkauft — Sie fühlen
den Werth, den er durch dieſes Opfer auf
das Ihrige gelegt! — Und dieſes Blut
wär’ einem Hirngeſpinſt gefloſſen? — Kar-
los!
Ich ſelber habe gut geſagt für Sie.
Auf meine Bürgſchaft ſchied er freudiger
von hinnen. Werden Sie zur Lügnerinn
mich machen?
Karlos
mit Begeiſterung.
Einen Leichenſtein will ich
ihm ſetzen, wie noch keinem Könige zu Theil
geworden — Über ſeiner Aſche blühe
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