Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Vierter Akt. die er bedarf und auch verdient, sich zuerfreuen hat in seines Vaters Herzen -- König. Die er verdient? Königinn. Denn warum soll ich es verbergen, Sire? -- ich schätz' ihn sehr und lieb' ihn, als meinen theuersten Verwandten, der einst werth befunden worden, einen Namen zu führen, der mich mehr anging -- Ich habe noch nicht recht einsehn lernen, daß er mir gerade darum fremder sollte sein als jeder andre, weil er ehedem vor jedem andern theuer mir gewesen. Wenn Ihre Staatsmaxime Bande knüpft, wie sie für gut es findet, soll es ihr doch etwas schwerer werden sie zu lösen. Ich will nicht hassen, wen ich soll -- und weil man endlich doch zu reden mich gezwungen -- ich will es nicht -- will meine Wahl nicht länger gebunden sehn -- ein zwingendes Verbot soll meiner Freunde Werth bei mir erheben, soll bis zur Übertreibung mich versuchen, ich will sogar -- Vierter Akt. die er bedarf und auch verdient, ſich zuerfreuen hat in ſeines Vaters Herzen — König. Die er verdient? Königinn. Denn warum ſoll ich es verbergen, Sire? — ich ſchätz’ ihn ſehr und lieb’ ihn, als meinen theuerſten Verwandten, der einſt werth befunden worden, einen Namen zu führen, der mich mehr anging — Ich habe noch nicht recht einſehn lernen, daß er mir gerade darum fremder ſollte ſein als jeder andre, weil er ehedem vor jedem andern theuer mir geweſen. Wenn Ihre Staatsmaxime Bande knüpft, wie ſie für gut es findet, ſoll es ihr doch etwas ſchwerer werden ſie zu löſen. Ich will nicht haſſen, wen ich ſoll — und weil man endlich doch zu reden mich gezwungen — ich will es nicht — will meine Wahl nicht länger gebunden ſehn — ein zwingendes Verbot ſoll meiner Freunde Werth bei mir erheben, ſoll bis zur Übertreibung mich verſuchen, ich will ſogar — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIGI"> <p><pb facs="#f0347" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vierter Akt.</hi></fw><lb/> die er bedarf und auch verdient, ſich zu<lb/> erfreuen hat in ſeines Vaters Herzen —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König.</hi> </speaker><lb/> <p>Die er verdient?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker> <hi rendition="#g">Königinn.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Denn warum ſoll ich es</hi><lb/> verbergen, Sire? — ich ſchätz’ ihn ſehr und<lb/> lieb’ ihn,<lb/> als meinen theuerſten Verwandten, der<lb/> einſt werth befunden worden, einen Namen<lb/> zu führen, der mich mehr anging — Ich habe<lb/> noch nicht recht einſehn lernen, daß er mir<lb/> gerade darum fremder ſollte ſein<lb/> als jeder andre, weil er ehedem<lb/> vor jedem andern theuer mir geweſen.<lb/> Wenn Ihre Staatsmaxime Bande knüpft,<lb/> wie ſie für gut es findet, ſoll es ihr<lb/> doch etwas ſchwerer werden ſie zu löſen.<lb/> Ich will nicht haſſen, wen ich ſoll — und weil<lb/> man endlich doch zu reden mich gezwungen —<lb/> ich will es nicht — will meine Wahl nicht<lb/> länger<lb/> gebunden ſehn — ein zwingendes Verbot<lb/> ſoll meiner Freunde Werth bei mir erheben,<lb/> ſoll bis zur Übertreibung mich verſuchen,<lb/> ich will ſogar —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0347]
Vierter Akt.
die er bedarf und auch verdient, ſich zu
erfreuen hat in ſeines Vaters Herzen —
König.
Die er verdient?
Königinn.
Denn warum ſoll ich es
verbergen, Sire? — ich ſchätz’ ihn ſehr und
lieb’ ihn,
als meinen theuerſten Verwandten, der
einſt werth befunden worden, einen Namen
zu führen, der mich mehr anging — Ich habe
noch nicht recht einſehn lernen, daß er mir
gerade darum fremder ſollte ſein
als jeder andre, weil er ehedem
vor jedem andern theuer mir geweſen.
Wenn Ihre Staatsmaxime Bande knüpft,
wie ſie für gut es findet, ſoll es ihr
doch etwas ſchwerer werden ſie zu löſen.
Ich will nicht haſſen, wen ich ſoll — und weil
man endlich doch zu reden mich gezwungen —
ich will es nicht — will meine Wahl nicht
länger
gebunden ſehn — ein zwingendes Verbot
ſoll meiner Freunde Werth bei mir erheben,
ſoll bis zur Übertreibung mich verſuchen,
ich will ſogar —
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