Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. der Vorsicht mir -- -- Warum von tausendVätern just eben diesen Vater Mir? Und Ihm just diesen Sohn von tausend bessern Söhnen? Zwei unverträglichere Gegentheile fand die Natur in ihrem Umkreis nicht. Wie mochte sie die beiden letzten Enden des menschlichen Geschlechtes -- Mich und Ihn -- durch ein so heilig Band zusammen zwingen? Furchtbares Loos! Warum mußt' es geschehn? Warum zwei Menschen, die sich ewig meiden, in Einem Wunsche schrecklich sich begegnen? Hier, Rodrigo, siehst Du zwei feindliche Gestirne, die im ganzen Lauf der Zeiten ein einzigmal in scheitelrechter Bahn zerschmetternd sich berühren, dann auf immer und ewig aus einander fliehn. Marquis. Mir ahndet ein unglücksvoller Augenblick. Karlos. Mir selbst. Wie Furien des Abgrunds folgen mir die schauerlichsten Träume. Zweifelnd ringt Dom Karlos. der Vorſicht mir — — Warum von tauſendVätern juſt eben dieſen Vater Mir? Und Ihm juſt dieſen Sohn von tauſend beſſern Söhnen? Zwei unverträglichere Gegentheile fand die Natur in ihrem Umkreis nicht. Wie mochte ſie die beiden letzten Enden des menſchlichen Geſchlechtes — Mich und Ihn — durch ein ſo heilig Band zuſammen zwingen? Furchtbares Loos! Warum mußt’ es geſchehn? Warum zwei Menſchen, die ſich ewig meiden, in Einem Wunſche ſchrecklich ſich begegnen? Hier, Rodrigo, ſiehſt Du zwei feindliche Geſtirne, die im ganzen Lauf der Zeiten ein einzigmal in ſcheitelrechter Bahn zerſchmetternd ſich berühren, dann auf immer und ewig aus einander fliehn. Marquis. Mir ahndet ein unglücksvoller Augenblick. Karlos. Mir ſelbſt. Wie Furien des Abgrunds folgen mir die ſchauerlichſten Träume. Zweifelnd ringt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KAR"> <p><pb facs="#f0034" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> der Vorſicht mir — — Warum von tauſend<lb/> Vätern<lb/> juſt eben dieſen Vater Mir? Und Ihm<lb/> juſt dieſen Sohn von tauſend beſſern Söhnen?<lb/> Zwei unverträglichere Gegentheile<lb/> fand die Natur in ihrem Umkreis nicht.<lb/> Wie mochte ſie die beiden letzten Enden<lb/> des menſchlichen Geſchlechtes — Mich und<lb/> Ihn —<lb/> durch ein ſo heilig Band zuſammen zwingen?<lb/> Furchtbares Loos! Warum mußt’ es geſchehn?<lb/> Warum zwei Menſchen, die ſich ewig meiden,<lb/> in Einem Wunſche ſchrecklich ſich begegnen?<lb/> Hier, Rodrigo, ſiehſt Du zwei feindliche<lb/> Geſtirne, die im ganzen Lauf der Zeiten<lb/> ein einzigmal in ſcheitelrechter Bahn<lb/> zerſchmetternd ſich berühren, dann auf immer<lb/> und ewig aus einander fliehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Mir ahndet</hi><lb/> ein unglücksvoller Augenblick.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Mir ſelbſt.</hi><lb/> Wie Furien des Abgrunds folgen mir<lb/> die ſchauerlichſten Träume. Zweifelnd ringt<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0034]
Dom Karlos.
der Vorſicht mir — — Warum von tauſend
Vätern
juſt eben dieſen Vater Mir? Und Ihm
juſt dieſen Sohn von tauſend beſſern Söhnen?
Zwei unverträglichere Gegentheile
fand die Natur in ihrem Umkreis nicht.
Wie mochte ſie die beiden letzten Enden
des menſchlichen Geſchlechtes — Mich und
Ihn —
durch ein ſo heilig Band zuſammen zwingen?
Furchtbares Loos! Warum mußt’ es geſchehn?
Warum zwei Menſchen, die ſich ewig meiden,
in Einem Wunſche ſchrecklich ſich begegnen?
Hier, Rodrigo, ſiehſt Du zwei feindliche
Geſtirne, die im ganzen Lauf der Zeiten
ein einzigmal in ſcheitelrechter Bahn
zerſchmetternd ſich berühren, dann auf immer
und ewig aus einander fliehn.
Marquis.
Mir ahndet
ein unglücksvoller Augenblick.
Karlos.
Mir ſelbſt.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/34>, abgerufen am 17.02.2025. |