Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Mondekar. Und Ihro Majestät nicht auch? Sie sollten so ungern von Aranjuez Sich trennen? Königinn. Von -- -- dieser schönen Gegend wenigstens. Hier bin ich wie in meiner Welt. Dieß Plätzchen hab' ich mir längst zum Liebling auserlesen. Hier grüßt mich meine ländliche Natur, die Busenfreundinn meiner jungen Jahre. Hier find' ich meine Kinderspiele wieder, und meines Frankreichs Lüfte wehen hier. Verargen Sie mir's nicht. Wir alle, glaub' ich, sind für das Vaterland parteiisch. Mondekar. Ist man das in Frankreich auch? Eboli. Wie einsam aber, wie todt und traurig ist es hier! Man glaubt sich in la Trappe. Königinn. Das Gegentheil vielmehr. Todt find' ich es nur in Madrid -- Doch was spricht unsre Herzoginn dazu? Dom Karlos. Mondekar. Und Ihro Majeſtät nicht auch? Sie ſollten ſo ungern von Aranjuez Sich trennen? Königinn. Von — — dieſer ſchönen Gegend wenigſtens. Hier bin ich wie in meiner Welt. Dieß Plätzchen hab’ ich mir längſt zum Liebling auserleſen. Hier grüßt mich meine ländliche Natur, die Buſenfreundinn meiner jungen Jahre. Hier find’ ich meine Kinderſpiele wieder, und meines Frankreichs Lüfte wehen hier. Verargen Sie mir’s nicht. Wir alle, glaub’ ich, ſind für das Vaterland parteiiſch. Mondekar. Iſt man das in Frankreich auch? Eboli. Wie einſam aber, wie todt und traurig iſt es hier! Man glaubt ſich in la Trappe. Königinn. Das Gegentheil vielmehr. Todt find’ ich es nur in Madrid — Doch was ſpricht unſre Herzoginn dazu? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0040" n="30"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MOND"> <speaker><hi rendition="#g">Mondekar</hi>.</speaker><lb/> <p>Und Ihro Majeſtät nicht auch? Sie ſollten<lb/> ſo ungern von Aranjuez Sich trennen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Von — — dieſer ſchönen Gegend wenigſtens.<lb/> Hier bin ich wie in meiner Welt. Dieß Plätzchen<lb/> hab’ ich mir längſt zum Liebling auserleſen.<lb/> Hier grüßt mich meine ländliche Natur,<lb/> die Buſenfreundinn meiner jungen Jahre.<lb/> Hier find’ ich meine Kinderſpiele wieder,<lb/> und meines Frankreichs Lüfte wehen hier.<lb/> Verargen Sie mir’s nicht. Wir alle, glaub’ ich,<lb/> ſind für das Vaterland parteiiſch.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOND"> <speaker><hi rendition="#g">Mondekar</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Iſt</hi><lb/> man das in Frankreich auch?</p> </sp><lb/> <sp who="#EBO"> <speaker><hi rendition="#g">Eboli</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Wie einſam aber,</hi><lb/> wie todt und traurig iſt es hier! Man glaubt<lb/> ſich in la Trappe.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Das Gegentheil vielmehr.</hi><lb/> Todt find’ ich es nur in Madrid — Doch was<lb/> ſpricht unſre Herzoginn dazu?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
Dom Karlos.
Mondekar.
Und Ihro Majeſtät nicht auch? Sie ſollten
ſo ungern von Aranjuez Sich trennen?
Königinn.
Von — — dieſer ſchönen Gegend wenigſtens.
Hier bin ich wie in meiner Welt. Dieß Plätzchen
hab’ ich mir längſt zum Liebling auserleſen.
Hier grüßt mich meine ländliche Natur,
die Buſenfreundinn meiner jungen Jahre.
Hier find’ ich meine Kinderſpiele wieder,
und meines Frankreichs Lüfte wehen hier.
Verargen Sie mir’s nicht. Wir alle, glaub’ ich,
ſind für das Vaterland parteiiſch.
Mondekar.
Iſt
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