Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Vierter Akt. Kabinet des Königs. Siebenter Auftritt. Der König in einem Sessel -- neben ihm die Infantinn Klara Eugenia. König nach einem tiefen Stillschweigen. Nein! Es ist dennoch meine Tochter -- Wie kann die Natur mit solcher Wahrheit lügen? Dieß blaue Auge ist ja mein! Find' ich in jedem dieser Züge mich nicht wieder? Kind meiner Liebe, ja Du bist's. Ich drücke Dich an mein Herz -- Du bist mein Blut. Er stutzt und hält inne. Mein Blut! Was kann ich schlimm'res fürchten? -- -- Meine Züge, sind sie die seinigen nicht auch? Er hat das Medaillon in die Hand genommen, und sieht wechselsweise auf das Bild und in einen gegenüber stehenden Spiegel -- endlich wirft er es zur Erde, steht schnell auf und drückt die Infantinn von sich. Weg! Weg! In diesem Abgrund geh' ich unter. Vierter Akt. Kabinet des Königs. Siebenter Auftritt. Der König in einem Seſſel — neben ihm die Infantinn Klara Eugenia. König nach einem tiefen Stillſchweigen. Nein! Es iſt dennoch meine Tochter — Wie kann die Natur mit ſolcher Wahrheit lügen? Dieß blaue Auge iſt ja mein! Find’ ich in jedem dieſer Züge mich nicht wieder? Kind meiner Liebe, ja Du biſt’s. Ich drücke Dich an mein Herz — Du biſt mein Blut. Er ſtutzt und hält inne. Mein Blut! Was kann ich ſchlimm’res fürchten? — — Meine Züge, ſind ſie die ſeinigen nicht auch? Er hat das Medaillon in die Hand genommen, und ſieht wechſelsweiſe auf das Bild und in einen gegenüber ſtehenden Spiegel — endlich wirft er es zur Erde, ſteht ſchnell auf und drückt die Infantinn von ſich. Weg! Weg! In dieſem Abgrund geh’ ich unter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0337" n="325"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Vierter Akt.</hi> </fw><lb/> <stage> <hi rendition="#g">Kabinet des Königs.</hi> </stage> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Siebenter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage>Der <hi rendition="#g">König</hi> in einem Seſſel — neben ihm<lb/> die Infantinn <hi rendition="#g">Klara Eugenia.</hi></stage><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker><lb/> <stage>nach einem tiefen Stillſchweigen.</stage><lb/> <p>Nein! Es iſt dennoch meine Tochter — Wie<lb/> kann die Natur mit ſolcher Wahrheit lügen?<lb/> Dieß blaue Auge iſt ja mein! Find’ ich<lb/> in jedem dieſer Züge mich nicht wieder?<lb/> Kind meiner Liebe, ja Du biſt’s. Ich drücke<lb/> Dich an mein Herz — Du biſt mein Blut.</p><lb/> <stage>Er ſtutzt und hält inne.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Mein Blut!</hi><lb/> Was kann ich ſchlimm’res fürchten? — —<lb/> Meine Züge,<lb/> ſind ſie die <hi rendition="#g">ſeinigen</hi> nicht auch?</p><lb/> <stage>Er hat das Medaillon in die Hand genommen, und<lb/> ſieht wechſelsweiſe auf das Bild und in einen gegenüber<lb/> ſtehenden Spiegel — endlich wirft er es zur Erde, ſteht<lb/> ſchnell auf und drückt die Infantinn von ſich.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Weg! Weg!</hi><lb/> In dieſem Abgrund geh’ ich unter.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0337]
Vierter Akt.
Kabinet des Königs.
Siebenter Auftritt.
Der König in einem Seſſel — neben ihm
die Infantinn Klara Eugenia.
König
nach einem tiefen Stillſchweigen.
Nein! Es iſt dennoch meine Tochter — Wie
kann die Natur mit ſolcher Wahrheit lügen?
Dieß blaue Auge iſt ja mein! Find’ ich
in jedem dieſer Züge mich nicht wieder?
Kind meiner Liebe, ja Du biſt’s. Ich drücke
Dich an mein Herz — Du biſt mein Blut.
Er ſtutzt und hält inne.
Mein Blut!
Was kann ich ſchlimm’res fürchten? — —
Meine Züge,
ſind ſie die ſeinigen nicht auch?
Er hat das Medaillon in die Hand genommen, und
ſieht wechſelsweiſe auf das Bild und in einen gegenüber
ſtehenden Spiegel — endlich wirft er es zur Erde, ſteht
ſchnell auf und drückt die Infantinn von ſich.
Weg! Weg!
In dieſem Abgrund geh’ ich unter.
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