Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfter Akt.
darauf gefreut -- Komm, laß uns nieder-
sitzen --
ich fühle mich erschöpft und matt.

Er rückt nahe an Karlos, der noch immer in einer
todten Erstarrung ist, und sich unwillkührlich von ihm
niederziehen läßt.

Wo bist Du?
Du gibst mir keine Antwort? -- Ich will
kurz sein.
Den Tag nachher, als wir zum letztenmal
bei den Karthäusern uns gesehn, ließ mich
der König zu sich fodern. Den Erfolg
weißt Du, weiß ganz Madrid. Das weißt
Du nicht,
daß Dein Geheimniß ihm verrathen worden,
daß Briefe, in der Königinn Schatulle
gefunden, wider Dich gezeugt, daß ich
aus seinem eignen Munde dieß erfahren,
und daß -- ich sein Vertrauter war.

Er hält inne, Karlos Antwort zu erfahren: dieser ver-
harrt in seinem Stillschweigen.

Ja, Karl!
Mit meinen Lippen brach ich meine Treue.
Ich selbst regierte das Komplott, das Dir
den Untergang bereitete. Zu laut
sprach schon die That. Dich frei zu sprechen,
war
Fünfter Akt.
darauf gefreut — Komm, laß uns nieder-
ſitzen —
ich fühle mich erſchöpft und matt.

Er rückt nahe an Karlos, der noch immer in einer
todten Erſtarrung iſt, und ſich unwillkührlich von ihm
niederziehen läßt.

Wo biſt Du?
Du gibſt mir keine Antwort? — Ich will
kurz ſein.
Den Tag nachher, als wir zum letztenmal
bei den Karthäuſern uns geſehn, ließ mich
der König zu ſich fodern. Den Erfolg
weißt Du, weiß ganz Madrid. Das weißt
Du nicht,
daß Dein Geheimniß ihm verrathen worden,
daß Briefe, in der Königinn Schatulle
gefunden, wider Dich gezeugt, daß ich
aus ſeinem eignen Munde dieß erfahren,
und daß — ich ſein Vertrauter war.

Er hält inne, Karlos Antwort zu erfahren: dieſer ver-
harrt in ſeinem Stillſchweigen.

Ja, Karl!
Mit meinen Lippen brach ich meine Treue.
Ich ſelbſt regierte das Komplott, das Dir
den Untergang bereitete. Zu laut
ſprach ſchon die That. Dich frei zu ſprechen,
war
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#MAR">
              <p><pb facs="#f0443" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fünfter Akt</hi>.</fw><lb/>
darauf gefreut &#x2014; Komm, laß uns nieder-<lb/>
&#x017F;itzen &#x2014;<lb/>
ich fühle mich er&#x017F;chöpft und matt.</p><lb/>
              <stage>Er rückt nahe an Karlos, der noch immer in einer<lb/>
todten Er&#x017F;tarrung i&#x017F;t, und &#x017F;ich unwillkührlich von ihm<lb/>
niederziehen läßt.</stage><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Wo bi&#x017F;t Du?</hi><lb/>
Du gib&#x017F;t mir keine Antwort? &#x2014; Ich will<lb/>
kurz &#x017F;ein.<lb/>
Den Tag nachher, als wir zum letztenmal<lb/>
bei den Karthäu&#x017F;ern uns ge&#x017F;ehn, ließ mich<lb/>
der König zu &#x017F;ich fodern. Den Erfolg<lb/>
weißt Du, weiß ganz Madrid. Das weißt<lb/>
Du nicht,<lb/>
daß Dein Geheimniß ihm verrathen worden,<lb/>
daß Briefe, in der Königinn Schatulle<lb/>
gefunden, wider Dich gezeugt, daß ich<lb/>
aus &#x017F;einem eignen Munde dieß erfahren,<lb/>
und daß &#x2014; ich &#x017F;ein Vertrauter war.</p><lb/>
              <stage>Er hält inne, Karlos Antwort zu erfahren: die&#x017F;er ver-<lb/>
harrt in &#x017F;einem Still&#x017F;chweigen.</stage><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Ja, Karl!</hi><lb/>
Mit meinen Lippen brach ich meine Treue.<lb/>
Ich &#x017F;elb&#x017F;t regierte das Komplott, das Dir<lb/>
den Untergang bereitete. Zu laut<lb/>
&#x017F;prach &#x017F;chon die That. Dich frei zu &#x017F;prechen,<lb/>
war<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0443] Fünfter Akt. darauf gefreut — Komm, laß uns nieder- ſitzen — ich fühle mich erſchöpft und matt. Er rückt nahe an Karlos, der noch immer in einer todten Erſtarrung iſt, und ſich unwillkührlich von ihm niederziehen läßt. Wo biſt Du? Du gibſt mir keine Antwort? — Ich will kurz ſein. Den Tag nachher, als wir zum letztenmal bei den Karthäuſern uns geſehn, ließ mich der König zu ſich fodern. Den Erfolg weißt Du, weiß ganz Madrid. Das weißt Du nicht, daß Dein Geheimniß ihm verrathen worden, daß Briefe, in der Königinn Schatulle gefunden, wider Dich gezeugt, daß ich aus ſeinem eignen Munde dieß erfahren, und daß — ich ſein Vertrauter war. Er hält inne, Karlos Antwort zu erfahren: dieſer ver- harrt in ſeinem Stillſchweigen. Ja, Karl! Mit meinen Lippen brach ich meine Treue. Ich ſelbſt regierte das Komplott, das Dir den Untergang bereitete. Zu laut ſprach ſchon die That. Dich frei zu ſprechen, war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/443
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/443>, abgerufen am 25.11.2024.