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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

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Vierter Akt.
Königinn.
Gott im Himmel!
Marquis.
Seien Sie
ganz ruhig, meine Königinn. Für ihn
ist schon gesorgt. Ich hab' es mir verloren.
Königinn.
Was werd' ich hören! Gott!
Marquis.
Denn wer,
wer hieß auf einen zweifelhaften Wurf
mich alles setzen? Alles? So verwegen,
so zuversichtlich mit dem Himmel spielen?
Wer ist der Mensch, der sich vermessen will,
des Zufalls schweres Steuer zu regieren,
und doch nicht der Allwissende zu sein?
O es ist billig! -- Doch warum denn jetzt
von mir? Der Augenblick ist kostbar, wie
das Leben eines Menschen! Und wer weiß,
ob aus des Richters karger Hand nicht schon
die letzten Tropfen für mich fallen?
Königinn.
Aus
des Richters Hand? -- Welch feierlicher Ton!
C c
Vierter Akt.
Königinn.
Gott im Himmel!
Marquis.
Seien Sie
ganz ruhig, meine Königinn. Für ihn
iſt ſchon geſorgt. Ich hab’ es mir verloren.
Königinn.
Was werd’ ich hören! Gott!
Marquis.
Denn wer,
wer hieß auf einen zweifelhaften Wurf
mich alles ſetzen? Alles? So verwegen,
ſo zuverſichtlich mit dem Himmel ſpielen?
Wer iſt der Menſch, der ſich vermeſſen will,
des Zufalls ſchweres Steuer zu regieren,
und doch nicht der Allwiſſende zu ſein?
O es iſt billig! — Doch warum denn jetzt
von mir? Der Augenblick iſt koſtbar, wie
das Leben eines Menſchen! Und wer weiß,
ob aus des Richters karger Hand nicht ſchon
die letzten Tropfen für mich fallen?
Königinn.
Aus
des Richters Hand? — Welch feierlicher Ton!
C c
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[391/0403] Vierter Akt. Königinn. Gott im Himmel! Marquis. Seien Sie ganz ruhig, meine Königinn. Für ihn iſt ſchon geſorgt. Ich hab’ es mir verloren. Königinn. Was werd’ ich hören! Gott! Marquis. Denn wer, wer hieß auf einen zweifelhaften Wurf mich alles ſetzen? Alles? So verwegen, ſo zuverſichtlich mit dem Himmel ſpielen? Wer iſt der Menſch, der ſich vermeſſen will, des Zufalls ſchweres Steuer zu regieren, und doch nicht der Allwiſſende zu ſein? O es iſt billig! — Doch warum denn jetzt von mir? Der Augenblick iſt koſtbar, wie das Leben eines Menſchen! Und wer weiß, ob aus des Richters karger Hand nicht ſchon die letzten Tropfen für mich fallen? Königinn. Aus des Richters Hand? — Welch feierlicher Ton! C c

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/403>, abgerufen am 22.11.2024.