Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Vierter Akt. nur Gaukelspiele kindischer Vernunft,vom reifen Manne schamroth wiederrufen[.] Den nahen hoffnungsvollen Lenz sollt' ich vertilgen, einen lauen Sonnenblick im Norden zu erkünsteln? Eines müden Tirannen letzten Ruthenstreich zu mildern, die große Freiheit des Jahrhunderts wagen? Elender Ruhm! Ich mag ihn nicht. Europa's Verhängniß reift in meinem großen Freunde! Auf ihn verweis' ich Spanien -- Es blute bis dahin unter Philipps Hand! -- Doch weh'! weh' mir und ihm, wenn ich bereuen sollte! Vielleicht das Schlimmere gewählt! Wenn ich den großen Wink der Vorsicht mißverstanden, die Mich, nicht Ihn, auf diesem Thron ge- wollt! Weh' mir und ihm, wenn -- Königinn. Reden Sie nicht aus. Was Sie befürchten, Chevalier, wird nie geschehn. Ich kenne Ihren Freund; ich sage für seine Seele gut. Marquis. Das war's, was noch auf meinem Herzen lag. Nie -- nie wird es Vierter Akt. nur Gaukelſpiele kindiſcher Vernunft,vom reifen Manne ſchamroth wiederrufen[.] Den nahen hoffnungsvollen Lenz ſollt’ ich vertilgen, einen lauen Sonnenblick im Norden zu erkünſteln? Eines müden Tirannen letzten Ruthenſtreich zu mildern, die große Freiheit des Jahrhunderts wagen? Elender Ruhm! Ich mag ihn nicht. Europa’s Verhängniß reift in meinem großen Freunde! Auf ihn verweiſ’ ich Spanien — Es blute bis dahin unter Philipps Hand! — Doch weh’! weh’ mir und ihm, wenn ich bereuen ſollte! Vielleicht das Schlimmere gewählt! Wenn ich den großen Wink der Vorſicht mißverſtanden, die Mich, nicht Ihn, auf dieſem Thron ge- wollt! Weh’ mir und ihm, wenn — Königinn. Reden Sie nicht aus. Was Sie befürchten, Chevalier, wird nie geſchehn. Ich kenne Ihren Freund; ich ſage für ſeine Seele gut. Marquis. Das war’s, was noch auf meinem Herzen lag. Nie — nie wird es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0409" n="397"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vierter Akt</hi>.</fw><lb/> nur Gaukelſpiele kindiſcher Vernunft,<lb/> vom reifen Manne ſchamroth wiederrufen<supplied>.</supplied><lb/> Den nahen hoffnungsvollen Lenz ſollt’ ich<lb/> vertilgen, einen lauen Sonnenblick<lb/> im Norden zu erkünſteln? Eines müden<lb/> Tirannen letzten Ruthenſtreich zu mildern,<lb/> die große Freiheit des Jahrhunderts wagen?<lb/> Elender Ruhm! Ich mag ihn nicht. Europa’s<lb/> Verhängniß reift in meinem großen Freunde!<lb/> Auf ihn verweiſ’ ich Spanien — Es blute<lb/> bis dahin unter Philipps Hand! — Doch<lb/> weh’!<lb/> weh’ mir und ihm, wenn <hi rendition="#g">ich</hi> bereuen ſollte!<lb/> Vielleicht das Schlimmere gewählt! Wenn ich<lb/> den großen Wink der Vorſicht mißverſtanden,<lb/> die Mich, nicht Ihn, auf dieſem Thron ge-<lb/> wollt!<lb/> Weh’ mir und ihm, wenn —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Reden Sie nicht aus.</hi><lb/> Was Sie befürchten, Chevalier, wird nie<lb/> geſchehn. Ich kenne Ihren Freund; ich ſage<lb/> für ſeine Seele gut.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Das war’s, was noch</hi><lb/> auf meinem Herzen lag. Nie — nie wird es<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [397/0409]
Vierter Akt.
nur Gaukelſpiele kindiſcher Vernunft,
vom reifen Manne ſchamroth wiederrufen.
Den nahen hoffnungsvollen Lenz ſollt’ ich
vertilgen, einen lauen Sonnenblick
im Norden zu erkünſteln? Eines müden
Tirannen letzten Ruthenſtreich zu mildern,
die große Freiheit des Jahrhunderts wagen?
Elender Ruhm! Ich mag ihn nicht. Europa’s
Verhängniß reift in meinem großen Freunde!
Auf ihn verweiſ’ ich Spanien — Es blute
bis dahin unter Philipps Hand! — Doch
weh’!
weh’ mir und ihm, wenn ich bereuen ſollte!
Vielleicht das Schlimmere gewählt! Wenn ich
den großen Wink der Vorſicht mißverſtanden,
die Mich, nicht Ihn, auf dieſem Thron ge-
wollt!
Weh’ mir und ihm, wenn —
Königinn.
Reden Sie nicht aus.
Was Sie befürchten, Chevalier, wird nie
geſchehn. Ich kenne Ihren Freund; ich ſage
für ſeine Seele gut.
Marquis.
Das war’s, was noch
auf meinem Herzen lag. Nie — nie wird es
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