Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. im vollen Frühling seines jungen Ruhms,freiwillig aus den Schranken trat -- und jetzt an diesem Hof sich selber lebt -- nur darum von seines Königs Gnade übergangen, weil sein bescheidenes Verdienst bis jetzt vor der Belohnung sich verbarg. König. Ich bin erstaunt -- Was ist das für ein Mensch, der das gethan, und unter dreien, die ich frage, nicht einen einz'gen Neider hat? -- Gewiß! der Mensch besitzt den ungewöhnlichsten Karakter oder keinen -- Wunders wegen muß ich ihn sprechen. Zum Herzog von Alba. Nach gehörter Messe bringt ihn in's Kabinet zu mir. Der Herzog geht ab. Der König ruft Feria. Und Ihr nehmt meine Stelle im geheimen Rathe. Er geht ab. Feria. Der Herr ist heut sehr gnädig. Dom Karlos. im vollen Frühling ſeines jungen Ruhms,freiwillig aus den Schranken trat — und jetzt an dieſem Hof ſich ſelber lebt — nur darum von ſeines Königs Gnade übergangen, weil ſein beſcheidenes Verdienſt bis jetzt vor der Belohnung ſich verbarg. König. Ich bin erſtaunt — Was iſt das für ein Menſch, der das gethan, und unter dreien, die ich frage, nicht einen einz’gen Neider hat? — Gewiß! der Menſch beſitzt den ungewöhnlichſten Karakter oder keinen — Wunders wegen muß ich ihn ſprechen. Zum Herzog von Alba. Nach gehörter Meſſe bringt ihn in’s Kabinet zu mir. Der Herzog geht ab. Der König ruft Feria. Und Ihr nehmt meine Stelle im geheimen Rathe. Er geht ab. Feria. Der Herr iſt heut ſehr gnädig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#LER"> <p><pb facs="#f0264" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos.</hi></fw><lb/> im vollen Frühling ſeines jungen Ruhms,<lb/> freiwillig aus den Schranken trat — und<lb/> jetzt<lb/> an dieſem Hof ſich ſelber lebt — nur darum<lb/> von ſeines Königs Gnade übergangen,<lb/> weil ſein beſcheidenes Verdienſt bis jetzt<lb/> vor der Belohnung ſich verbarg.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ich bin</hi><lb/> erſtaunt — Was iſt das für ein Menſch,<lb/> der <hi rendition="#g">das</hi><lb/> gethan, und unter dreien, die ich frage,<lb/> nicht einen einz’gen Neider hat? — Gewiß!<lb/> der Menſch beſitzt den ungewöhnlichſten<lb/> Karakter oder keinen — Wunders wegen<lb/> muß ich ihn ſprechen.</p><lb/> <stage>Zum Herzog von Alba.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Nach gehörter Meſſe</hi><lb/> bringt ihn in’s Kabinet zu mir.</p><lb/> <stage>Der Herzog geht ab. Der König ruft Feria.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Und Ihr</hi><lb/> nehmt meine Stelle im geheimen Rathe.</p><lb/> <stage>Er geht ab.</stage> </sp><lb/> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#g">Feria.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Herr iſt heut ſehr gnädig.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0264]
Dom Karlos.
im vollen Frühling ſeines jungen Ruhms,
freiwillig aus den Schranken trat — und
jetzt
an dieſem Hof ſich ſelber lebt — nur darum
von ſeines Königs Gnade übergangen,
weil ſein beſcheidenes Verdienſt bis jetzt
vor der Belohnung ſich verbarg.
König.
Ich bin
erſtaunt — Was iſt das für ein Menſch,
der das
gethan, und unter dreien, die ich frage,
nicht einen einz’gen Neider hat? — Gewiß!
der Menſch beſitzt den ungewöhnlichſten
Karakter oder keinen — Wunders wegen
muß ich ihn ſprechen.
Zum Herzog von Alba.
Nach gehörter Meſſe
bringt ihn in’s Kabinet zu mir.
Der Herzog geht ab. Der König ruft Feria.
Und Ihr
nehmt meine Stelle im geheimen Rathe.
Er geht ab.
Feria.
Der Herr iſt heut ſehr gnädig.
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